Kurzbeinig, widerborstig, unwiderstehlich: Dackel-Doku bei Arte geplant

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Dackel Doku Arte
Foto: Alexander Hein

Der Dackel ist wieder da. Einst von Adeligen geschätzt, dann als Spießer-Begleiter verhöhnt, liegt dieser Hund derzeit international im Trend. Das könnte auch an der unruhigen politischen Lage liegen.

 Was haben Napoleon, Kaiser Wilhelm und Pablo Picasso gemeinsam? Sie alle waren Dackel-Fans. Der französische Herrscher ließ sich der Legende nach sogar mit einem dieser Hunde bestatten, der deutsche Kaiser gewährte seinem Favoriten „Erdmann“ (1890-1901) auf der Wilhelmshöhe bei Kassel ein staatsmännisches Begräbnis – und reiste nach seiner Abdankung mit einer Teckeldame ins holländische Exil. 

Picassos geliebter Lump geriet dagegen zum wohl am meisten porträtierten Vierbeiner der Kunstgeschichte. Im 20. Jahrhundert – vor allem nach dem Zweiten Weltkrieg – waren die kurzbeinigen Charmeure auch beim gemeinen Volk beliebt, gerieten in den 1980er und 1990er Jahren aber unverständlicherweise in den Verdacht, für das Spießbürgertum zu stehen.

Dackel-Museum mit 30 000 Objekten in Regensburg 

Diese dunkle Epoche ist zum Glück überwunden, wie die Dokumentation «Der Dackel» von Pia Schädel („Japans tätowierte Helden“) anschaulich, liebevoll und sachkundig informiert. Sie läuft am kommenden Donnerstag (26. Juni) um 20.15 Uhr auf Arte. 

Der Film umfasst einen hundegeschichtlichen Bogen etwa vom alten Ägypten bis in das Paris unserer Tage, wo es seit 2018 alljährlich am Seine-Ufer zum „Sausage Walk“ (Würstchen-Spaziergang) kommt. „Sausage Dog“ ist im englischen Sprachraum ein beliebter Spitzname für die Dachshunde. Zuletzt haben mehr 2000 teils sehr elegant gekleidete Dackel samt menschlicher Begleitung an dem Pariser Spektakel teilgenommen. 

Mut, Klugheit, Treue, Willensstärke

Ein Highlight des neuen Aufschwungs der Rasse ist auch das Dackel-Museum in Regensburg (Bayern). Dort präsentieren die beiden Floristikmeister Seppi Küblbeck und Oliver Storz rund 30.000 Exponate, die sie in mehr als 25 Jahren gesammelt haben.

„Manche vermuten ja sogar, dass es eigentlich gar kein Hund sei – sondern eine eigenständige Begebenheit“, erklärt der Kenner Storz und schmunzelt. Er vermutet, dass der kleine Gefährte wohl auch als bodenständiger Ausgleich in einer aktuell beunruhigenden Weltlage empfunden wird. 

Gezüchtet dazu, eigene Entscheidungen zu treffen

Kein Wunder: Der Dackel, auch Teckel oder Dachshund genannt, den es in drei Größen und Ausführungen gibt, ist eben „ein Hund wie kein anderer“, wie es in der Doku heißt. Alle Interviewten preisen Mut, Klugheit, Treue und Willensstärke des vielseitigen Jagdgefährten, der einmal als typisch deutsch galt. 

Die Widerständigkeit, Unangepasstheit und geistige Selbstständigkeit der Rabauken, die das Zusammenleben mit ihnen aufreibend, aber nie langweilig machen, fußt auf ihrer durch Zucht erreichten Fähigkeit, in engen dunklen Fuchs- und Dachsbauten eigene Entscheidungen zu treffen. Eine Jägerin erzählt zudem stolz, wie ihr Dackel sie einmal tollkühn und erfolgreich gegen ein angreifendes Wildschwein verteidigt hat.

Im Kriegseinsatz für die Wehrmacht

Die gefürchtete Lähme, die aufgrund des überlangen Rumpfes immer wieder vorkommt, thematisiert die vor allem launig angelegte Sendung nicht. Indes erzählt eine Dackelfreundin, dass es bei der Rasse aufgrund eines riesigen Genpools keine durch Inzucht zu Überzüchtung führende ‚Qualzucht‘ gebe. Was hier allerdings eher wie eine Privatmeinung wirkt. Die Regisseurin zeigt dazu die Geburt und das Aufwachsen von sechs putzmunteren Zwergdackelwelpen. 

Dass sich ein Team von der Uni Bern (Schweiz) mit der Teckel-Urgeschichte befasst, im Krieg deutsche Dackel zur Wehrmacht eingezogen wurden, der österreichische Kollege Strolchi sich darauf spezialisiert hat, in einer barocken Klosteranlage bei Wien auf Holzwurmjagd zu gehen und warum der Würstchenhund das Maskottchen der Olympischen Spiele in München 1972 war, erfährt man in der Doku ebenfalls. 

Die Lebenseinstellung des Hundes mit dem sprichwörtlichen Dackel-Blick bringt dabei Strochis Begleiterin Imma Walderdorff auf den Punkt. „Einem Dackel sagt man am Montag „Sitz!“ – und am Donnerstag sagt er „Vielleicht morgen““, erklärt die Denkmalschützerin. Damit ist eigentlich alles gesagt.

Von Ulrike Cordes, dpa / Redaktion DF: mw

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