„Nils Holgerson“: ARD-Weihnachts-Vierteiler nimmt Gestalt an

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Bild: Destina - Fotolia.com
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Nils Holgersson als Highlight zu Weihnachten: Der NDR hat in Schweden den Außendreh für einen TV-Vierteiler abgeschlossen. Mit Tieren, denen Stars wie Katja Riemann und Ben Becker ihre Stimme leihen. Und dem Winzling Nils, der auf einer Gans nach Lappland fliegt.

30 Gänse, Adler Gorgo mit der Stimme von Ben Becker und der 13-jährige Justus Kammerer aus Berlin als fliegender Schwedenjunge Nils Holgersson: Eine so bunte Liste von Hauptdarstellern wie bei der TV-Verfilmung des schwedischen Romanklassikers von Selma Lagerlöf findet man selten.

Wer den Dreharbeiten vor einem auf alte südschwedische Bauernkate umfrisierten Ferienhaus in Westschweden zuschaut, muss den Tieren samt Trainer Marco Heyse die Starrolle zusprechen: Niemand bekommt so viel Aufmerksamkeit vom Team wie der Rabe Bataki, wenn er sich auf eine Brunnenattrappe setzen und ein paar mehr oder weniger weise Worte sprechen soll. Die im Studio schon von Schauspieler Robert Missler auf Band gesprochen sind.

Zu Weihnachten will die ARD die Groß-Produktion als Highlight für die ganze Familie in viermal 60 Minuten ausstrahlen. Vielleicht werden es aber auch zweimal 120 Minuten. „Wir haben alle nur denkbaren Herausforderungen zu bewältigen“, sagt Angelika Paetow von der NDR-Abteilung Film, Familie, Serie und zählt auf: „Kinder als Hauptdarsteller, jede Menge Tiere, die auch noch sprechen, das schwierige schwedische Wetter und ganz komplizierte Animationstechnik“.

Diese „VFX-Technik“ braucht es vor allem, weil der erst mal gar nicht nette Nils Holgersson von einem Kobold auf ein Viertel seiner Größe geschrumpft wird. Gegen seinen Willen fliegt der Winzling mit der Hausgans Martin und einem Haufen Wildgänsen Richtung Lappland. Seine Freundin Åsa, gespielt von der zwölfjährigen Pauline Rénevier aus Hamburg, macht sich mit ihrem Hund Alfred zu Fuß auf die Suche.Kolkraben und Füchse als tierische Stars mit Tücken

Die deutschen Drehbuchschreiber haben die 1905 entstandene Geschichte der Nobelpreisträgerin Selma Lagerlöf (1858-1940) „modernisiert“. Lagerlöf wollte ein tolles Schulbuch über die Geografie ihres Landes schreiben, das die Gänseschar überfliegt. „Bei uns steht ganz groß der Charakter von Nils im Vordergrund“, sagt Produzentin Claudia Schröder von der Produktionsfirma Bremedia. Die zarte Liebesgeschichte zwischen Åsa und dem am Ende eben doch sehr netten Nils gibt es im Buch überhaupt nicht.

Neben den Kinder-Darstellern und Nils‘ Eltern (Stephanie Japp und Hinnerk Schönemann) ist die NDR-Crew mit einer gewaltigen Tiertruppe zweieinhalb Monate nach Schweden gezogen: Unter anderem 30 von Trainer Heyse sowie seinen Helfern Anton Barre und Robin Hausberg persönlich ausgebrütete Gänse kamen aus dem niedersächsischen Buchholz mit in die Nähe von Trollhättan im Bezirk Västra Götaland.

Die beiden Kolkraben Bataki und sein „Double“ Rumpel waren dabei, und zwei aus Sibirien eingekaufte Füchse namens Sputnik und Wodka. Für Heyse die größte Herausforderung, „weil Füchse eigentlich nur aus Fluchtinstinkt bestehen“. Vor dem Abschluss des Außendrehs Anfang Juli dann das Produzentinnen-Lob: „Diese beiden Füchse waren sensationell zahm“. Wodka sei „eine echte Rampensau“, meint Schröder.Jungstar fast schon ein alter Hase

 
Anderthalb Jahre haben die drei Trainer ihren Tier-Trupp auf den Einsatz in Schweden vorbereitet. Die Gänse (8 Kanada-, 10 Grau-, 5 Streifen- und 7 Weißgänse sowie 18 Jungtiere als stille Reserve) wurden mit Peilsendern ausgestattet. Falls sie doch mal nicht zu ihren drei Trainern zurückkehren sollten, die sie daheim bei „ABC-Tiertraining“ ausgebrütet hatten.

Im fertigen Film wird man Nils auf seiner Gans über ein traumhaft schönes Lappland im äußersten Norden Schwedens fliegen sehen. In Wirklichkeit war der Hauptdarsteller nie dort. Mit aufwendiger Tricktechnik sind Landschaften, fliegende Gänse und der kleine Nils zusammenmontiert. Nur Pauline Rénevier als Åsa und ihr TV-Hund Alfred flogen (im Flugzeug) tatsächlich zum Dreh nach Lappland.

Für seine 13 Jahre ist der Nils-Darsteller ziemlich filmerfahren. Justus Kammerer hat auch schon vor Hollywood-Kameras gestanden: In der „Operation Walküre“ war er ein Sohn des Hitler-Attentäters Graf von Stauffenberg (gespielt von Tom Cruise). Justus‘ stärkster Eindruck beim Holgersson-Dreh: „Es ist unwahrscheinlich, welcher Aufwand mit den Tieren getrieben wird“.

Am Ende wird Nils zu seinen Eltern zurückkehren. Ob er auch seine ursprüngliche Größe wieder zurückbekommt? „Die meiste Zeit ist Nils so groß wie eine Mineralwasserflasche“, sagt Produzentin Schröder nur. Sie verweist dann aber doch darauf, dass es bei Familienunterhaltung zur besten Nachmittags-Sendezeit an Weihnachten ja wohl kaum ohne Happy-End gehen kann. [Thomas Borchert/ar]

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