„Borgia“ – Mord, Korruption und Sex [Serienstart der Woche]

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Bild: Destina - Fotolia.com
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Ab diesem Montag (17. Oktober) zeigt das ZDF das Historienspektakel „Borgia“ zur besten Sendezeit um 20.15 Uhr und verspricht „eines der filmischen Highlights im ausgehenden Fernsehjahr“. Den Zuschauer erwartet ein Einblick in die Renaissance mit Machtspielen, Intrigen und Liebesgeschichten.

„Also die Borgias sind ja quasi Shakespeare live. Da wird gemordet und geraubt und geliebt und verraten und gehasst wie in jeder anständigen Fernsehserie“, so der Regisseur Oliver Hirschbiegel über sein neues Machwerk „Borgia“. Auf sein Konto gehen Filme wie „Der Untergang“, „Das Experiment“ und „Invasion“. Mit den Aussagen zur Borgia-Familie hat er keineswegs übertrieben: Sie galt seit jeher als Schrecken von Rom, an Machtbesessenheit kaum zu überbieten. Da sie zwei Päpste stellten, wird hier auch ein dunkles Kapitel der Kirche geöffnet.
 
Genug Stoff, dass sich gleich zwei aktuelle Produktionen der Familiengeschichte widmen. Eine Version kommt aus den USA, die andere ist eine europäische Verfilmung. Im heutigen Serienstart stellt DIGITALFERNSEHEN.de die europäische Variante vor, die ab dem 17. Oktober beim ZDF gezeigt wird.

Der Familienclan

Von der berühmt-berüchtigten Adelsfamilie Borgia könnten sich einige Drogenkartelle heutzutage eine Scheibe abschneiden. So waren Mord, Intrigen und Ehebruch keine Seltenheit. In einer Zeit voller geistiger Errungenschaft und kultureller Hochblüte hat der skrupellose Kardinal Rodrigio Borgia es sich zum Ziel gesetzt, alle Macht an sich zu reißen und Papst zu werden. Mit seinen unehelichen Kindern Juan, Cesare und Lucrezia hegt er den Plan, eine Dynastie zu etablieren, die über die gesamte Welt herrschen soll.
 
In der Mini-Serie tauchen drastische Gewalt- sowie Sexszenen auf: Diese Bilder würden zu unserer Geschichte eben auch dazugehören. Das 15. Jahrhundert ist mehr als die Kunst von Michelangelo und Leonardo da Vinci. Laut Hirschbiegel sollen Kinder um 20.15 Uhr auch nicht mehr fernsehen. Trotz Sado-Maso-Sex und anderen Exzessen: Insgesamt sei die Serie für Kinder ab zwölf Jahren zumutbar. Dafür wurden für die TV-Ausstrahlung eigens einige Szenen „entschärft“. Am 1. Dezember erscheint die erste Staffel als „Director’s Cut“ auf Blu-ray – hier geht es dann wieder ungeschnitten zu.Der Kampf um Authentizität

Das Historienspektakel kostete 25 Millionen Euro und ist damit eine der teuersten europäischen Produktionen. Dafür konnten sich die Macher viel Liebe zum Detail leisten. Ein Hairstylist, der schon für den Oscar nominiert war. Der originalgetreue Nachbau der Sixtinischen Kapelle. 4 000 Komparsen aus 18 Nationen – „Borgia“ wartet mit einigen Sahnehäubchen auf. Das ZDF war als Koproduzent an der Verfilmung beteiligt, ebenso wie Atlantique Production/EOS Entertainment, der ORF und der französische Canal+.
 
Die Dreharbeiten fanden im schönen Prag statt, in den Barrandov-Studios. Außendrehs gab es in Prag oder Teltsch, Straßenzüge des mittelalterlichen Roms oder der Petersplatz zum Beispiel wurden kurzum auf dem Studiogelände nachgebaut. Das sind gute Voraussetzungen für den gigantischen Erzählstoff und die notwendigen Bilder. Die Kostüme, Rituale und Gebäude sollen besonders authentisch dargestellt werden.
 
Insgesamt betonen die Macher die Authentizität des Werkes, welches durchaus als kleine Geschichtsstunde rezipiert werden darf. Der Drehbuchautor Tom Fontana, der bereits Produzent und Autor für die Serien „Oz“ und „Homicide“ war, ist wochenlang im Vatikan gewesen und hat in Archiven gelesen. So halfen ihm unter anderem Aufzeichnungen des Straßburgers Johannes Burkard, der unter Alexander VI. als Zeremonienmeister diente, um Gespräche und Stimmungen einzuschätzen.  

Die Darsteller

 
John Doman verkörpert den späteren Papst Alexander VI., Rodrigo Borgia. Der international bekannte Schauspieler wirkte schon in „Emergency Room“, „The Wire“ und „Blue Valentine“ mit. Seine nymphomane Filmtochter Lucrezia wird gespielt von Isolda Dychauk, die zuletzt das Gretchen in Alexaner Sokurovs „Faust“-Verfilmung war.
 
