In der vierten Programmwoche 2008 zeigt Eins Festival eine Dokumentation, die -mit einem Augenzwinkern- der jüdischen Beschneidungstradition auf den Grund geht.
Als zweites Highlight präsentiert Eins Festival das Drama „Red Dust – Die Wahrheit führt in die Freiheit“, das zum Ende der Apartheid in Südafrika spielt.
Im Vordergrund steht die Wahrheits- und Versöhnungskommission: Niemand darf wegen seiner rassistischen Verbrechen verurteilt werden, wenn er sich zu diesen öffentlich bekennt. Stattdessen erfolgt eine Anhörung, in der Opfer und Täter sich gegenüberstehen und zu einem Versöhnungsdialog aufgefordert werden. Der spannende Enthüllungsthriller endet schließlich in einer traurigen Wahrheit…
Das verlorene Stück, Sendetermin: Dienstag, 22.01.2008, 20:15 Uhr, Ein Film von Oded Lotan
Mit viel Selbstironie begibt sich Oded Lotan auf die Suche nach den Hintergründen der jüdischen Beschneidungstradition, vordergründig immer mit der Fragestellung „Was geschah eigentlich mit meinem abgeschnittenen Stück?“. Bei seiner Reise durch Israel und Deutschland trifft er ungewöhnliche Gesprächspartner: einen „singenden Mohel“ (Beschneider), Eltern beschnittener Jungen und entschiedene Beschneidungsgegner. Ein russisch-stämmiger Wehrdienstleistender erlaubt dem Filmemacher Oded, ihn in die Klinik zu begleiten, wo ihn die kurze Operation seinen Kameraden im Armee-Camp „gleichmachen“ soll. In Berlin-Kreuzberg wohnt er einer kurdischen Beschneidungsfeier bei. Und von einem Kirchenhistoriker erfährt Lotan, dass im Christentum die Taufe die Beschneidung als Zeichen des Bundes zwischen Gott und den Christen ablöste. Von Wissenschaftlern, Denkern, Rabbinern und von seiner Mutter hört der Reisende von den Vorzügen der Beschneidung und ihren Nachteilen. Schließlich findet sich Lotan auf den schmalen Fluren des „Kommissariats für Inspektion von Mohelim“ in Jerusalem wieder. Wird sich hier das Rätsel über den Verbleib seines „verlorenen Stückes“ lösen?
Red Dust – Die Wahrheit führt in die Freiheit, Sendetermin: Freitag, 25.01.2008, 20:15 Uhr, Spielfilm Großbritannien/Südafrika 2004
Dirk Hendricks (Jamie Bartlett), ein brutaler Polizist des alten Regimes, der im Namen der Apartheid gefoltert und gemordet hat, wendet sich an die Wahrheits- und Versöhnungskommission (Truth and Reconciliation Commission) und bittet um Amnestie. Voraussetzung für die Gewährung dieser Bitte ist jedoch die rückhaltlose Offenlegung aller politisch motivierten Verbrechen, die er während der Apartheid beging. Der angesehene Politiker Alex Mpondo (Chiwetel Ejiofor), inzwischen Mitglied des südafrikanischen Parlaments, erhebt aber Einspruch gegen Hendricks’ Amnestie-Gesuch: Vor 18 Jahren wurde er als politischer Gefangener inhaftiert und von Hendricks 31 Tage lang grausam gefoltert. Mpondos Körper ist von den Torturen gezeichnet. Von der Wahrheitskommission befragt, gesteht Hendricks schließlich auch dieses Verbrechen. Doch er verschweigt, dass bei diesen Folterungen Mpondos Mithäftling Steve Sizella ermordet wurde, der damals ein Mitglied des militärischen Flügels des ANC war. Mpondo ist nun in einer schwierigen Situation: Da er während der Folter unter Drogen gesetzt wurde, ist seine Erinnerung getrübt. Und so belastet ihn bis heute die schmerzliche Vorstellung, er habe den Freund möglicherweise ans Messer geliefert. Sein öffentliches Bekenntnis dieses Verrats könnte zwar Hendricks als Lügner überführen, doch dadurch wäre auch Mpondo selbst politisch erledigt. Juristische Unterstützung in diesem verzwickten Fall erhält Mpondo von Sarah Barcant (Hilary Swank), einer fähigen Anwältin, die in ihre alte Heimat Südafrika zurückgekehrt ist und hier von ihrer Vergangenheit eingeholt wird…
Den realen Hintergrund des politischen Gerichtsdramas, in dem die Trennung zwischen Tätern und Opfern, Schuldigen und Unschuldigen verschwimmt, bildet die so genannte „Wahrheits- und Versöhnungskommission“ (Truth and Reconciliation Commission), die von Nelson Mandela 1996 eingesetzt wurde und bis 1998 tätig war. Mit großem Fingerspitzengefühl führt der britische Regisseur Tom Hooper dem Zuschauer vor Augen, dass es keine einfachen Wahrheiten gibt. „Red Dust – Die Wahrheit führt in die Freiheit“macht klar, was es bedeutet, wenn das Fenster zur Vergangenheit auch nur einen Spalt weit geöffnet wird. [mg]
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