Jan Josef Liefers: „Tatort“-Star mit wenig Lust auf Krimis

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Bild: Destina - Fotolia.com
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Als Prof. Boerne hat Schauspieler Jan Joseph Liefers den wohl beliebtesten Gerichtsmediziner Deutschlands geschaffen und verzückt damit regelmäßig Millionen „Tatort“-Fans. Dabei mag er Krimis nicht mal besonders. Doch Liefers kann nicht nur Boerne, sondern noch viel mehr.

Eigentlich mag er Krimis nicht besonders. Trotzdem hat es Jan Josef Liefers zu einem der beliebtesten TV-Ermittler Deutschlands gebracht. Im „Tatort“ Münster geht er seit 2002 als schnöseliger Gerichtsmediziner Boerne auf Verbrecherjagd und fährt gemeinsam mit seinem Kollegen Axel Prahl alias Kommissar Thiel regelmäßig Traumquoten ein.
 
Daneben ist der gebürtige Dresdner in zahlreichen Kino- und Fernsehfilmen präsent und steht als Musiker auf der Bühne. Die Klatschspalten stellen ihn und seine ebenfalls aus der DDR stammende Frau Anna Loos (43) gern als Traumpaar vor – was beide bestreiten. Am Freitag (8. August) feierte Liefers seinen 50. Geburtstag.
 
In seiner „Tatort“-Rolle als Prof. Dr. Karl-Friedrich Boerne tritt der Schauspieler mit viel Sinn für Witz und Situationskomik als arroganter Rechthaber auf, der allenfalls durch die Überzeichnung liebenswerte Seiten gewinnt. Allein mit der Folge „Summ, summ, summ“ erreichte das Ermittler-Duo in Münster vergangenes Jahr fast 13 Millionen Zuschauer – der erfolgreichste „Tatort“ seit 20 Jahren.
 
„Hier kann man Geschichten machen, die schrulliger und vielleicht auch ein bisschen popeliger sind als in Berlin oder New York, die aber dafür auch viel mehr berühren“, sagte Liefers einmal. Absichtlich hat er seinem Wagner-liebenden Professor Bart und Brille verpasst. „Boerne sollte anders aussehen als ich, damit ich problemlos andere Rollen spielen kann.“

Und davon hat Liefers reichlich. Zu den Highlights gehörte etwa die Hauptrolle als Chirurg Richard Hoffmann in der vielgelobten Bestsellerverfilmung von Uwe Tellkamps Wenderoman „Der Turm“ (2012). Für den Quotenhit „Das Wunder von Lengede“ erhielt er 2004 den Adolf-Grimme-Preis. Und seinen Durchbruch schaffte er 1997 mit gleich zwei Kassenschlagern – mit Helmut Dietls Gesellschaftssatire „Rossini oder die mörderische Frage, wer mit wem schlief“ und dem Roadmovie „Knockin‘ on Heaven’s Door“.
 
In die Schauspielerei wurde Liefers, wie er sagt, „reingeboren“. Seine Eltern arbeiteten in Dresden am Theater, auch sein Großvater war Schauspieler, er wuchs praktisch im Theater auf. Weil er als Künstlerkind im „Arbeiter- und Bauernstaat“ kein Abitur machen durfte, lernte er zunächst Tischler an der Semperoper in Dresden und absolvierte dann die renommierte Schauspielschule „Ernst Busch“ in Berlin.
 
Mit gerade mal 25 trat er am 4. November 1989 – kurz vor dem Fall der Mauer – als Redner bei der legendären Alexanderplatz-Demonstration auf, bei der Hunderttausende gegen Gewalt und Unterdrückung im Stasi-System protestierten. „Ich habe keine wehmütigen Gefühle, wenn ich an die DDR denke. Ich war kein Fan dieses Staates und weine ihm keine Träne nach“, sagte er dem Magazin „Stern“, betont aber auch: „Du wirst nicht plötzlich Wessi, nur weil die Grenze offen ist.“
 
Seine Frau Anna Loos, Schauspielerin aus Brandenburg und seit 2006 Frontfrau der Rock-Band Silly, hat Liefers bei den Dreharbeiten zum Roadmovie „Halt mich fest“ kennengelernt. Das Paar ist seit zehn Jahren verheiratet und lebt mit zwei Töchtern, Hund und Katze im bürgerlichen Berliner Stadtteil Steglitz. Zudem hat Liefers zwei Kinder aus früheren Beziehungen. Mit Loos war er mehrfach auch gemeinsam auf dem Bildschirm zu sehen – etwa 2013 in dem ARD-Film „Nacht über Berlin“ als Liebespaar in der beginnenden NS-Zeit.
 
