Quotenkrieg: Brasilianische TV-Reporter im Drogenkrieg

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Bild: Destina - Fotolia.com
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Auch das brasilianische Fernsehen hat Reality-TV entdeckt, jedoch auf eine denkbar makabre Art und Weise. Brasiliens TV-Sender kooperieren mit der Polizei und schicken ihre Reporter für eine Live-Berichterstattung in den Kampf gegen Rios Drogenbanden.

Mit schusssicherer Weste steht der Reporter auf Rios Straßen, während hinter ihm die Polizei sich eine Straßenschlacht mit den Drogenbanden liefert. Schüsse fallen. Dann verkündet der Reporter: „Es ist Krieg!“ Der neuste Actionstreifen aus Hollywood? Weit gefehlt.
 
Wie die „Frankfurter Rundschau“ am Donnerstag berichtete, hat das brasilianische Fernsehen die Polizeieinsätze gegen das Drogenkartell für sich entdeckt. Die Fernsehreporter sind live mit der Kamera dabei, wenn die Militärpolizei die Hauptquartiere der Drogenmafia erstürmt und sichern ihren Sendern so mit Reality-TV reinster Machart erstaunliche Einschaltquoten.

Zwischendurch sorgen entspannte Plauderrunden mit hohen Militär- und Polizeifunktionären für Abwechslung, in denen versichert wird, dass die Sicherheit auf den Straßen bis zur Fußballweltmeisterschaft 2014, spätestens aber zu den Olympischen Spielen 2016 gewährleistet sei. Die Medienprofessorin Ivana Bentes von der Universität Federal von Rio de Janeiro vermutet hinter der Medienkooperation dem Bericht zufolge eine Imagekampagne der Militärpolizei.
 
Die Bevölkerung von Rio assoziiere mit der Polizei nur Korruption, Willkür und Gewalt. Es sei ein offenes Geheimnis, dass schlecht bezahlte Sicherheitskräfte von den Drogenbossen geschmiert würden. Mit dem neuen Sicherheitskonzept soll nun auch ein neues Image geschaffen werden. Die Regierung habe es sich zum Ziel gemacht bis spätestens 2016, am liebsten aber schon zur Fußballweltmeisterschaft, alle bewaffneten Bandenmitglieder der rund 300 Favelas, den Armenvierteln Brasiliens, zu vertreiben.
 
Die groß angelegten Medienkooperation zieht derweil weitere Kreise. Im Internet kursiert ein Video, in dem der Kommandant der Polizeispezialeinheit Bope seinen Truppen Mut zuspricht. Deren Jubel eskaliert in Schlachtrufe. Straßenhändler entwickelten aus den Medienberichten inzwischen eine neue Geschäftsidee. Neben illegalen Kopien des Kinofilms „Tropa de Elite 2“, der vom Kampf gegen die Kriminalität handelt, verkaufen sie gebrannte DVDs mit Mitschnitten aus den Nachrichtensendungen unter dem Titel „Tropa de Elite 3“. [js]

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4 Kommentare im Forum

  1. AW: Quotenkrieg: Brasilianische TV-Reporter im Drogenkrieg Die Welt ist doch wirklich verrückt. Ich Frage mich wirklich was wir für eine verrückte Rasse sind.
  2. AW: Quotenkrieg: Brasilianische TV-Reporter im Drogenkrieg hm. auf welchem sender läuft es denn und um welche uhrzeit? Kann man den Sender über Sat oder Internetstream empfangen? würde mich brennend interessieren
  3. AW: Quotenkrieg: Brasilianische TV-Reporter im Drogenkrieg Glaub ich sofort, ein neuer Troll im Forum
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