„Die Weggeworfenen“: ZDF-Doku über eine abgeschobene Familie

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Bild: Destina - Fotolia.com
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Mainz – Der Film „Die Weggeworfenen – Geschichte einer Abschiebung“ zeigt das Porträt einer im September 2006 aus Deutschland nach Togo abgeschobenen Familie.

Im September 2006 wurde die Familie Kpakou nach Togo abgeschoben, nach 13 Jahren in Deutschland. Die Familie war Anfang der Neunziger vor einer brutalen Diktatur in die Bundesrepublik geflohen. Die Kinder wuchsen hier auf und kannten nicht viel mehr als den kleinen Fachwerkort Cölbe bei Marburg.

Bis eines Morgens um fünf Uhr die Polizisten in der Wohnung standen. Eine halbe Stunde hatten sie Zeit, um ihre Koffer zu packen, 20 Kilo pro Person. Mit dem ersten von Deutschland organisierten europäischen Sammelabschiebeflug wurden sie zurück nach Afrika gebracht.
 
Der Film zeigt, wie die Familie durch die Abschiebung aus ihrem Leben gerissen wurde. Er erzählt die Geschichte von Teenagern, die verzweifelt versuchen, in einem fremden Land, dessen Sprache sie kaum sprechen, Fuß zu fassen und gleichzeitig die Hoffnung nicht aufgeben, doch noch zurückzukehren: nach Hessen, nach Hause zu ihren Freunden – und zu ihrem Vater, der noch in Deutschland lebt, weil er am Tag der Abschiebung nicht transportfähig war und seitdem schwer krank ist.
 
„Noch immer wache ich jeden Morgen auf und hoffe, alles sei ein Irrtum“, sagt Celestine Kpakou. Von einer Ausbildung zur Zahnarzthelferin hatte sie geträumt, jetzt weiß sie manchmal nicht, wie sie satt werden soll. Auch nach zwei Jahren blickt die 20-Jährige noch ungläubig auf ihr neues Leben, auf das Land, das nun ihre Heimat sein soll. Celestine lernt in einer Näherei das Schneidern. Von ihren
Kolleginnen werden sie und ihre Familie verspottet als „die Weggeworfenen“, die mit leeren Händen aus Europa zurückgekommen sind.
 
Ihr jüngerer Bruder Richie, der in Marburg Klassensprecher war, bereitet sich in einer Schulruine in Ghana auf sein Abitur vor. Mit seiner Mutter ist er nach Ghana umgezogen, weil dort in englischer Sprache unterrichtet wird. Ohne das Geld, das ehemalige Nachbarn, Freunde und Lehrer regelmäßig nach Togo überweisen, würde die Familie auf der Straße landen.
 
Der Film wechselt zwischen Afrika und Deutschland. Er zeigt, wie Richie und seine Freundin Jule am Telefon um ihre erste große Liebe kämpfen. Wie schwer es Celestine und ihrer besten Freundin Jonna fällt, den Kontakt nicht abreißen zu lassen. Er zeigt den Widerstand einer Gruppe von Bürgern, die auch zwei Jahre nach der Abschiebung versucht, das Handeln deutscher Behörden wieder gut zu machen. Niemand weiß, wie lange sie noch durchhalten.
 
„Die Weggeworfenen – Geschichte einer Abschiebung“, ein Film von Lutz Ackermann, Anita Blasberg und Marian Blasberg, zeigt das ZDF am Mittwoch um 0.15 Uhr. [cg]

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2 Kommentare im Forum

  1. AW: "Die Weggeworfenen": ZDF-Doku über eine abgeschobene Familie Da scheint die "Biermann-Story" ja ein Witz dagegen.
  2. AW: "Die Weggeworfenen": ZDF-Doku über eine abgeschobene Familie 00.15 Uhr...bravo ZDF. So macht man das einer breiten Öffentlichkeit bekannt
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