
Bitter für Wilsberg: Seine neue Kundin wird tot an einem See gefunden. Kommissarin Springer und Overbeck vermuten Suizid. Trotzdem beschließt Wilsberg, dem Auftrag der toten Klientin nachzugehen.
Der Name dieser Episode führt auf eine falsche Fährte. Der Wilsberg-Krimi „Minus 196 Grad“ aus dem Jahr 2019 müsste eigentlich „Zeit der Gefühle“ heißen. Nicht, weil Privatschnüffler Georg Wilsberg (Leonard Lansink) mal wieder mit Kommissarin Springer (Rita Russek) zarte Bande knüpft, sondern weil der Kripo-Clown Overbeck (Roland Jankowsky) Vatergefühle entwickelt und Rechtsanwältin Alex (Ina Paule Klink) sich in einen Mandanten verknallt.
Klingt mehr nach Komödie als nach Hochspannung. Diese Wiederholung am kommenden Mittwoch um 20.15 Uhr auf ZDFneo ist beste kurzweilige Unterhaltung und überrascht mehrmals mit ganz neuen Seiten der bekannten Charaktere. Drehbuch (Jürgen Kehrer und Sandra Lüpkes) und Regie (Martin Enlen) lassen in dieser Folge Overbeck und Alex hier mal in ganz neuem Licht erscheinen. Besonders Springers Assistenten im Polizeipräsidium Münster tut das gut.
Warme Gefühle und gefrorene Eizellen
Die Auftritte von Overbeck und Rechtsanwältin Alex gehören zu einem verworrenen Krimi-Plot: Es geht um ein Familiendrama, um Kinder aus künstlicher Befruchtung und um bei Minus 196 Grad tiefgefrorene Eizellen.
Die Erzählstränge finden am Ende natürlich zueinander. Wer dann wen gemeuchelt hat, kommt doch überraschend, zumal auch Ekki (Oliver Korittke) in Lebensgefahr gerät – auch wenn das seine Familie, also Wilsberg und Alex, zu diesem Zeitpunkt eigentlich nicht interessiert.
Das Mordopfer (Ann-Kristin Leo) hat nur einen Kurzauftritt. Die Frauenleiche landet bereits nach wenigen Augenblicken im Aasee in Münster. Dem Tod ging ein verstörender Auftritt in einem Spielwarengeschäft und ein Hilfegesuchen in Wilsbergs Antiquariat voraus. Der macht sich auf die Suche, das Rätsel zu lösen, denn an einen Suizid glaubt Wilsberg nicht.
Herr Doktor war gar nicht auf Dienstreise
Die Spuren führen zu einer Kinderwunschklinik mit Arzt Dr. Thorsten Friedrichs (Manuel Rubey) und zum Ehemann des Mordopfers (Simon Böer). Dass der wohl ein Problem mit dem Alibi hat und nicht auf Dienstreise, sondern im Bett mit der jungen Assistentin war, ahnt der Privatdetektiv schnell. „Dienstreise. Solche Typen kenne ich. Wahrscheinlich legt er zuerst seine Assistentin flach und schickt sie dann anschließend Blümchen kaufen als Trostpreis für die Gattin zuhause“, so Wilsberg über die Zusammenarbeit von Chef und Assistentin.
Die größte Trauer trägt die Schwester des Mordopfers (Julia Brendler). Sie glaubt auch nicht an einen Suizid. Wer bekämpft schon erfolgreich den Krebs, bringt sich dann um und lässt ein kleines Mädchen zurück? Undenkbar.
Dass sich Ekki mit dem Altkleidersammler Arthur Sandfort (Simon Hatzl) anlegt, gehört zum Wirrwarr dieses Krimis und muss am Ende erfolgreich entflochten werden. Die Auflösung dieses Erzählstranges aber ist dann – auch für einen Wilsberg-Krimi – doch etwas zu sehr an den Altkleidern herbeigezogen.
Von Carsten Linnhoff, dpa / Redaktion DF: mw
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Bildquelle:
- wilsberg-face23: ZDF