„Parenthood“: Quirlige Großfamilie mit Wohlfühl-Garantie

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Bild: Destina - Fotolia.com
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In der leicht chaotischen Großfamilie Braverman halten die vier erwachsenen Geschwister Sarah, Crosby, Adam und Julia zusammen wie Pech und Schwefel – statt Karriere steht die eigene Sippe im Vordergrund. Auf Glitz können deutsche Fans die erfolgreiche US-Serie „Parenthood“, die von NBC gerade für eine 5. Staffel verlängert wurde, ab Montag erleben.

Die Produzenten Ron Howard („Frost/Nixon“, „Illuminati“, „Backdraft“) und Brian Grazer („Inside Man“, „American Gangster“, „J. Edgar“) hatten für NBC im Herbst 2006 bereits den Kinofilm „Friday Night Lights“ als Vorlage für eine Fernsehserie entdeckt und fünf Jahre lang die Abenteuer eines High-School-Footballteams in der fiktiven Kleinstadt Dillon in wöchentlichen Episoden erzählt. Für „Parenthood“ wählten sie den gleichen Ansatz und ließen von „Roswell“-Erfinder Jason Katims auf Basis der 1989 in die Kinos gekommenen gleichnamigen Steve-Martin-Komödie eine TV-Fassung entwickeln.
 
Aus den Buckmans der Vorlage wurden dabei die Bravermans, auch sonst blieb kaum ein Stein auf dem Anderen. Wie schon bei einem 1990 gescheiterten ersten Serienanlauf mit David Arquette und Leonardo DiCaprio, der nach 12 Folgen wieder vom Bildschirm verschwand, steht der turbulente Alltag von vier erwachsenen Geschwistern im Mittelpunkt, die sich über drei Generationen erstreckt. Zentrale Schauplätze sind das kalifornische Berkeley und San Francisco.
 
Deutsche Zuschauer können ab dem kommenden Montag (14. Mai) erstmals Bekanntschaft mit den Bravermans schließen. Auf dem prominenten Sendeplatz um 20.15 Uhr zeigt der neue Frauen- und Lifestyle-Kanal von Turner Broadcasting die Serie in deutscher Erstausstrahlung.Darsteller und Crew

Als Patriarch der Familiensippe ist Craig T. Nelson als Zeek Braverman im Einsatz. Der heute 68-Jährige wurde als Vater Steven Freeling in Steven Spielbergs erfolgreicher „Poltergeist“-Trilogie weltweit bekannt und stand danach in Serien wie „The District“ und „My Name Is Earl“ vor der Fernsehkamera. Sein größter TV-Erfolg war die Serie „Coach“, in der er zwischen 1989 und 1997 den Captain eines College-Footballteams verkörperte. 
 
In die Rolle seiner Frau Camille schlüpft in „Parenthood“ die 64-jährige Bonnie Bedelia Culkin, die mit den ersten zwei Filme der „Stirb langsam“-Serie mit Bruce Willis Popularität erlangte. In den USA kennt man sie in der Titelrolle des Biopic „Heart Like A Wheel“. Für ihre Darstellung der Dragster-Rennfahrerin Shirley Muldowney erhielt sie 1984 einen Golden Globe. Außerdem ging sie als Captain Kaitlyn McCafferty 58 Folgen lang für die Polizeiserie „The Division“ auf Streife.
 
Ältester Sohn der Familie und Seelentröster ist Adam Braverman, gespielt von Peter Krause, einem bekannten Gesicht aus dem HBO-Drama „Six Feet Under“. Für seine Darstellung des Bestattungsunternehmers Nate Fisher erhielt er allein drei Emmy-Nominierungen. Auch in den Serien „The Lost Room“, „Dirty Sexy Money“ und Aaron Sorkins „Sports Night“ mauserte er sich zum Zuschauer- und Kritikerliebling. Seine geerdete Frau Kristina verkörpert Monica Potter, bekannt durch die TV-Serien „Trust Me“ und „Boston Legal“ sowie Filme wie „Hals über Kopf“, „Saw“ oder „Alle lieben Lucy“. Sarah Ramos spielt die 17-jährige Tochter Haddie, eine Fußballerin und Musterschülerin, Max Burkholder („Der Kindergarten Daddy“) bringt als am Asperger-Syndrom erkrankter Bruder Max einen sozialkritischen Einschlag in die Serie.

Die Rolle der ältesten Braverman-Tochter Sarah Tracey war ursprünglich Maura Tierney (Dr. Abby Lockhart in „Emergency Room“) zugedacht. Nach ihrer Brustkrebserkrankung übernahm Lauren Graham ihre Rolle, die sich vor allem als Lorelai Gilmore in „Gilmore Girls“ eine große Fangemeinde eroberte. Aufgrund ihrer finanziellen Engpässe ist die alleinerziehende Mutter gemeinsam mit ihren Kindern Amber (Mae Whitman) und Drew (Miles Heizer) wieder in das Haus ihrer Eltern gezogen. Während die rebellische Amber nach ihrem Platz im Leben sucht, fehlt Drew vor allem eine Vaterfigur als Bezugsperson.
 
