Deutscher Fernsehpreis wird vergeben

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Bild: Destina - Fotolia.com
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Gottschalk, Böhmermann, „Babylon Berlin“ – Die deutsche Fernsehbranche ist in Feierlaune: In Köln wird eine der wichtigsten Auszeichnung des Geschäfts verliehen. Ein Thema des Abends dürfte das seit geraumer Zeit gehypte Serien-Genre werden – und seine Autoren. Im Fernsehen ist die Gala erneut nicht zu sehen.

Wenn Thomas Gottschalk (67) am Freitag die Bühne des Deutschen Fernsehpreises betritt, wird nicht wenigen Gästen im Kölner Palladium einen Satz im Kopf herumschwirren: „Ich nehme diesen Preis nicht an!“ Er stammt von Marcel Reich-Ranicki (1920-2013), der im Jahr 2008 die Ehrung für sein Lebenswerk ablehnte. Da Gottschalk damals Moderator der Gala war, fiel ihm die Aufgabe zu, den erbosten Literaturkritiker auf offener Bühne wieder einzufangen, was ihm mustergültig gelang. Es wurde ein Stück Fernsehgeschichte.

Warum man an den Satz denken wird? Am Freitag bekommt Gottschalk selbst den Fernsehpreis für sein Lebenswerk. Die TV-Branche rollt in Köln den roten Teppich aus und sucht die besten Filme, Serien, Shows Moderatoren, TV-Journalisten, Autoren und viele mehr. Da der Ehrenpreis vorab bekannt gemacht wird, ist Gottschalk bislang der einzige Gast, der weiß, dass er auf jeden Fall abräumen wird. „Gut, dass Marcel Reich Ranicki den damals nicht mitgenommen hat. Jetzt krieg ich ihn!“, twitterte er bereits schelmisch.

Gerade der Vergleich mit 2008 beleuchtet die wechselhafte Geschichte, die der Preis in den vergangenen Jahren durchlebt hat. Dass es diesmal einen großen Fernsehmoment geben wird, ist nämlich unmöglich. Die Gala, die von Barbara Schöneberger (43) moderiert wird, wird abermals nicht im Fernsehen übertragen. Bereits 2016 war das so. 2017 wurde ein Zusammenschnitt gezeigt. 2015 gab es gar keine Verleihung. Immer wieder war Kritik wegen schlechter Quoten, oft wechselnder Kategorien und der Machart der Show aufgekommen.

In diesem Jahr ist nach Düsseldorf nun wieder Köln Gastgeber der Gala. Die Frage, was vom neuen Jahrgang hängenbleiben wird, führt zuerst zu Serien und Mehrteilern. Deutschland hat in dem von US-Ware dominierten Bereich aufgeholt. „In der Geschichte des Fernsehpreises kann 2017 ohne Übertreibung als Jahr der starken Serien gelten“, erklärte bereits der Jury-Vorsitzende Lutz Carstens.

Spitzenreiter ist die von der ARD gemeinsam mit dem Abo-Anbieter Sky produzierte historische Krimiserie „Babylon Berlin“, die in acht Kategorien ins Rennen geht. Sie tritt in „Beste Drama-Serie“ unter anderem gegen das Krankenhaus-Epos „Charité“ (ARD) und die Serie „4 Blocks“ (TNT Serie) an, die sich um eine arabische Großfamilie in Berlin dreht und sechs Nominierungen verbuchen konnte. Ebenfalls mehrfach bedacht wurden „Das Verschwinden“ (ARD) – unter anderem in „Beste Drama-Serie“ – mit fünf und „Der gleiche Himmel“ (ZDF) mit vier Nennungen.

Außerhalb der fiktionalen Kategorien treten etwa die Journalistinnen Dunja Hayali (43), Caren Miosga (48) und Marietta Slomka (48) in „Beste Moderation/Einzelleistung Information“ gegeneinander an. In der Kategorie „Beste Unterhaltung Late Night“ misst sich Comedian Luke Mockridge (28) mit Satiriker und TV-Moderator Jan Böhmermann.Ärger mit Drehbuchautoren

Für den Gesprächsstoff vor der Gala sorgten allerdings in der Öffentlichkeit meist weniger bekannte Namen – die Drehbuchschreiber. Sie hatten sich durch den Verband Deutscher Drehbuchautoren (VDD) irritiert gezeigt, dass sie in einigen Kategorien nur als „Gäste“ und nicht als „Nominierte“ zu der Gala eingeladen wurden, obwohl sie an den nominierten Filmen und Serien maßgeblich mitgearbeitet hatten. Die Diskussion eskalierte bis hin zu Boykottaufrufen. „Wir sind nicht bloß Gäste. Wir denken uns das aus, was an diesem Abend gewürdigt wird“, hieß es in einem offenen Brief des VDD.

Die Stifter des Fernsehpreises gingen daraufhin auf die Autoren zu. In den Kategorien „Bester Fernsehfilm“ und „Bester Mehrteiler“, in denen bislang nur Produzenten, Regisseure und Redakteure stellvertretend für das Team nominiert wurden, werde man die Regeln anpassen – und auch die Autoren mitnominieren. Auch in allen anderen fiktionalen Kategorien sollen sie nun dabei sein. Die Drehbuchautoren begrüßten die Entscheidung sehr. Die Diskussion über die Wertschätzung der Drehbuchschreiber soll allerdings weitergehen. [dpa]

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