„ESC“ 2025: Was man über den Wettbewerb wissen muss

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ESC 2025 Song Contest

Kontroversen, Klänge, Klicks: Das jährliche ESC-Musikspektakel geht dieses Jahr in Basel über die Bühne. So werden Sie um absoluten „ESC“-Experten!

Der Eurovision Song Contest in Basel ist ein Spektakel der Superlative: 37 Acts buhlen um die Krönung und knapp 60.000 Zuschauer sind bei den neun Live-Shows dabei. Im vergangenen Jahr sahen zudem gut 160 Millionen Menschen am Fernsehen zu und weitere rund sieben Millionen auf Social-Media-Kanälen. Was man wissen muss, um bis zum Finale am 17. Mai um 21.00 Uhr in der St. Jakobshalle in Basel mitreden zu können: 

Wer ist der umstrittenste Act?

Das ist wie im vergangenen Jahr in Malmö der Auftritt Israels. Wegen des Gazakriegs mit mehr als 50.000 Toten protestieren viele Menschen dagegen, dass Israel teilnimmt. Zuletzt schrieben 70 frühere ESC-Teilnehmer in einem offenen Brief, Russland sei 2022 auch wegen des Überfalls auf die Ukraine ausgeschlossen worden. „Wir akzeptieren diese Doppelmoral gegenüber Israel nicht“, schrieben sie. Spaniens Sender RTVE hatte eine Debatte über die Teilnahme Israels gefordert. In Island und Slowenien regte sich auch Kritik. Israel warnte seine Bürger, die nach Basel fahren, wachsam zu sein.

Die Sängerin Yuval Raphael (24) hat die Terroranschläge auf Israel am 7. Oktober 2023 überlebt. Sie war mit einer Freundin auf dem Nova-Musikfestival, auf dem Terroristen aus dem Gazastreifen ein Massaker anrichteten. Ihr Song heißt ‚New Day Will Rise‘, im Text geht es um Verlust und Hoffnung. Israel ist beim ESC mit vier Siegen doppelt so erfolgreich wie Deutschland. Zuletzt war 2018 Netta und dem Song ‚Toy‘ erfolgreich. Israel gehört als Mitglied der Eurovision, dem internationalen Programmaustausch der EBU, zu den Teilnehmerländern. Die EBU richtet den Song Contest aus. 

Wen schickt Deutschland ins Rennen?

Die deutsche Hoffnung kommt aus Österreich. Bei der Vorentscheidung setzten sich die Geschwister Abor (26) und Tynna (24) aus Wien durch. Die beiden mit Wurzeln in Ungarn und Rumänien heißen mit bürgerlichem Namen Attila (26) und Tünde (24) Bornemisza. Er spielt Cello, sie singt. Eine zündende Fröhlichkeit wie einst Lena beim deutschen Sieg 2010 mit «Satellite» legen die beiden nicht an den Tag, sie sind eher ernst und zurückhaltend. 

Abor & Tynna fahren für Deutschland zum ESC
Abor & Tynna fahren für Deutschland zum ESC – Foto: NDR/Raab Entertainment/Willi Weber

In ihrem Popsong ‚Baller‘ geht um die Wut einer Verlassenen. Textprobe: „Ich baller’ Löcher in die Nacht“ und „Ich krieg wieder diesen Drang, ich will den Weltuntergang“. Nach Angaben von Google Trends war das Lied in den 30 Tagen bis 6. Mai in allen teilnehmenden Ländern der am zweithäufigsten gesuchte ESC-Beitrag nach „Esa diva“ von Melody aus Spanien. 

Was macht Schweden zum heißesten Favoriten?

Dazu gehören weder Spanien noch Deutschland. Ganz weit vorn steht Schweden, das mit der finnischen Comedy-Gruppe KAJ antritt. Die feschen Jungs Kevin Holmström, Axel Åhman und Jakob Norrgård frönen mit ihrem Spaßsong „Bara bada bastu“ (Einfach in die Sauna gehen) genau dem: dem Saunagang. Sie haben tief in die Trickkiste der Ohrwürmer gegriffen: mit Mitgröl-Parollen wie „Ohhh-ee-oh-ee-oh-ee-ohhh“ und „Saunaaaaa“, garniert mit lustigen Tanzmoves im Saunahandtuch.

Wettbüros sehen die drei seit Wochen als Topfavorit. Auf den Plätzen dahinter liegen Österreich mit dem Countertenor JJ und der Ballade „Wasted Love“, eine Mischung aus Pop, Techno und Oper, sowie Louane aus Frankreich, die in „Maman“ ihrer verstorbenen Mutter huldigt, und Israel.

Warum Basel?

Weil jeweils das Land den Wettbewerb ausrichten darf, das im Jahr davor gewonnen hat. In Malmö 2024 siegte Nemo aus der Schweiz mit dem Lied „The Code“ – und zertrümmerte die Trophäe gleich beim Siegeslauf.

ESC 2024
© EBU

Was ist neu beim ESC in diesem Jahr?

Selten war die Stimmung so angespannt wie beim ESC 2024 in Malmö. Draußen gab es wegen des Gazakriegs Demonstrationen gegen die israelische Teilnahme, und auch hinter der Bühne war die Stimmung aufgeheizt, mit Ausgrenzung der israelischen Teilnehmerin. Deshalb gibt es jetzt unter anderem Rückzugsräume für Teilnehmende und Zonen, in denen nicht gefilmt werden darf. Neu ist auch das Reglement für Flaggen und Symbole: auf der Bühne und in offiziellen Bereichen strikter, für das Publikum mit mehr Freiraum. 

