Medienpsychologe Groebel: Fernsehen nicht totzukriegen

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Bild: Destina - Fotolia.com
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Das Internet ist keine Gefahr für das Fernsehen – es könnte sich jedoch selbst ins Grab bringen. Für den Medienpsychologe Jo Groebel bleibt das Medium TV trotzdem noch lange unverzichtbar.

Internet und Fernsehen ergänzen sich, sagte der Leiter des Deutschen Digital Instituts in dem Online-Magazin „The European“ am Donnerstag. Während das Internet die Kommunikationsplattform Nummer 1 sei, liefere das Fernsehen die Inhalte. Jede Information werde noch immer über das 75 Jahre alte Medium (das TV-Gerät) verstärkt. Mittlerweile beschreite das Medium zunehmend neue Wege über PC, Netbook, Touchpad, Smartphone – und natürlich via Internet.
 
„Eine ständige Konkurrenz gibt es nicht wirklich“, erklärte Groebel. Zumindest nicht hinsichtlich des Zeitaufwands. Während der Nutzer von heute online surfe, laufe nebenbei der Fernseher. Denn Fernsehen schauen war „übrigens schon immer, ähnlich wie das Radio, über große Strecken eher Nebenbei-Medium“, so der Medienforscher.
 
Trotzdem gebe es offensichtliche Veränderungen – die Art des Inhalts zum Beispiel oder die Nutzungssituation. „Wann schaue ich was und wo“ stehe dabei als entscheidende Leitfrage im Mittelpunkt. Das Bundesligaspiel beispielsweise genießt der Zuschauer lieber „vor dem (heimischen Großbildschirm)“, ist sich der Medienpsychologe sicher. Das „Gros der Kurzangebote“ eigne sich dagegen auch für die mobile Rezeption unterwegs.

Wenn etwas dem Fernsehen gefährlich werden könne, dann am ehesten der Inhalt selbst, zieht Groebel in seiner eher amüsant geschriebenen Bestandsaufnahme ein launisches Fazit. So werde man irgendwann die Möglichkeit nutzen, dem Werbespot zu entkommen. „Es sei denn, die Branche schafft endlich die Überwindung meschuggener Routinen wie ‚bloß brav bleiben, der Kunde ist sonst schockiert‘ à la jedes Waschmittel oder ‚Penetranz schafft Vertrauen‘ à la ‚Carglass'“. Dass es auch anders gehe, würden Unternehmen wie Zalando oder die Bahn mit ihren Spots beweisen.
 
Und dann ist da ja noch die „junge Zielgruppe“ der 12- bis 20-Jährigen, die  „für ein anspruchsvolles und dennoch attraktives Angebot fast aufgegeben worden zu sein“ scheint, so der Leiter des Deutschen Digital Instituts. Trotz 3sat oder ZDFneo werde die Zielgruppe vernachlässigt – und das nicht erst seit der TV-Musikclip vom Bildschirm verschwunden und zu Youtube gewandert ist. Ein Song finde auf dem Videoportal „viel besser statt. Wenn einem in Deutschland nicht mal wieder die GEMA die Suppe versalzt“, teilte Jo Groebel aus.
 
Für die älteren Zuschauer verwies er noch auf die „liebgewonnen Routinen der ‚Tagesablaufstrukturierung'“. Die ältere Generation werde ja auch immer älter und biete „eine TV-Überlebensgarantie von noch Jahrzehnten“. Dazu nehme man die „Errungenschaften“ der letzten zehn Jahre à la Casting-Shows und Scripted Reality und schon erhalte man, nach Ansicht des Medienpsychologen, den Beleg für die „Demokratisierung des Mediums“. Gemixt mit den (amerikanischen) Serien werde das totgeglaubte Fernsehen so wieder belebt. „Denn die Professionalität, die Massenattraktivität, der Breitenimpact, die gesellschaftliche Bühne machen (noch) für lange Zeit das Fernsehen unverzichtbar“. [js]

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