Nutten, Folter, Kindsmörder – Primetime-Start für „Soko Köln“

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Bild: Destina - Fotolia.com
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Zum Auftakt der neuen Staffel bekommt es die «Soko Köln» mit Kindesentführung und Mord zu tun – und dafür doppelt so viel Zeit wie üblich. Ein Kollege gerät ins Fadenkreuz. Und einer der Ermittler wacht nur in Unterwäsche im belgischen Rotlichtmilieu auf.

Köln (dpa) – Ermittler mit Schal, Mütze und Fellkragen wirken ausgerechnet an einem Sommerabend Ende August etwas fehl am Platz. Aber die Kühle in Köln passt zum Thema: Mit erstarrter Miene zeigt der Kindesentführer den Kommissaren die kalte Schulter. Die Liveübertragung aus einem Verließ, in dem einem Mädchen die Luft zum Atmen schwindet, lässt das Blut in den Adern gefrieren. Zum Start der neuen «Soko Köln»-Staffel bekommt es das Team um Anna Maiwald (Diana Staehly) mit einem kaltblütigen Triebtäter zu tun.

Um das Mädchen zu retten, können die Kommissare doppelt so lange arbeiten wie sonst: „Die Zeit heilt keine Wunden“ ist ein 90-Minüter. Das ZDF zeigt die Folge in Spielfilmlänge daher auch zur besten Sendezeit am Mittwochabend (20.15 Uhr). Danach geht es ab dem 12. September mit 25 Episoden wie üblich dienstags um 18.00 Uhr weiter. Die jüngste Staffel guckten Senderangaben zufolge pro Folge im Schnitt 3,83 Millionen Zuschauer. Mit einem Anteil von fast 18 Prozent sei sie Marktführer auf dem Sendeplatz.
 
Zum Auftakt der 16. Staffel muss das Quintett den Mord an einem Mädchen aufarbeiten. Die ersten Ermittlungen hatten einen Reitlehrer als Tatverdächtigen ergeben – ein Gericht spricht ihn aber frei, weil sein Geständnis mit Gewalt erzwungen worden sein soll. Zudem gab es Unstimmigkeiten, ein Hinweis zu einem Auto wurde nicht verfolgt. Ein Brandanschlag auf das Haus des Freigelassenen verschärft die Lage.
 
Ins Visier der Soko gerät auch der damalige Chefermittler Peter Uhlen (überzeugend: Juergen Maurer), der heute unrasiert an Kneipentheken hockt und Zeitungsberichte sowie Fotos zu dem Fall an der Wand über seinem heimischen Schreibtisch hängen hat. Zudem pflegt er ein Duz-Verhältnis mit den Eltern der getöteten Schülerin und taucht nach dem Freispruch ebenso am Haus des ehemaligen Reitlehrers auf.
 
Mit Kommissar Matti Wagner (Pierre Besson) teilt er ein Geheimnis, auf das einige Male angespielt wird. Zugleich hatte der eine Affäre mit Uhlens Frau – einer der wenigen privaten Einblicke ins Leben der Ermittler, die Autor Hubert Eckert ins Drehbuch geschrieben hat.
 
Als mitten in den Aufklärarbeiten die beste Freundin der Toten vom Reiterhof entführt wird und dann auch noch der Reitlehrer verschwindet, wird der Kreis der Tatverdächtigen größer. Und für die Soko beginnt ein Wettlauf mit der Zeit. Mögliche Zeugin könnte eine Prostituierte sein, die sich nach Lüttich abgesetzt hat. Daher muss Jonas Fischer (Lukas Piloty) sich in Belgien auf die Suche machen.
 
Vielleicht auch wegen der doppelten Zeit entspinnt sich dort ein zweiter Erzählstrang: Fischer stößt bei der Fahndung auf einen Bekannten der Frau, der ihm allerdings K.o.-Tropfen verabreicht und ihn ausraubt. Nur mit weißer Boxershorts und Shirt wacht der Kommissar im Rotlichtmilieu auf, klaut sich einen Kapuzenpulli mit touristenklischeehaftem Liebeserklärung-an-die-Stadt-Aufdruck und nimmt so die Verfolgung auf. Dabei bekommen die Zuschauer in den anderthalb Stunden mehr von Lüttich als von Köln zu sehen. Nur: Letztlich sind die Ermittlungen in Belgien für die Lösung des Falls so gut wie irrelevant. Was das Ganze soll, ist also eher fraglich.
 
Derweil geraten in Köln die Eltern des toten Mädchens in Verdacht, den Reitlehrer entführt zu haben. Tatsächlich foltert der Vater den Angeketteten in einer Waldhütte. Die Mutter sagt lediglich: „Dieser Mann ist ein Monster. Er muss weg.“ Ungerührt, dass das Leben eines zweiten Kindes vom Auffinden des Verstecks abhängt.
 
Regisseur Michael Schneider setzt weite Teile des Films ins Düstere: dunkle Verhörräume, nächtliche Suchen nach dem entführten Kind und der Prostituierten. Insgesamt taugt er als Mittwochabendunterhaltung – auch wenn gerade zum Schluss die eine oder andere Unstimmigkeit auftaucht, etwa dass der folternde Vater auf freiem Fuß ist.
 
„Die Zeit heilt keine Wunden“ zeigt das ZDF am Mittwoch (30.08.17) um 20.15 Uhr. [mk /dpa]

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