Trotz seiner Popularität als Schauspieler wollte sich Liefers nie allein darauf festlegen lassen – er arbeitet auch als Regisseur, Drehbuchautor und Filmkomponist. 2002 veröffentlichte er sein Popmusik-Debüt „J.J.@Oblivion“, das an intelligente Pop-Bands wie Blur oder die Flaming Lips erinnerte. Im September soll ein neues Album erscheinen. Für sein soziales Engagement, unter anderem für ein Kinderhospiz, erhielt er 2011 den deutschen Verdienstorden.
 
Wie lange Liefers den Fans bei all diesen Aktivitäten als Prof. Boerne erhalten bleibt, ist offen. „Auch eine lustige und interessante Konstellation wie unsere hat wahrscheinlich eine Halbwertszeit“, sagte er Anfang des Jahres. „Irgendwann wird es genug sein, und dann werden wir aufhören.“[Nada Weigelt/fm]

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17 Kommentare im Forum

  1. AW: Jan Josef Liefers: "Tatort"-Star mit wenig Lust auf Krimis "Irgendwann wird es genug sein und dann werden wir aufhören", so Liefers zum Ermittlerduo Prahl/Liefers. Ginge es nach mir, hätten die beiden gar nicht erst anfangen brauchen, haben die doch aus dem "Tatort" eine Klamaukveranstaltung gemacht. Die "Krimis" mit denen gehören in den Comedy- oder Kinderkanal. Wenn ich da noch an die Tatort-Filme aus den 70er oder 80er Jahren denke, mit ganz normalen Verbrechern - Bankräuber, Mörder, Erpresser - und verbissen um Aufklärung bemühte Kommissare - ganz herausragend Klaus Schwarzkopf, Hansjörg Felm-, dann komme ich heute noch ins Schwärmen. Heute soll häufig eine "gesellschaftspolitische" Botschaft vermittelt werden. Der Ausländeranteil in den JVA's liegt zwischen 80 und 90% - die meisten davon Moslems - in den Krimis gilt jedoch das eiserne Prinzip: "Der Täter ist immer ein Deutscher". Meistens Nazi. Klar doch, steht doch hinter jeder Litfaßsäule ein Rechtsextremist mit nem Baseballschläger. Auch werden Anglizismen eingestreut. Unterschwellig soll so der Eindruck entstehen, es wäre doch total normal, Begriffe wie "Doc, Ticket, Ageny" und vieles andere zu verwenden. Fazit, die Tatort-Folgen der Neuzeit gehen mir am ***** vorbei. Wären die Staatssender echtes und kein Zwangs-Pay-TV, ARD und ZDF wären notgedrungen gezwungen, ihre Programminhalte der Realität im Lande anzupassen und über Themen diskutieren zu lassen, die den Deutschen auf den Nägeln brennen.
  2. AW: Jan Josef Liefers: "Tatort"-Star mit wenig Lust auf Krimis Tja so unterschiedlich sind die Geschmäcker. gerade Prahl und Liefers liefern immer die besten Tatort Filme ab, gerade wegen ihrer Lockerheit. Auf anderen Sendern bekommt man sowas ja nicht zu sehen. Das der Ausländeranteil der JVAs bei 90% liegt ist und bleibt Unsinn!
  3. AW: Jan Josef Liefers: "Tatort"-Star mit wenig Lust auf Krimis Das soll er mal seinem Arbeitgeber sagen. Heute ist das Abendprogramm des 1.TV Programms mal wieder eine Frechheit. Schnulze- Mankell-Mankell-Mankell-Mankell. Und das an einem Samstagabend... ein Witz.
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