RTL redet sich bei gefaktem Amoklauf raus

0
35
Bild: Destina - Fotolia.com
Bild: Destina - Fotolia.com

Am Dienstagabend hat der Privatsender RTL in einem seiner Regionalmagazine eine Amok-Übung als Ernstfall verkauft und die Zuschauer erst nach zwei Minuten aufgeklärt. Nun hat sich RTL West für den Bericht entschuldigt.

„Unsere Berichterstattung am Dienstag, 28.09.2010 über eine Polizeiübung in Köln hat bei einigen Zuschauern deutliche Irritationen ausgelöst“, erklärten die Macher von RTL West am Mittwoch in eigener Sache auf ihrer Homepage. Das Regionalmagazin „Guten Abend RTL“ hatte die Nachrichten am Dienstagabend höchst dramatisch aufgemacht: Es habe einen Amoklauf in Köln gegeben, ließen die Macher die Zuschauer in Nordrhein-Westfalen glauben. Erst nach zwei Minuten folgte die Aufklärung, dass es sich dabei nur um eine Übung handelte (DIGITAL FERNSEHEN berichtete).

„Wir bedauern die entstandenen Irritationen“, erklärte RTL-West-Programmchef Jörg Zajonc. Die Berichterstattung bei RTL West solle „wahr und klar“ sein. Eine reißerische Aufmachung scheint für die Programmverantwortlichen aber doch mehr als in Ordnung zu sein, wenn es denn der Quote dient: Es sei das journalistische Anliegen, Beiträge so zu gestalten, „dass sie von möglichst vielen Menschen mit Interesse verfolgt werden“, hieß es in der Erklärung weiter. Relevanz und Akzeptanz würden sich sinnvoll ergänzen.

In der Umsetzung des Beitrags über die Polizeiübung habe man diese Balance nicht so gestaltet, wie es dem Selbstverständnis des Senders entspricht. Man habe den szenischen Einstieg bewusst gewählt, aber zu spät deutlich gemacht, dass es um eine Übung geht. Die „Aussagekraft der Bilder“ habe man aber wohl überschätzt. Zwei Minuten lang dokumentierte der Bericht die Übung als Realität, sprach von „dramatischen Szenen“, der Amokläufer hätte sich verschanzt, schwerbewaffnete SEK-Beamte gegen 14 Uhr das Gebäude gestürmt.

Dass die Zuschauer das ernst nehmen könnten, kam den RTL-Journalisten aber nicht in den Sinn: „Auf den Bildern sind SEK-Beamte mit neongelben Warnwesten zu sehen. Für uns Journalisten der klare Hinweis darauf, dass es sich um ein Training und nicht um einen Ernstfall handelt.“ Dass das aber außer ihnen sonst kaum einer so sieht, habe erst die Kritik verdeutlicht: „Dieses Wissen haben unsere Zuschauer selbstverständlich nicht. Daher sind die Irritationen der Zuschauer und die damit einhergehende Kritik berechtigt“, so Zajonc weiter. Man werde künftig die Berichterstattung zu ähnlichen Themen anders gestalten. [cg]

Bildquelle:

  • Inhalte_Fernsehen_Artikelbild: Destina - Fotolia.com

0 Kommentare im Forum

Alle Kommentare 0 im Forum anzeigen

Kommentieren Sie den Artikel im Forum