„Dingsda“-Comeback: Firtz Egner blickt skeptisch auf Retro-Welle

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Bild: Destina - Fotolia.com
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Als Fritz Egner mit „Dingsda“ berühmt wurde, war Fernsehen noch einfach – vor allem war es langsamer. Heute denkt er, dass die Versuche, die gute alte Zeit auf den Bildschirm zurückzuholen „nostalgische Romantik oder Verzweiflung“ seien.

Erst waren es die „Die Montagsmaler“ (SWR), jetzt ist es „Dingsda“ (ARD): Im öffentlich-rechtlichen Fernsehen kehren gerade alte Rateshows zurück auf den Sender. Die Show „Dingsda“, in der Kinder Begriffe erklären und Erwachsene sie raten müssen, kommt diesen Freitag (18.50 Uhr) zurück auf den Bildschirm – mehr als 30 Jahre nach der ersten Ausgabe. Ähnliche Rückholaktionen haben auch schon die Privaten unternommen – RTLplus etwa reaktivierte „Der Preis ist heiß“, „Familien Duell“ und andere Gameshows. Ex-„Dingsda“-Moderator Fritz Egner (69) sieht solche Versuche skeptisch.

Herr Egner, im Fernsehen scheint es so eine Art Retro-Welle zu geben. Können Sie sich das erklären?

Das ist entweder nostalgische Romantik oder Verzweiflung. Ich glaube nicht, dass die alten Formate insgesamt noch wirklich funktionieren können. Fernsehen hat sich total geändert und die jüngere Generation neigt dazu, sich die Dinge eher bei Netflix oder YouTube anzuschauen. Ich weiß nicht, ob die da so offen sind. Ich wurde über die Jahre auch immer wieder von verschiedenen Privatsendern gefragt, ob ich noch mal „Dingsda“ machen würde. Ich habe immer abgesagt. Aber ich wünsche den Leuten, die es probieren, natürlich alles Gute. Vielleicht klappt es. Ich selbst bin auch ein untypischer Fernsehnutzer, ich selektiere sehr stark.

Nun kommt „Dingsda“ tatsächlich zurück. Mareile Höppner wird es moderieren. Wird das klappen?

 Man muss es ausprobieren. Die Aufmerksamkeitsspanne der Zuschauer hat abgenommen – und Kindererklärungen brauchen Zeit. Da ist die Frage, ob das vom heutigen Zuschauer noch akzeptiert wird. Ich glaube, dass es sich am Ende doch wieder eher die Eltern und Großeltern anschauen, die auch noch das Original kennen. Andererseits kann man sich auch dem Charme der Kinder nicht entziehen. Es ist also reine Spekulation. Vielleicht zieht das immer noch.

War Ihnen damals eigentlich klar, was für ein Erfolg „Dingsda“ werden könnte?

Das war eine sehr seltsame Situation. Ich war beim Radio und hatte eigentlich keine Ambitionen, zum Fernsehen zu gehen. Wir hatten aber eine Hospitantin beim Radio, die dann zum Fernsehen wechselte, in die Abteilung „Neuentwicklungen“. Und die brachte mich da ins Spiel, zunächst für die Show „Vier gegen Willi“. Diese Show bekam am Ende Mike Krüger. Zu mir sagte man aber: Es gibt da noch eine Idee aus England, Fernsehen mit Kindern, das würden wir dir gerne zeigen. Ich war sofort gefangen von dem Ding. Wir hatten dann zehn bis zwölf Millionen Zuschauer – und ich verlor plötzlich von heute auf morgen meine Anonymität.

Fritz Egner (69) kam in den 70ern in München zum Radio. Weil ein Diskjockey des amerikanischen Senders AFN erkrankte, sprang Egner ein – und blieb als Moderator im Programm. Später heuerte er beim Bayerischen Rundfunk an. Der Durchbruch kam, als Egner – der als Musik-Nerd gilt und Tausende Platten besitzt – „Dingsda“ im Fernsehen übernahm. In der Show umschreiben Kinder Begriffe. Bis 1994 moderierte er 132 Folgen des Quoten-Hits. Erfolgreich war er auch mit seiner Show „Die witzigsten Werbespots der Welt“ (Sat.1). Im Radio (Bayern 1) ist er immer noch zu hören. [Jonas-Erik Schmidt, dpa]

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12 Kommentare im Forum

  1. Es hatte alles seine Zeit. Selten, dass die alten Formate genau so erfolgreich sind wie damals die Originale. Der Retro-Aufguss ist meistens schwach.
  2. Naja. Sehe fast täglich laut in der Bahn schreiende Schulkinder. Offenbar also ohne Erziehung. Und jedes dritte Wort ist "Alter". Da hatten wir in den 80ern aber bessere Sprachmanieren
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