„Sozialismus ist schick“ – neue TV-Show über Chinas Präsidenten

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Bild: Destina - Fotolia.com
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Es ist doch ein wenig bizarr. Eine Quizshow im chinesischen Staats-TV soll helfen, Präsident Xi bei der Jugend beliebter zu machen. Doch sind Fragen zum Kommunismus im futuristischen TV-Studio wirklich das richtige Rezept, um Xi „cool“ wirken zu lassen?

Xi Jinping könnte China bis ans Ende seiner Tage regieren. Politisch hat er den Weg dazu längst freigemacht. Eine neue Gameshow zur besten Sendezeit soll nun auch den Kult um seine Person ankurbeln. Zielgruppe ist vor allem Chinas Jugend. In dem Fernsehstudio, das einem Raumschiff gleicht, wird Wissen abgefragt – über den Marxismus, die kommunistische Partei und allen voran über den Staats- und Parteichef selbst.

Anders aber als bei westlichen Quizshows wie „Wer wird Millionär?“, gibt es für den Gewinner am Ende kein Preisgeld. Wer die richtigen Antworten kennt, darf wohl eher auf soziale Anerkennung hoffen – und in der nächsten Episode von „Sozialismus ist ein bisschen schick“ erneut Eifer und Loyalität vor Publikum unter Beweis stellen. Immerhin ist es Chinas wichtigster Entertainment-Kanal, der die Sendung mit dem vielsagenden Namen ausstrahlt.

Wie aber reagiert das Publikum? Die neue Staffel, die sich erstmals nur auf Xi konzentriert, zeigte der Staatssender Hunan TV während der Feiertagswoche im Oktober. 40 Minuten, drei Kandidaten und ein weißer Roboter, der zunächst die Fragen stellt – das sind die Merkmale der Sendung, über die manche Beobachter mutmaßen, bei den Kandidaten handele es sich in Wahrheit um Schauspieler. Zu spezifisch und schwer seien einige Fragen.

Ein Beispiel: „Wie viele Fähigkeiten sollten wir gemäß Xis Bericht an den 19. Parteitag stärken?“. Die Kandidaten dürfen aus mehreren Antworten wählen: „A – fünf“, „B – acht“ oder „C – 10“. In diesem Fall fand der Teilnehmer die richtige Antwort schnell, „B – acht“. Mit trockenen Fragen über politische Theorie geht es weiter, während ein großes Karl-Marx-Hologramm aufleuchtet.

Diese Fragen seien allesamt oberflächlich und formelhaft, sagt der Politologe Wu Qiang. „Sie reden über eine altmodische, stalinistische Doktrin mit chinesischen Merkmalen“, sagt er.

Die beiden Kandidaten, die im Multiple-Choice-Teil am besten abschneiden, kommen weiter. Nun schauen sie sich Auszüge aus den Reden des Präsidenten an, „Xis goldene Originalzitate“ heißt dieses Segment. Zum Schluss bekommen die Kandidaten 100 Sekunden Zeit, um über Xis Vision für eine neue Ära des Sozialismus in China – unter Führung einer noch stärkeren kommunistischen Partei – zu referieren.

Fünf Jahre nach seiner Amtsübernahme ist Xi heute so mächtig wie kein anderer Führer seit Mao Tsetung. Auch als Vordenker hob ihn die Partei auf eine Stufe mit Mao. Doch für viele Chinesen ist die Erinnerung an die Allmacht des Staatsgründers keine gute. Um die Wiederkehr eines solchen Diktators zu verhindern, hatten seine Erben die Macht verteilt. Xi aber ebnete sich per Verfassungsänderung den Weg, um unbegrenzt viele Amtszeiten herrschen zu können. Bei zahlreichen Chinesen löst das Unbehagen aus.

Viele Zuschauer fand die zweite Staffel der TV-Show „Sozialismus ist ein bisschen schick“ vielleicht auch deshalb nicht. Nur rund 100 Kommentare fanden sich etwa auf Weibo, der chinesischen Variante von Twitter. Und die waren teils kritisch. „Ekelhaft“, schrieb etwa ein Nutzer. In der ersten Staffel hatten die Zuschauer vor allem politische Vorträge zu sehen bekommen, die sich aber nicht nur um Xi drehten. Eine dritte Staffel ist bereits in Planung. Man könnte annehmen, dass auch diese vor allem einem gefallen soll: Xi selbst.

[Simina Mistreanu]

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