
Jahrelang fristet das Basketball-Nationalteam ein mediales Schattendasein. Das wird sich nun ändern. Die EM-Übertragungen bei RTL sind erst der Anfang.
Die EM im Hauptprogramm bei RTL, im Anschluss ein langfristiger Vertrag mit ProSiebenSat.1: Der deutsche Basketball hat den Weg aus der TV-Nische geschafft und erlebt eine Rückkehr in der breiten Medienöffentlichkeit. Den Anfang macht die am Mittwoch beginnende Europameisterschaft, bei der neben Dauerpartner MagentaSport dank einer Sublizenz auch RTL alle deutschen Spiele überträgt.

Als „sehr sexy“ beschreibt Weltmeister Andreas Obst den deutschen Basketball im aktuellen EM-Sommer. Das Comeback bei großen TV-Sendern ist vor allem eine Folge der sportlichen Erfolge in den vergangenen Jahren, die im überraschenden WM-Titel 2023 in Manila gipfelten. Damals übertrug das ZDF kurzfristig das Finale. Der denkwürdige Halbfinal-Sieg gegen die Basketball-Supermacht USA war ausschließlich bei MagentaSport zu sehen.
Sender setzen auf „junges Publikum“
Diese Zeiten sind vorbei. Nach der EM bei RTL steigt ProSiebenSat.1 ein und zeigt dank eines langfristigen TV-Vertrages die Frauen-WM 2026, die Männer-WM 2027 sowie beide Europameisterschaften 2029. „Die Zielgruppe beim Basketball ist eine sehr interessante“, sagte Gernot Bauer, Sportchef von ProSiebenSat.1. „Durch die große Präsenz von Deutschen in der NBA gibt es mehr junges Publikum. Die bringen eine neue Community mit.“
EM-Bronze, WM-Gold, Kapitän Dennis Schröder als Fahnenträger bei Olympia: Die vergangenen Jahre waren die bisher glorreichsten der deutschen Basketball-Geschichte – und sie haben Spuren hinterlassen. RTL wird ein riesiges Team ins finnische Tampere schicken, wo am Mittwoch (15.30 Uhr) gegen Montenegro der Auftakt ansteht.
Buschmann: «Begeisterung transportieren»
Gesicht des Teams wird Kommentator Frank Buschmann, der in den 00er-Jahren schon für DSF und Sport1 Basketball begleitete und die großen Zeiten der nationalen Ikone Dirk Nowitzki miterlebte. 2022 feierte Buschmann mit RTL ein Drei-Spiele-Comeback, als sich bei der Heim-EM in Berlin eine Medaille abzeichnete. Nun gibt es alle deutschen Spiele beim Free-TV-Sender.

„Wir wollen die Begeisterung für Basketball transportieren“, sagte Buschmann der Deutschen Presse-Agentur. „Das können wir nur bedingt, das muss die Mannschaft leisten. Ich habe schon mitbekommen, dass Leute jetzt schon wieder sagen: Jetzt kommt RTL und macht das wieder für Dummköpfe – das ist natürlich Unsinn.“
Weltmeister spielt um 12.30 Uhr
Die deutschen Partien sind bei RTL im Hauptprogramm eingeplant – sonst, sagt der 60 Jahre alte Buschmann, hätte er dies „on air mit dem Sender ausfechten müssen“. Gerade in der Vorrunde werden aber ohnehin nicht die allerbesten Sendeplätze beansprucht: Deutschland spielt zweimal um 12.30 Uhr, zweimal um 15.30 Uhr und einmal um 19.30 Uhr. Zumindest in der Gruppenphase hat der Weltmeister nicht allzu viel mit der Primetime zu tun.
Die wachsende Community dank der Erfolge der Nationalteams sowie von Isaiah Hartenstein, der im Juni als zweiter deutscher Profi nach Nowitzki NBA-Meister wurde, soll die Grundlage für ordentliche Einschaltquoten sein. „Spätestens seit dem Gewinn der WM 2023 ist das Team nicht nur in der sportlichen Spitze angekommen, sondern auch in der Mitte der Gesellschaft“, sagte RTL-Sportchef Frank Robens.
Während MagentaSport wie gewohnt alle Partien überträgt, wird der Fokus bei RTL auf Schröder und Co. liegen. «Die deutsche Basketball-Nationalmannschaft hat in den vergangenen Jahren eine beeindruckende Entwicklung durchlaufen – sportlich wie in der öffentlichen Wahrnehmung“, fügte Robens an. „Basketball in Deutschland boomt.“
Quoten bei EM 2015 waren mäßig
Alle deutschen Turnierspiele bei großen TV-Sendern gab es zuletzt 2015, als ARD und ZDF die EM zeigten. Trotz der Vorrundenspiele in Berlin sowie einer auf dem Papier starken deutschen Mannschaft um Routinier Nowitzki und Jungstar Schröder waren die Einschaltquoten im Vorabendprogramm damals bescheiden.
„Die Sportart befindet sich hierzulande noch in einer Entwicklungsphase, mit der die breite Zuschauerschaft leider noch nicht erreicht werden konnte“, hieß es damals von der ARD. Die Übertragungen bei RTL werden nun zeigen, wie viel sich mit den jüngsten sportlichen Erfolgen der Generation Schröder geändert hat.
Von Patrick Reichardt und Michael Rossmann, dpa / Redaktion DF: mw
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