Der Autodidakt Mark Ryder mimt den Cesare Borgia. Er spielte bereits in „Robin Hood“ und „Small Island“ mit. Der attraktive Stanley Weber ist bisher eher in französischen Fernsehserien in Erscheinung getreten, so etwa in „Figaro“. Die deutsche Schauspielerin Andrea Sawatzki spielt die Rolle der prinzipientreuen Adriana de Mila. 
 
Erwähnenswert sind zudem die zahlreichen Komparsen, auf die bereits hingewiesen wurde. „Am Set waren Franzosen, Italiener, Spanier, Deutsche, Russen, Engländer, Nordiren, Kanadier, Tschechen, Amerikaner, insgesamt 18 Nationalitäten“, so Hirschbiegel. So ist es nicht verwunderlich, dass man sich auf Englisch als Drehsprache verständigte.ZDFs „Borgia“ versus ProSiebens „Die Borgias – Sex. Macht. Mord. Amen.“

 
Es gilt als Coup des scheidenden ZDF-Programmdirektors Thomas Bellut, der künftig beim Mainzer Sender das Intendantenamt übernimmt: ProSieben zeigt seine US-amerikanische „Borgia“-Variante erst, nachdem das ZDF seine Produktion gezeigt hat. Ab dem 9. November läuft das Epos beim Privatsender in vier Folgen in Spielfilmlänge und übernimmt damit den Sendeplatz der Serie „Desperate Housewives“ um 20.15 Uhr. In den USA lief das Historiendrama beim Pay-TV-Sender Showtime und konnte zur Premiere 3,7 Millionen Zuschauer begeistern. Während derzeit die 1. Staffel für sechs Emmy-Awards nominiert ist, wird die 2. Staffel bereits gedreht.
 
Auch die Schauspieler der amerikanischen Verfilmung sind längst keine Unbekannten: Jeremy Irons spielte schon in „Eragon“ und „Königreich der Himmel“, Francois Arnaud ist bekannt aus „Jane Eyre“ und David Oakes kennt der geneigte Zuschauer aus „Säulen der Erde“.
 
Der Regisseur der ZDF-Version Oliver Hirschbiegel findet seine Schauspieler jedoch authentischer: „Doch unsere Besetzung ist interessanter und glaubwürdiger. Unsere Lucrezia (Isolda Dychauk) ist 17 Jahre alt, so wie die historische Figur, unsere Guilia erst 20 – während in der ProSieben-Produktion fast alle Darsteller schon 30 sind“.
 
Interessanterweise war Hirschbiegel auch für die USA-Version angefragt worden. Er habe den Ansatz aber nicht so gut gefunden. Für ihn habe es zu viele Ähnlichkeiten zu „Die Tudors“ gegeben. Der Regisseur, der den Part am Ende übernahm, ist aber keine wirkliche zweite Wahl: Auf das Konto von Neil Jordan gehen Filme wie „Interview mit einem Vampir“ und „Die Fremde in dir“. Es wird also spannend, beide Verfilmungen miteinander zu vergleichen.

„Borgia“ im ZDF

 
Ab dem 17. Oktober werden die sechs Folgen von „Borgia“ in zwei Wochen montags, mittwochs und donnerstag jeweils um 20.15 Uhr ausgestrahlt. Sie dauern jeweils 100 Minuten. Gedreht wurde für jede Folge rund 25 Tage, pro Tag lief die Kamera zwölf bis dreizehn Stunden.

„Borgia“ in Kürze

 
Originaltitel: „Borgia“| Produktionsjahr: 2011 | Erstausstrahlung:  10. Oktober 2011 (Frankreich, Canal+) | dt. TV-Erstausstrahlung: 17. Oktober 2011 (ZDF) | Folgen: 6 Episoden | Genre: Drama, Historie | Schauspieler: John Doman, Mark Ryder, Stanley Weber, Isolda Dychauk, Andrea Sarwatzki | Inhalt: Im Sommer 1492 liegt der Papst Innozenz VIII. im Sterben. Viele Kardinäle eifern um dessen Nachfolge. Nun gehören Mord, Inzest und Vergewaltigung zum Alltag hinter den Mauern der Vatikanstadt.
 
 
DIGITAL FERNSEHEN stellt Ihnen an dieser Stelle immer am Sonntagvormittag die aus Sicht der Redaktion interessanteste TV-Serie vor, die innerhalb der kommenden sieben Tage im deutschen Fernsehen anläuft.
Serienstarts im Überblick
[Nicole Näser]

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166 Kommentare im Forum

  1. AW: "Borgia" - Mord, Korruption und Sex [Serienstart der Woche] Geschnitten und Verstümmelt, können die sich klemmen.
  2. AW: "Borgia" - Mord, Korruption und Sex [Serienstart der Woche] Wat echt?! Quellen? Habe mich eigentlich sehr auf die Serie gefreut!
  3. AW: "Borgia" - Mord, Korruption und Sex [Serienstart der Woche] Hätten sie es ungeschnitten gezeigt, würden sich wieder genau die gelichen Leute ganz masiv darüber beschweren das man dann erst Nachts die Sendungen bringen darf.
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