Crosby Braveman schlägt sich als mäßig erfolgreicher Plattenproduzent durchs Leben. In seine Rolle schlüpft der 37-jährige Dax Shepard, der eher leichte Komödien wie „Zathura“, „Trouble ohne Paddel“ oder „You’re Fired!“ in seiner filmischen Vita vorzuweisen hat. An seiner Seite steht die Tänzerin und Ex-Affäre Jasmine (Joy Bryant), die ihm erst fünf Jahre nach der Geburt den von ihm gezeugten Sohn Jabbar (Tyree Brown) präsentiert. Bryant hatte zuvor zwischen 2003 und 2004 einen festen Auftritt in „Emergency Room“ und wirkte in Hollywood-Produktionen wie „Bobby“ oder „Der verbotene Schlüssel“ mit.
 
Die jüngste Tochter von Zeek und Camille Braverman ist Julia. Darstellerin Erika Jane Christensen hatte nach zahlreichen Gastrollen in „The Practice“, „Frasier“ oder „Ein Engel auf Erden“ nach Filmrollen wie „Traffic – Macht des Kartells“ oder „Swimfan“ mit der kurzlebigen ABC-Serie „Six Degrees“ ihren ersten längeren  TV-Auftritt. Während sie Karriere als Anwältin macht kümmert sich ihr Mann Joel Graham (Sam Jaeger) zuhause um die gemeinsame Tochter Sydney. Jaeger, zuvor etwa in „Das Tribunal“ und „Blood Work“ im Einsatz, wird dabei gerne von Hausfrauen aus der Nachbarschaft umschwärmt, was immer wieder zu Konflikten führt. Die Rolle der 7-Jährigen übernimmt Newcomerin Savannah Paige Rae.Hintergrund

Die 1989 von Produzent und Autor Ron Howard erdachte Geschichte um einen wuseligen Familienclan hat bei ihrer TV-Umsetzung den Schwenk von der teils klamottigen Kinokomödie zur warmherzigen, charmanten Familienserie vollzogen. Die vor allem in der ersten Staffel dauerpräsenten gemeinsamen Abendessen und Zusammenkünfte der ganzen Sippe und der gut aufeinander eingespielte Cast sorgen auch beim Zuschauer vor dem Bildschirm für Wohlfühlmomente. Gleichwohl lassen es sich Autoren und Produzenten nicht nehmen, immer wieder sozialkritische Momente und gesellschaftliche Probleme zu thematisieren, ohne dass das aufgesetzt oder gekünstelt wirkt.
 
Kritiker werfen der Serie hingegen vor, dass die Art und Weise, wie die Bravermans als Familie alle Herausforderungen, die ihnen das Leben vor die Füße wirft, mit Gemeinschaftsgeist meistern, überzeichnet und unrealistisch sei. „Parenthood“ vollzieht dabei eine Gratwanderung zwischen den eher humoristisch aufgezeichneten Fallstricken, Kinder großzuziehen, wie etwa in „Modern Family“ oder „The Middle“ zu bewundern, und eher dramatisch-realistischen Schilderungen wie in der ebenfalls von Jason Katims mit Drehbüchern belieferten Serie „Friday Night Lights“. Als „feel good“-Movie mit ernsten Momenten lässt sich der Pfad, den die Serie eingeschlagen hat, wohl am ehesten umschreiben. 
 
Ob man das mag oder nicht, bleibt letztlich Geschmackssache. Allein das für eine Fernsehserie überraschend hochkarätig besetzte Ensemble, das mit spürbarer Freude bei der Sache ist, lässt die 45-minütigen Folgen aber wie im Flug vergehen. Dabei sind Craig T. Nelson als sturer Patriarch oder Monica Potter als besorgte Mutter sehr vorhersehbar besetzt. Der Erfolg, den die Serie in den Vereinigten Staaten genießt, zeigt aber, dass auch die Zeit der Familienserien, die ohne Knalleffekte, mysteriöse Mordfälle oder wöchentliche Intrigen ihr Publikum suchen, noch längst nicht abgelaufen ist.„Parenthood“ in Kürze

Originaltitel: „Parenthood“ | Produktionsjahr: 2010 | Erstausstrahlung USA: 2. März 2010 (NBC) | dt. Erstausstrahlung: 14. Mai 2012 (Glitz) | Folgen: bislang 53 Folgen in drei Staffeln | Genre: Drama | Inhalt: Die erwachsenen Mitglieder einer verschworenenen Familiensippe kämpfen mit dem eigenen Nachwuchs und ihren Alltagsproblemen.

 
DIGITAL FERNSEHEN stellt Ihnen an dieser Stelle immer am Sonntagvormittag die aus Sicht der Redaktion interessanteste TV-Serie vor, die innerhalb der kommenden sieben Tage im deutschen Fernsehen anläuft.
Serienstarts im Überblick
[Alexander Rösch]

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