[Hintergrund] ARD-Quotengarant Mross: Volksmusik und Heile Welt

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Bild: Destina - Fotolia.com
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Stefan Mross hat auf dem Bildschirm seine Bühne gefunden. Mit der Unterhaltungsshow „Immer wieder sonntags“ beschert er der ARD Spitzenquoten. Und macht dabei Stimmung für Volksmusik.

Stefan Mross hat sich als Volksmusikant einen Namen gemacht. Seit 22 Jahren steht er auf der Bühne, bekannt wurde er als Trompeter und als Entdeckung von Karl Moik. Als Fernsehmoderator macht der 35-Jährige nun die Verantwortlichen der ARD glücklich. Er hat die ARD-Sommershow „Immer wieder sonntags“ aus dem Quotentief geholt. Mit Mross als Moderator ist die 1995 gestartete Sendung in die Liga des ebenfalls am Sonntag laufenden „ZDF-Fernsehgarten“ aufgestiegen. Mross selbst sieht sich, wenn er vor die Kamera stritt, als Lobbyist für Volksmusik und deutschen Schlager.

Für Mross sind die Sendungen, die jeden Sonntag im Sommer von 10.00 bis 11.30 Uhr live aus dem Europa-Park im baden- württembergischen Rust kommen, ein Heimspiel. Man kennt sich. „Der Stefan ist einer von uns“, sagt zum Beispiel Andy Borg, als er bei Mross zu Gast ist. Und Hansi Hansi Hinterseer betont: „Wir kennen uns alle seit vielen Jahren und fühlen uns wie eine Familie.“

Mross moderiert „Immer wieder sonntags“ im siebten Jahr. Max Schautzer hat die Sendung erfunden und neun Jahre lang präsentiert. Nach ihm kam 2005 der glücklose Sebastian Deyle. Er hielt sich nur ein Jahr. Mross war der Überraschungsnachfolger.

Der Volksmusikant aus Traunstein, dessen Markenzeichen der bayerische Dialekt ist, hat der jährlichen Sommershow seinen Stempel aufgedrückt. Mit Erfolg: Er hat Einschaltquoten und Marktanteile gegenüber den Krisenzeiten der Sendung verdreifacht. „Immer wieder sonntags“ hat damit den Platzhirsch „ZDF-Fernsehgarten“ überholt. Im Schnitt schauen mehr als zwei Millionen Menschen zu, wenn Mross moderiert. Die Show erreicht damit Marktanteile von bis zu 24 Prozent. Früher waren es zwischen 7 und 8 Prozent.

„Ich wollte die Sendung anfangs gar nicht, weil sie mir zu sehr Gemischtwarenladen war“, sagt Mross. „Die Zuschauer langweilen sich, wenn dauernd Garten- und Kochtipps ausgetaucht oder irgendwelche Hautcremes angepriesen werden.“ Mross baute die Sendung um und machte eine Musikshow aus ihr. Im Gegensatz zur Konkurrenz oder zu anderen aufwendig produzierten Shows geht es bei „Immer wieder sonntags“ gemächlich und unspektakulär zu. Fernsehen wie aus dem Wohnzimmer.

„Die Leute wollen ein bisschen heile Welt. Und sie wollen eine vertraute und unaufgeregte Umgebung“, sagt Mross, der mit der Volksmusiksängerin Stefanie Hertel (31) verheiratet ist. „Sie spüren, dass unsere Show mit Wärme und Herz gemacht wird.“

Außer deutscher Musik lässt Mross nichts gelten. „Englisch kommt bei mir nicht die Tüte“, sagt er. Seine Sendung sei damit eine der wenigen Inseln im deutschen Fernsehen. „Es ist eine Riesenfrechheit den Gebühren zahlenden Zuschauern gegenüber, dass die äußerst beliebten Volksmusiksendungen immer mehr vom Bildschirm verdrängt werden.“ Mit seiner Show will sich Mross gegen diesen Trend stemmen. Die Zuschauer sieht er dabei an seiner Seite.

Kritik am Konzept lässt Rainer Matheis, der Unterhaltungschef des Südwestrundfunks (SWR), nicht gelten. „Ich rate jedem, einfach mal zur Show zu kommen und sich ins Publikum zu setzen“, sagt er. „Nirgendwo gibt es eine derart fröhliche und ausgelassene Stimmung.“

Für Mross selbst hat sein ARD-Engagement einen Imagewandel gebracht. „Ich werde heute, im Gegensatz zu früher, als ernstzunehmender Künstler und Entertainer wahrgenommen“, sagt er. Davon profitiere seine Karriere als Musiker. Im Winter, wenn „Immer wieder sonntags“ Sendepause hat, geht es mit Kollegen der Volksmusik- und Schlagerbranche regelmäßig auf Tour. Gemeinsam bringen sie die TV-Show dann auf die Bühne. [Jürgen Ruf]

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  • Inhalte_Fernsehen_Artikelbild: Destina - Fotolia.com

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