Auf der Bühne darf jeder nur die Flagge seines Landes zeigen, keine Fahnen etwa, die die LGBTQ+-Community repräsentieren. Im Publikum ist dagegen alles erlaubt, was nach Schweizer Gesetz nicht verboten ist, also auch die palästinensische Flagge. Verboten ist alles, was rassistisch oder diskriminierend ist, Hass oder Gewalt beflügelt oder verbotene terroristische Gruppen betrifft. Pro Person ist eine Fahne im Höchstmaß ein Meter mal 70 Zentimeter erlaubt.

Welche Länder machen mit?

Der Wettbewerb findet zum 69. Mal statt. 37 Acts sind am Start. Sechs sind für das Finale gesetzt: neben dem Titelverteidiger auch Deutschland, Großbritannien, Spanien, Frankreich und Italien. Das sind die fünf größten Beitragszahler der EBU. Die anderen Länder müssen in zwei Halbfinalen um je zehn Plätze kämpfen.

Dass Deutschland mit Österreichern gewinnen will, ist gar nicht so ungewöhnlich. Beim ESC treten auch andere Länder mit Interpreten aus dem Ausland an: Für Schweden sind Finnen am Start, für Irland eine Norwegerin und für San Marino ein Italiener. 

Gastgeber Schweiz holte mit einer Ausländerin sogar einen Sieg: die Kanadierin Céline Dion (57) gewann die Trophäe 1988 für die Schweiz. Die Eidgenossen haben auch schön öfter als Deutschland gewonnen, nämlich 1956, 1988 und 2024. Mit großer Spannung wird erwartet, ob Dion in Basel auftritt: Sie ist sehr krank, und alles hängt bis zur letzten Minute von ihrer Tagesform ab.

Wer zählt zu den ewigen Besten?

Schweden würde mit einem Sieg das achte Mal gewinnen und auf der ewigen ESC-Bestenliste an der Spitze stehen. Noch teilt es sich den Platz mit Irland, das auch siebenmal gewann. Deutschland stand zweimal auf dem Treppchen: 1982 Nicole mit «Ein bisschen Frieden» und 2010 Lena. 

Am entgegengesetzten Ende liegt Norwegen. Das Land steht mit zwölf letzten ESC-Plätzen sogar im Guinnessbuch der Rekorde. Finnland war auch nicht viel besser, und dann kommt auch schon Deutschland. Seit dem Jahr 2000 kam Deutschland nur siebenmal unter die ersten zehn.

Welche Regeln gelten bei den Auftritten?

Neben dem Flaggen-Reglement gilt unter anderem: Auf der Bühne darf es keine Tiere geben, und pro Act sind höchstens sechs Personen zugelassen. Jeder Beitrag darf höchstens drei Minuten lang sein. Politische Statements und Gesten sowie Werbung oder etwas, das den Wettbewerb in Misskredit bringen kann, sind verboten. Das Mindestalter der Teilnehmenden ist 16.

Und was hat es mit den „Douze Points“ auf sich?

Jeder Act kann aus jedem Land maximal 24 Punkte bekommen: Zwölf von einer Fachjury, zwölf durch das Televoting. Daran kann jeder Bewohner eines Landes teilnehmen. Aus Deutschland kann man nicht für den deutschen Beitrag stimmen. Punkte gibt es für die besten zehn Songs. Beim Televoting bekommt der Song, der die meisten Anrufe erhält, zwölf Punkte, der zweite zehn, der dritte acht und ab da geht es in Einer-Schritten weiter.

Wie kann man vom Sofa aus dabei sein?

In der ARD gibt es eine Vor- und Nach-Finale-Show. Mit Moderatorin Barbara Schöneberger und Gästen geht es am Samstag um 20.15 los mit „ESC – der Countdown“, und ab etwa 01.00 Uhr in der Nacht live aus Basel „ESC – die Aftershow“. Wer für Deutschland und Österreich singt, kommt auch zu Wort: Abor und Tynna sowie JJ werden von ihren Erlebnissen berichten.

Text: Christiane Oelrich, dpa / Redaktion DF: mw

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Bildquelle:

  • df-esc-2024: EBU
  • ESC 2025 Song Contest: © RTL / Eurovision
5 Kommentare im Forum
  1. Die sogenannten Infos die ihr hier gibt, sind allgemein bekannt. Naja. Wenigstens habt ihr den Namen des Wettbewerb richtig. Die Bild hat von "European Song Contest" geschrieben. Unfassbar.
  2. Warum meckerst du ? 1. ist es die Bild und 2. haben sie bestimmt nur die Veranstaltung an sich gemeint und nicht den Titel der Veranstaltung. Und ein europäischer Singwettbewerb ist das wohl doch, oder? Obwohl das was da vorgetragen wird hat mit "singen" ja wohl so viel zu tun wie eine Flasche Rum mit Sprudelwasser.
  3. Das ist deine Meinung. Wenn du dir zum Beispiel Österreich in diesem Jahr anhörst, dann hat das sehr wohl was mit Singen zu tun. Es gibt aber auch Songs in diesem Jahr, die ich auch meinem größten Feind nicht vorspielen wollen würde. Weil es ein Angriff auf die Ohren ist. Finnland z. bsp. Pauschal das alle Songs schlecht sind, kann man nicht sagen. Beim ESC können auch Nicht-Europäische Länder teilnehmen, wenn sie Mitglied der EBU sind. Siehe Australien. Außerdem kann man von einer Zeitung erwarten, das sie den korrekten Namen des Wettbewerbs weiß. Ob nun Bild oder nicht.
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