
System gegen Mensch: Mit Einsatz, List und Durchhaltevermögen kämpft eine Psychotherapeutin in einer Klinik im Ruhrgebiet gegen ihren Goliath – das starre Gesundheitswesen. Die Reihe kommt von Bantry Bay, die einst etwa „Club der roten Bänder“ für Vox mit riesigem Erfolg umsetzten.
Die ersten Minuten des neuen TV-Formats „David und Goliath“ wirken bedrückend: Psychotherapeutin Dina Schwarz (Lou Strenger) erlebt bei einem Vorstellungsgespräch im Krankenhaus direkt den harten Klinikalltag.
Ihr gegenüber sitzt die Klinikchefin Dr. Veronika Jelinek (Ulrike C. Tscharre): Jelinek wirkt gestresst, springt von einer Frage zur nächsten und lässt dabei keine Zeit für ein richtiges Gespräch zu. Die grau-wirkende Umgebung verstärkt ein ungutes Gefühl. Plötzlich nimmt Dinas Einstellungsgespräch eine dramatische Wendung.
Schnell wird im Film klar: Hier geht es um die Belastung der Menschen, die im Gesundheitssystem arbeiten, Tag für Tag. „David und Goliath“ läuft am Mittwoch (24. September) um 20.15 Uhr erstmals im Ersten – schon jetzt stehen beide Folgen in der Mediathek zum Abruf bereit. Die Reihe startet zunächst mit zwei Filmen, die ungeschönt zeigen, wie Überlastung im Gesundheitswesen aussehen kann und wie Beschäftigte Stück für Stück in eine Abwärtsspirale geraten können. Suizidgedanken, Burn-out sowie Angst- und Panikzustände erscheinen hier nicht plötzlich, sondern folgen dauerhaften Belastung.
Mehr Personal ist nicht allein die Lösung
Im Mittelpunkt steht die Psychotherapeutin Dina. Sie steht vor der Mammutaufgabe, die psychosoziale Betreuung von rund 4.000 Mitarbeitenden einer Essener Klinik zu übernehmen. Sie versucht, gegen Missstände anzukämpfen, will ihren Kollegen helfen, die eigene Psyche ernster zu nehmen.

Nathan Freye (Tristan Seith, r) und Dina Schwarz (Lou Strenger, l) in einer ernsten Diskussion. Foto: WDR / Martin Rottenkolber
Besonders eindrücklich zu erleben ist der Oberarzt der Intensivstation, der am Ende seiner Kräfte zu sein scheint. Er klagt über fehlendes Personal und geht nicht nur permanent über seine eigenen Grenzen, sondern auch über die seiner Mitarbeitenden. Schnell ist klar: Mehr Personal allein wird die tieferliegenden Probleme nicht lösen können.
Widersprüche aushalten
Stark ist „David & Goliath“ dort, wo Widersprüche sichtbar werden: eine Klinikleiterin, die Entscheidungen treffen muss, die nie vollkommen richtig oder genügend sein werden, gleichzeitig aber bemüht ist, eine bessere Arbeitsatmosphäre zu schaffen. Pflegekräfte, die aus Pflichtgefühl danach streben, fehlerfrei zu sein, während ihnen kaum Luft zum Atmen bleibt. Eine Belegschaft, die die eigene Psyche herunterspielt und trotz Frust und Überlastung füreinander da ist.
„David und Goliath“ schafft es dennoch, den Zuschauer immer mal wieder zum Aufatmen zu bringen. So fügen sich die warmen und humorvollen Momente stimmig in eine menschliche und nahbare Erzählung ein.
Ob David am Ende Goliath besiegen kann, bleibt abzuwarten. Sicher ist: „David und Goliath“ zeichnet ein eindrucksvolles Bild davon, wie groß die inneren und äußeren Kämpfe im Gesundheitssystem sind.
Von Shireen Broszies, dpa / Redaktion DF: mw
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