
Nach dem Wirbel um die gescheiterte „titel, thesen, temperamente“-Verpflichtung von Thilo Mischke zieht die ARD Konsequenzen. Ein Sender soll sich federführend um das Kulturmagazin kümmern.
Als Reaktion auf die gescheiterte Verpflichtung von Thilo Mischke als Moderator von „ttt – titel, thesen, temperamente“ übernimmt der MDR die Federführung für das ARD-Kulturmagazin. Das haben die Intendanten der sechs an „ttt“ beteiligten ARD-Anstalten beschlossen, wie der Mitteldeutsche Rundfunk (MDR) in Leipzig mitteilte.
„Gemeinsam mit den Partner-Redaktionen in den anderen ARD-Häusern wollen wir die Marke „ttt“ publizistisch und dialogisch weiterentwickeln. Es geht darum, relevante Inhalte anzubieten und auch neue Zielgruppen zu erschließen“, sagte MDR-Kulturchefin Jana Cebulla.
Druck im Fall Mischke wurde zu groß – ARD machte Rückzieher
Die ARD hatte schon im Frühjahr entschieden, dass „ttt“ künftig fest an einen Sender angedockt wird und den MDR dafür vorgesehen. Das ist mit der Vereinbarung der Intendanten nun endgültig.
Der Journalist und Autor Mischke hätte eigentlich zum Februar dieses Jahres neuer Co-Moderator von „ttt“ werden sollen. Dann kamen Vorwürfe unter anderem des Sexismus auf, die sich auf die Vergangenheit bezogen.
Es ging dabei vor allem um Mischkes Roman „In 80 Frauen um die Welt“ aus dem Jahr 2010. Nachdem die ARD Anfang des Jahres zunächst an ihm festgehalten hatte, machte sie, als die Kritik immer lauter wurde, einen Rückzieher. Mischke hatte im Anschluss scharfe Kritik an der ARD geäußert.
Neue Zuständigkeit soll für Krisenfall wappnen
Cebulla sagte dazu nach MDR-Angaben: „Die Zusammenarbeit zwischen den sechs ‚ttt‘-Redaktionen in der ARD lief bis Ende 2024 sehr gut. Wir haben dann allerdings mit einer sehr heftigen öffentlichen Debatte einen Grenzfall erlebt, der uns zu Veränderungen veranlasst hat. Eine Lehre daraus ist die Federführung.“
Damit solle im Krisenfall eine klare Verantwortlichkeit und Verbindlichkeit erreicht werden, es gehe aber auch um die inhaltliche Gestaltung des Kulturmagazins, hieß es.
An dem Magazin sind der Bayerische Rundfunk (BR), der Hessische Rundfunk (HR), der MDR, der Norddeutsche Rundfunk (NDR), der Westdeutsche Rundfunk (WDR) und der Rundfunk Berlin-Brandenburg (RBB) beteiligt.
Moderiert wird die Sendung, die sonntags am späten Abend im Ersten ausgestrahlt wird, derzeit von Siham El-Maimouni. Bis Ende 2024 war Max Moor 17 Jahre lang hauptsächlich Moderator gewesen.
Eine neue zweite Person für die Moderation sei vorgesehen, sagte Cebulla. „Dabei werden wir auf drei Dinge großen Wert legen: hohe journalistische Expertise, starke Kenntnisse im Kulturbetrieb sowie eine Glaubwürdigkeit in der Kulturbranche.“
Text: dpa / Redaktion DF: mw
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