Privat-TV mit Rekordumsatz – 63,1 Prozent fließen ins Programm

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Bild: Destina - Fotolia.com
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Die Umsätze des privaten Rundfunks in Deutschland sind laut einer aktuellen Branchenstudie im laufenden Jahr um 3,1 Prozent auf ein Rekordniveau von 8,481 Milliarden Euro geklettert. Auch sonst fördert die Untersuchung interessante Zahlen zum öffentlich-rechtlichen und privaten Mediensystem ans Licht.

Das geht aus der am Montag von der auftraggebenden Direktorenkonferenz der Landesmedienanstalten (DLM) in Auszügen veröffentlichten Studie „Wirtschaftliche Lage des Rundfunks 2010/2011“ hervor. Die Autoren der Studie gehen von Einnahmen in Höhe von 7,826 Milliarden Euro durch private Fernsehsender und weiteren 655 Millionen Euro durch die Privatradios aus, die im abgelaufenen Jahr erwirtschaftet werden. Während das TV-Segment gegenüber dem Vorjahr (7,581 Milliarden Euro) deutlich zulegen konnte, wurden im Radiobereich lediglich ein Anstieg von 11 Millionen Euro ausgewiesen.

Wie die Autoren dokumentierten, entfiel unter Herausrechnung der Teleshopping-Umsätze 2010 ein Betrag von 6,035 Milliarden Euro auf klassische Privat-TV-Betreiber. Free-TV-Vollprogramme schöpften mit 3,718 Milliarden Euro den Großteil des Kuchens ab. Dem standen 8,681 Milliarden Euro gegenüber, die in die Kassen des öffentlich-rechtlichen Systems flossen. Allerdings entfiel bei den Werbeumsätzen mit 80 Prozent der Löwenanteil auf die TV-Werbung der Privaten (3,998 Milliarden), 560 Millionen in die private Radiowerbung und 273 Millionen (TV) bzw. 188 Millionen (Radio) auf die Programmangebote von ARD und ZDF. 
 
Im Zehn-Jahres-Vergleich profitierten die Öffentlich-Rechtlichen, deren Gesamtumsätze sich 2010 22 Prozent über dem Niveau des Jahres 2000 bewegten, stärker als RTL, ProSiebenSat.1 und Co., bei denen die Einnahmen seit der Jahrtausendwende um 6 Prozent zurückgingen. Die Zahl der Beschäftigten bei ARD und ZDF stieg in der Dekade von 48 819 auf 50 720, davon 28 427 in Festanstellung. Bei den Privaten arbeiten in Summe 24 687 (2000: 22 651). 
 
Die 46 privaten Pay-TV-Anbieter erwirtschafteten 2010 mit 1,28 Milliarden Euro zwar höhere Umsatzerlöse als vor zwei Jahren (1,14 Milliarden), waren aber mit einem Minus von 260 Millionen Euro und einem Kostendeckungsgrad von nur 83 Prozent noch weniger profitabel als 2008, hieß es in der Studie weiter. Die wirtschaftlich erfolgreichsten TV-Sender mit einem Kostendeckungsgrad von 135 Prozent waren 2010 dagegen die bundesweiten Free-TV-Vollprogramme. Sie nahmen rund 3,7 Milliarden Euro (2008: 3,5 Milliarden Euro) ein. 
 
Auch interessante Zahlen zur Vielfalt der deutschen Fernsehlandschaft lassen sich aus der Studie herauslesen. 162 Hörfunkanbieter veranstalteten zum Stichtag 31. Dezember 2010 hierzulande 237 unterschiedliche Radioprogramme, hinzu kommen 293 Fernsehsender von 235 unterschiedlichen Anbietern. Dazu zählen 15 Vollprogramme und 38 Spartensender im Free-TV-Bereich, 72 Pay-TV-Sender und 10 Teleshopping-Kanäle. 139 Anbieter sind im Bereich Lokal-TV aktiv. Gegenüber 2008 steigerte sich die Zahl der Hörfunksender um 17 Prozent, die der privaten Fernsehprogramme um 11 Prozent.
 
Sieht man sich die Einnahmequellen der privaten Fernsehsender an, stehen überregionale Werbespots mit 63,7 Prozent klar an erster Stelle. Es folgen Abonnementgebühren (18,9 Prozent) und Erlöse aus Programmverkäufen und Auftragsproduktionen für Dritte (5,9 Prozent). Eine eher geringe Rolle spielen Sponsoring (1,6 Prozent) und Internet-Werbung (1,1 Prozent). Auf die umstrittenen Call-In-Telefonshows entfielen 2010 immerhin 1,5 Prozent des branchenweiten Umsatzes.
 
Bei den Ausgaben stehen hingegen Aufwendungen für TV-Rechte und Programminhalte mit 63,1 Prozent an der Spitze. Infrastruktur-Kosten für Satellitentransponder und Kabeleinspeisung machen 10,2 Prozent aus, Abschreibung und Steuern erreichen mit 12,3 Prozent nahezu das Niveau der Personalkosten (12,4 Prozent). Die verbleibenden 2 Prozent fließen als Vergütungen an freie Mitarbeiter. In Bayern landen 56,2 Prozent des Privat-TV-Umsatzes, in Nordrhein-Westalen 37,6 Prozent. Außer Berlin und Brandenburg (3,5 Prozent) bleiben alle Bundesländer unterhalb der 1-Prozent-Marke.
 
Update 18.57 Uhr: Fehlerhafte Zahlenangaben im Umsatzbereich der Free-TV-Sender (Milliarden statt Millionen) berichtigt[ar]

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9 Kommentare im Forum

  1. AW: Privat-TV mit Rekordumsatz - 63,1 Prozent fließen ins Programm Mit Nullen jonglieren lernen! Das ist sehr ungerecht und schreit nach einer Gebührenerhöhung!
  2. AW: Privat-TV mit Rekordumsatz - 63,1 Prozent fließen ins Programm Und was machen die Privaten mit den restlichen 36,9 Prozent? Welche dubiosen Geschäfte finanzieren die damit?
  3. AW: Privat-TV mit Rekordumsatz - 63,1 Prozent fließen ins Programm Hmmm... lass uns mal nachdenken... vielleicht... Aufwendungen für den Sendebetrieb, den Unterhalt der Firmen, das Gehalt der Mitarbeiter, das Marketing... mehr "dubiose Geschäfte" fallen mir gerade nicht ein, gibt´s aber bestimmt.
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