„Polizeiruf 110“: Ermittler schiebt „Nachtdienst“ im Pflegeheim

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Bild: Destina - Fotolia.com
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Der neueste Fall des Münchener Kommissars von Meuffels beschäftigt sich mit einem aktuellen sozialen Thema: Dem personellen und finanziellen Notstand in Pflegeheimen. Dort schiebt der Ermittler „Nachtdienst“ im neuen „Polizeiruf 110“.

Gute Pflege ist teuer. Wer sich das nicht leisten kann, hat oft das Nachsehen. Denn Fachkräfte in diesem Bereich sind knapp und haben entsprechend wenig Zeit für die alten, bettlägerigen Menschen. Der neue „Polizeiruf 110“ an diesem Sonntag um 20 Uhr im Ersten nimmt sich nun dieses Themas an. In „Nachtdienst“ ermittelt der Münchner Kommissar Hanns von Meuffels (Matthias Brandt) in einem Seniorenheim. Eine 80-jährige Bewohnerin will dort einen Mord beobachtet haben. Stimmt das wirklich oder handelt es sich nur um die fixe Idee einer dementen, alten Frau? Von Meuffels forscht nach und bekommt Einblicke in eine bedrückende Welt, in der Überarbeitung, Stress und psychische Belastung zum Alltag gehören.
 
Einen Toten gibt es wirklich. Es ist Herr Urban. Pfleger Tscharlie Meier (Florian Karlheim) ist am Tatort, als von Meuffels mitten in der Nacht auftaucht. Der alte Mann sei gestürzt und sei an den Folgen gestorben, erklärt der Pfleger. Doch der Kommissar lässt nicht locker. Zu merkwürdig kommt ihm alles vor. Misstrauisch streift er durch menschenleere Gänge und stellt schlimme Zustände fest. Ein Bewohner, der von Beruhigungsmitteln erzählt, die alle routinemäßig bekommen, „damit wir besser schlafen und keinen Ärger machen“. Ein alter Mann, der röchelnd im Bett liegt und nicht mehr lange leben wird.

„Lassen sie ihre Leute immer allein beim Sterben?“, empört sich von Meuffels. Doch die Notfallglocke schrillt immer wieder, und Meier und seine Kollegen Sebastian Kroll (Philipp Moog) und Marija Abramovich (Marina Galic) sind völlig überfordert. „Wir können überall gleichzeitig sein“, weist Kroll den Polizisten zurecht.
 
Rainer Kaufmann ist Regisseur der Produktion des Bayerischen Rundfunks. Mit schwierigen Themen kennt er sich aus, inszenierte er doch unter anderem das hochgelobte ARD-Drama „Operation Zucker“ über Kinderhandel. Dennoch kann „Nachtdienst“ nicht ganz überzeugen. Wie von Meuffels fassungslos auf die Zustände in dem Heim reagiert, wirkt fast ein bisschen naiv, ist der Pflegenotstand doch schon lange ein Thema und Berichte über katastrophale Zustände in Heimen nichts Neues. Am Ende ist es das Pflegepersonal, das etwas verschweigt und damit den Schwarzen Peter zugeschoben bekommt.
 
Vielleicht hätte der Film etwas mehr Verständnis für die Menschen aufbringen können, die in Pflegeheimen arbeiten, unter schwierigen Bedingungen und für relativ wenig Geld. Und die trotz harter Arbeit immer wieder versuchen, den Patienten Mitmenschlichkeit und Wärme zu vermitteln. Dennoch ist es gut, dass es Filme wie „Nachtdienst“ gibt, zumal wenn sie mit hervorragenden Schauspielern wie Matthias Brandt besetzt sind, machen sie doch auf Missstände aufmerksam, die Menschen gerne ausblenden, solange sie sich fit und gesund fühlen.
 
Schauspieler Matthias Brandt (55) ist seit 2011 in seiner Rolle als „Polizeiruf 110“-Kommissar Hanns von Meuffels zu sehen – elf Fälle waren bisher zu sehen. Mittlerweile hat Brandt seinen Ausstieg angekündigt. Zwei Filme sollen noch folgen.

[Cordula Dieckmann/buhl]

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6 Kommentare im Forum

  1. Mir war richtig "unwohl" beim zusehen. M. Brandt wie immer sehr gut, wie der ganze Polizeiruf 110. Schade, dass Brandt demnächst Schluss macht mit 110.
  2. Diese Tristesse der Bewohner, die im ersten Moment teils komischen Situationen (Windel), die beim Nachdenken beklemmend ohnmächtig machen, die Überforderung der Pfleger. Das macht mir Angst, dass ich irgendwann mein Zimmer nur noch anhand eine aufgemalten Frucht wiederfinden könnte. Wahnsinn, der Polizeiruf war wieder etwas Besonderes!
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