München – Der scheidende Intendant des Norddeutschen Rundfunks (NDR), Jobst Plog, räumt ein, dass die Vorverlegung der ARD-„Tagesthemen“ nicht zu dem erwarteten Erfolg geführt hat.
Angesichts fünf unterschiedlicher Anfangszeiten in der Woche sagte der 66-Jährige der „Süddeutschen Zeitung“ (Samstagausgabe), die Nachrichtensendung sei „wirklich schlecht dran im Augenblick“. Der Beschluss, sie von 22.30 auf 22.15 Uhr vorzuverlegen, habe den gewünschten Effekt nur zum Teil gebracht. „Das ‚heute-journal‘ im ZDF hat mit seinem regelmäßigen Beginn um 21.45 Uhr einen großen Vorteil“, betonte Plog und fügte hinzu: „Die ARD hat das noch nicht im Griff.“
Deshalb komme es jetzt darauf an, wieder über die Struktur des Abendprogramms zu diskutieren, „also beispielsweise darüber, wie viele politische Magazine wir brauchen“. Der NDR-Intendant, der Mitte Januar sein Amt an den Verwaltungsfachmann Lutz Mamor übergeben wird, betonte: „Das geht ans Kerngeschäft der ARD und an föderale Grenzen.“ Der WDR-Intendant Fritz Pleitgen und er wollten immer, dass politische Magazine verschmelzen, mit der Folge, dass „es weniger gibt, die dafür länger laufen“. Das ZDF komme mit einem einzigen Magazin, „Frontal 21“, gut aus. „Aber das haben wir leider nicht mehr geschafft“, sagte Plog.
Zu Harald Schmidts Sendung sagte Plog, er habe nie geglaubt, dass ein solches Format mit einem solchen Akteur „stabil immer auf einem Niveau segelt“. „Dafür ist es viel zu schwierig. Es ist ein mutiger, wichtiger Versuch, junge Leute zu erreichen. Man kann noch nicht sagen, ob es klappt.“
Aus Plogs Sicht nie erlauben könnte sich öffentlich-rechtliches Fernsehen Gerichtsshows. „Das ist mit das Schlimmste, was ausgestrahlt wird“, kritisierte er. „Was da alles ins Drehbuch hineingeschrieben wird! Auch Talkshows, in denen sich Paare zausen und parallel der Schwangerschaftstest vorgestellt wird, sind in der ARD undenkbar“, ergänzte er. [fp]
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