Medientreffpunkt: Doku-Events vorrangig für Zielgruppe jenseits der 50

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Bild: Destina - Fotolia.com
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Leipzig – Nationalsozialismus und deutsche Zeitgeschichte gehen immer. So könnte ein Fazit der Diskussion „Doku-Events – Kampf um den ganzen Abend“ beim Medientreffpunkt Mitteldeutschland lauten.

„Das Thema macht eine Doku zum Event“, sagte Johannes Unger vom RBB und wandte ein: „Aber nicht alle Themen eignen sich zum Event.“ Damit umriss er das Feld für die Kritik an den Doku-Events, nach der Nationalsozialismus und deutsche Opfergeschichten die immer wiederkehrenden Stoffe des Genres seien.
 
Die Leipziger Produzentin Simone Baumann (LE Vision) sagte, dass solche Themen schlicht die dramaturgischen Ansprüche an das Genre der Doku-Events und fiktionalen Geschichtsfilme erfüllten: Man brauche Identifikationsfiguren und eine emotionale, personalisierte Erzählweise

Kollege Frank Höfling brachte das Problem auf den Punkt: „Wir wissen, dass solche Themen funktionieren, und wir wissen, dass andere Themen nicht funktionieren.“ Zum genretypischen Mittel des Reenactment, des szenischen Nachspiels historischer Ereignisse, sagte Höfling, es sei mittlerweile aus der Mode gekommen. „Das ist inzwischen auch beim Zuschauer durchgefallen.“ Als neuen Trend sieht er, dass jetzt das fiktionale Fernsehen verstärkt auf historische Stoffe setze: „Das Leben schreibt die besten Drehbücher.“
 
Wie man für einen Film zu einer Zusammenarbeit mit Historikern finde, um die historische Korrektheit eines Filmes abzusichern, beschrieb Baumann. Zuerst suche man die akademisch profiliertesten Kenner eines Themas, dann führe man Recherchegespräche mit ihnen, schließlich werde derjenige ausgesucht, „der sendefähige Sätze sagen kann“, so Baumann.
 
Am Ende des Panels, als Moderator Steffen Grimberg von der „Tageszeitung“ (taz) die Diskussion für das Publikum geöffnet hatte, beklagten einige Zuhörer die Fokussierung der Doku-Formate auf die deutsche Geschichte zwischen 1933 und 1945. Warum man nicht jüngeren Themen und jüngeren Autoren eine Chance bei den Öffentlich-Rechtlichen gebe, wollte ein Gast im Publikum wissen.Des Problems, dass man vorrangig eine Zielgruppe jenseits der 50 Jahre anspreche, sei man sich sehr wohl bewusst, antworteten die Vertreter von ARD und ZDF. „Aber in der Primetime wollen wir Mehrheiten erreichen, und die sind nun mal älter“, fasste Johannes Unger das Problem zusammen. [cg]

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