„Schwarzwaldkrimi“ im ZDF: Alte Feindschaften und ein Mord

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Schwarzwaldkrimi
Foto: ZDF / Frank Dicks

Was verbindet alte Familiengeheimnisse, Ausgrenzung und Todesfälle im Schwarzwald? Die ZDF-Reihe geht auch aktuellen Themen nach.

Der Bräutigam ist tot. Er hängt an Armen und Beinen festgebunden in einem Mühlrad. Seine Braut stromert suchend im weißen Kleid durch die Hochzeitsnacht, bis sie ihn entdeckt. Vor kurzem noch Verlobte, jetzt Witwe. Doch etwas rund um die Frau ist merkwürdig.

Schnell wird klar, dass auch diese Doppelfolge der ZDF-Reihe „Schwarzwaldkrimi“ etwas Mystisches hat. Das Zweite zeigt die Episode „Vogelfrei“ am 6. Oktober ab 20.15 Uhr. In der Mediathek des Senders im Internet und der App ist sie schon jetzt zu sehen.

Mord in der „Zwischenzeit“ 

Die Freudenstädter Mordkommission um Maris Bächle (Jessica Schwarz) und Konrad Diener (Max von Thun) steht vor einem Rätsel: Wie kam der Mann ins Mühlrad? Und warum blieb es ausgerechnet dann stehen, als sein Kopf gerade unter Wasser war? 

Ein zentrales Element ist die Zeit. Mal philosophiert das Ermittler-Team und das Publikum erfährt Weisen wie: „Wer auf der eigenen Hochzeit eine Uhr trägt, der gibt der Ehe wenig Zeit.“ Zudem wurde die Tat in der Stunde zwischen Winter- und Sommerzeit begangen, der „Zwischenzeit“. An anderer Stelle kommt die Frage auf, ob man mit einem Fotoapparat die Zeit anhalten kann.

Aktuelle Bezüge

Das Themenspektrum aber ist breiter: Es geht zum Beispiel auch um Hass im Netz. Und um Ausgrenzung. Die Jenichen – ein fahrendes Volk, Vogelfreie – sind mit einem Transporter unterwegs, sammeln Schrott ein. „Scher‘ dich weg, du Luder“, ruft eine Frau vom Balkon dem Mädchen auf der Ladefläche zu. 

Die Gruppe um Sara (Pauline Pollmann) und ihren Großvater Vitus Kessler (Armin Rohde) campiert auf einer Wiese. Gerne gesehen ist sie hier nicht. Am Laternenmast klebt ein Sticker mit der Aufschrift: „Fangt das Luder“.

Die Themen aus der Vergangenheit hätten immer auch etwas mit dem Aktuellen zu tun, sagt Hauptdarstellerin Schwarz im Interview der Deutschen Presse-Agentur – wie die Jenischen mit Migration. „Das ist auch politisch.“ Dass etwa Kinder ihren Eltern entzogen, in neue Familien gebracht oder umerzogen würden. „Das gibt es leider in so vielen Ländern.“

Autorin Anna Tebbe steige bei der Recherche teils so weit in die Archive, dass selbst Einheimische manchmal überrascht seien. „Man lernt unglaublich viel dabei“, sagt Schwarz. „Ich finde es toll, dass wir es schaffen, solche Themen sichtbar zu machen.“ Auch von Zuschauerinnen und Zuschauern gebe es häufig dankbare Zuschriften oder Kommentare etwa via Instagram.

„Es ist anspruchsvolles Fernsehen“

Welche Rolle die Jenichen spielen, was hier in der Vergangenheit geschah, als Kesslers Schwester Opfer von Lynchjustiz wurde – all das wird erst mit der Zeit klar. Im Grunde müssen Zuschauerinnen und Zuschauer die Doppelfolge durchhalten, bis die Fälle endgültig gelöst sind. 

Also insgesamt drei Stunden mit mehreren Verästelungen der Figuren, mit Zeitsprüngen und voll gepackt mit verschiedenen Themen. „Es ist anspruchsvolles Fernsehen“, räumt Schwarz ein. „Man muss dranbleiben.“

Die beiden Kommissare stehen in der aktuellen Doppelfolge weniger im Fokus als andere wie Abteilungsleiter Henrick Butzbach (Moritz Führmann). Maris Bächle war 14 Monate außer Dienst gewesen, nachdem sie sich in einen Mann verliebt hatte, der dann in einen Fall verwickelt war. 

„Ich glaube, dass Maris in Therapie war“, sagt Schwarz. „Maris versucht, sich von dem Misstrauen gegenüber Menschen zu lösen.“ Diesen Ansatz habe sie so mit Kollege von Thun und Regisseur Marcus O. Rosenmüller besprochen. 

Bächle solle „aber nicht so als Kommissarin vor sich hin wabern“, wünscht sich die 48-Jährige. Wenn ein neues Drehbuch in Angriff genommen wird, beginnen laut Schwarz auch die Gespräche, wie es mit den Figuren weitergeht.

Text: dpa / Redaktion DF: mw

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