
Verbrechen vor wunderschöner Kulisse – das bieten die Filme nach den Krimis von Donna Leon. Ihr Commissario Brunetti ermittelt in Venedig. In „Ewige Jugend“ geht es um einen Sturz in einen Kanal.
Venedig sorgt mal wieder für Aufsehen. Gerade erst hat Amazon-Gründer Jeff Bezos hier pompös geheiratet. Nun soll die Stadt auch noch zur Kulisse für die Netflix-Serie „Emily in Paris“ werden. Doch die Serenissima hat auch eine abgründige Seite – zu erleben in den Filmen nach den Krimis der US-Autorin Donna Leon.
Das Erste wiederholt am Mittwoch (16. Juli) um 20.15 Uhr den vorletzten Fall aus der Krimireihe rund um Commissario Brunetti, «Ewige Jugend», aus dem Jahr 2019. Bis zum 16. August gibt es den Film zudem in der ARD Mediathek.
Ein Sturz und ein Verdacht
Im Mittelpunkt steht die 30-jährige Manuela, gespielt von Nadja Bobyleva („Ein Schwarzwaldkrimi“). Vor 15 Jahren ist sie in einen der unzähligen Kanäle der Lagunenstadt gestürzt. Ihr Gehirn wurde dabei schwer verletzt. Seitdem ist sie auf dem geistigen Stand eines kleinen Kindes.
Ihre Großmutter, die vornehme Wohltäterin Contessa Lando-Continui, kümmert sich liebevoll um ihre Enkelin. Und sie hegt einen schlimmen Verdacht: Manuelas Sturz war kein Zufall. „Ich bin mir sicher, sie wurde gestoßen“, ist die Gräfin (Hildegard Schmahl) überzeugt. Bei einem Empfang in ihrem Palazzo bittet sie Commissario Brunetti (Uwe Kockisch, „Weißensee“), die Ermittlungen wieder aufzunehmen.
Serenissima in Szene gesetzt
Die Venedig-Fans unter den TV-Zuschauern kommen bei „Ewige Jugend“ allemal auf ihre Kosten: Paläste und Straßencafés, versteckte Kanäle und romantische Ecken werden in der Produktion von UFA Fiction im Auftrag der ARD-Tochter Degeto immer wieder in Szene gesetzt.
Ansonsten ist es ein Krimi wie viele andere auch. Fahrt nimmt die Geschichte auf, als ein Mann ermordet wird. Er hatte damals Manuela aus dem Wasser gezogen. Sein einziger Freund (Stephan Bissmeier) spielt eine unrühmliche Rolle und auch im Umfeld der Contessa sind nicht alle vertrauenerweckend, etwa ihr aalglatter Berater (Max von Thun) und ihr Sohn Teo (Andreas Pietschmann), der seit dem Vorfall vor 15 Jahren in Australien lebt.
Familiensorgen und TV-Shopping
Natürlich klärt Brunetti auch diesen Fall auf. Nebenbei muss er sich mit den Plänen seiner halbwüchsigen Sprösslinge auseinandersetzen. Sie wollen ausziehen und zu allem Überfluss auch noch Venedig verlassen. Ein Schock vor allem für seine Ehefrau Paola (Julia Jäger).
Wer dem routinierten Ermittler bei alldem zusieht, wird kaum vor Spannung aus dem Sessel gerissen. Wobei das Drehbuch von Jens-Frederik Otto mit einer witzigen Idee aufwartet: Brunetti zwingt seinen treuherzigen Polizeimitarbeiter Alvise (Dietmar Mössmer) dazu, zu Recherchezwecken 48 Stunden lang vor der Glotze zu sitzen. Mit dem Ergebnis, dass der wie gefesselt ins Puschenkino starrende Ordnungshüter den Verlockungen des TV-Shoppings erliegt und am Ende mit einem Berg überflüssiger Warenpakete dasitzt.
Die Gräfin und der Mietwucher
Ganz nebenbei spricht „Ewige Jugend“ ein brisantes Thema an, das viele Venezianerinnen und Venezianer sehr beschäftigt. Es geht um die Mieten, die in der Lagunenstadt ins Unermessliche steigen, nicht zuletzt wegen der Massen an Touristen, die jedes Jahr anreisen.
Um der Abwanderung der venezianischen Bevölkerung entgegenzuwirken, hat die Contessa Lando-Continui einen Fonds gegründet. Dieser kauft Wohnhäuser und restauriert diese. Normale Venezianer sollen hier zu normalen Preisen leben können – und nicht die vielen reichen Auswärtigen, die mit ihrem Geld alles aufkaufen wollen.
Vor bald 25 Jahren im Oktober 2000 startete die Reihe über den Kommissar nach den Bestsellern von Donna Leon (82), Weihnachten 2019 lief die letzte Folge „Stille Wasser“. Anfangs war Joachim Król der Commissario und Barbara Auer seine intellektuelle Ehefrau Paola aus altem venezianischem Adel. 2003 übernahmen Kockisch und Jäger die Rollen des Ehepaares, das sich gerne neckt und trotzdem über alles liebt.
Von Cordula Dieckmann, dpa / Redaktion DF: mw
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Bildquelle:
- Donna-Leon-Endlich-Mein-Brunetti: © ARD Degeto/Nicolas Maack