Bonn – Ein einheitliches Verschlüsselungssystem für Deutschland könnte durchaus zum Fall für das Bundeskartellamt werden und hätte auch für Verbraucher Nachteile.
Ab Sommer wird Kabel BW die Verschlüsselung Videoguard von NDS einführen und sich damit von Nagravision trennen, dass noch von Premiere, Kabel Deutschland, Ish und Iesy genutzt wird. MTV und Arena verschlüsseln in Cryptoworks und das Technisat-Radiopaket nutzt Conax. Nicht wenige halten ein einheitliches CA-System für verbraucherfreundlicher. Jedoch könnte eine gemeinsame Verschlüsselung ein Fall für die Kartellwächter werden.
Gegenüber DIGITAL FERNSEHEN betonte der scheidende Präsident des Bundeskartellamts, Ulf Böge, dass die Kartellwächter zu prüfen hätten, „welche wettbewerblichen Folgen es hat, wenn zum Beispiel mehrere Programmanbieter sich auf ein gemeinsames CA-System einigen oder ein marktmächtiger Akteur versucht, ein bestimmtes CA-System als Standard für alle Set-Top-Boxen durchzusetzen“.
Dabei hat Böge, dessen Nachfolger Bernhard Heitzer seit dem 1. April das Präsidentenamt bekleidet, nicht nur die Industrie im Blickfeld. „Solche Verhaltensweisen können nicht nur für Programmanbieter und Hersteller von Set-Top-Boxen, sondern auch für die Verbraucher ganz handfeste Auswirkungen haben, etwa indem sie bestimmte Sender nicht empfangen können oder indem Set-Top-Boxen mit bestimmten Funktionen, die sie sich wünschen, nicht auf den Markt gelangen“, erklärt Böge gegenüber DIGITAL FERNSEHEN.
Indirekt spricht sich Böge damit für Common Interface (CI) aus. Damit wäre sichergestellt, dass der Verbraucher zwischen unterschiedlichen Set-Top-Boxen auswählen kann, wenn CA-Systeme mit CI-Unterstützung genutzt würden. Das komplette Interview mit Ulf Böge steht zum kostenpflichtigen Download auf www.digital-insider.de für Sie bereit. [ft]
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