
Im Familiendrama „Die Fabelmans“ blickt Steven Spielberg auf seine eigene Kindheit und Faszination für das Medium Film zurück.
Steven Spielberg hat Blockbuster wie „Der Weiße Hai“ und „Jurassic Park“ gedreht. Mit „E.T. – Der Außerirdische“ rührte er Millionen zu Tränen, das Holocaust-Drama „Schindlers Liste“ brachte ihm den ersten Regie-Oscar ein. Mit „West Side Story“ wagte er sich an eine Musical-Verfilmung. Doch sein wohl persönlichstes Werk hat Hollywoods Regiemeister mit „Die Fabelmans“ aus dem Jahr 2022 geschaffen. ProSieben zeigt die Familiengeschichte am Sonntag (17. August) um 20.15 Uhr.
Das Coming-of-Age-Drama führt packend vor Augen, welche frühen Erfahrungen Spielbergs Ideen, Emotionen und Fantasie geprägt haben. Es ist die Geschichte von Sam Fabelman, der mit seinen jüdischen Eltern Mitzi und Burt und drei jüngeren Schwestern in den 1950er und 1960er Jahren an verschiedenen Orten in den USA aufwächst. Dass der kleine Sammy eigentlich Steven ist, wird sofort klar. Es ist Spielbergs Zeitreise in die eigene Kindheit, zu den Anfängen seiner Leidenschaft für bewegte Bilder.
Er spielt das Zugunglück auf der Leinwand nach
Auslöser ist ein Zugunglück auf der Leinwand. Zwischen den Eltern sitzend, schaut Sammy beim ersten Kinobesuch gebannt auf eine spektakuläre Crash-Szene in dem Film „Die Größte Show der Welt“. Diese Bilder lassen ihn nicht mehr los. Zu Hause lässt er die Wagen seiner Spielzeugeisenbahn ineinander krachen. Und mit Hilfe der 8mm-Kamera seines Vaters wird das später sein erstes Filmchen. Doch Sam ist kein Wunderkind, das in einer heilen Welt aufwächst. Die Familie zieht oft um, in der Ehe der Eltern kriselt es. An der neuen Schule in Kalifornien wird der junge Cineast als Weichling verspottet.
Michelle Williams („Manchester by the Sea“) glänzt als die Kunst liebende Mutter, eine Konzertpianistin mit einer freiheitsliebenden Seite. Paul Dano („There will be Blood“) ist der rationale Vater, ein Elektroingenieur. „In dieser Familie konkurriert die Wissenschaft mit der Kunst“, sagt die Mutter – und Sammy komme ganz nach ihr. Tatsächlich liegen Vater und Sohn oft im Clinch, etwa wenn Burt vom „Hobby“ des Teenagers spricht, der sich längst zum Filmemacher berufen fühlt.
Angst vor der eigenen Sterblichkeit löste den Film aus
Hollywood-Nachwuchs Gabriel LaBelle ist großartig als der sensible Junge, der die Welt am liebsten durch die Filmkamera betrachtet. Dabei fängt er ausgelassene Szenen beim Campingtrip der Familie ein, aber wird auch Zeuge des Ehedramas, als sich die Mutter in Bennie (Seth Rogen), einen engen Freund der Familie, verliebt.
Spielberg war nach eigenen Angaben lange zögerlich, seine Kindheit zu verfilmen. Die Angst während der Corona-Pandemie vor der eigenen Sterblichkeit habe ihm letztendlich den Mut dazu gegeben, sagte der Regisseur einmal dazu. Er habe immer die Geschichte seiner Eltern und seiner Schwestern erzählen wollen und den Kampf zwischen Kunst und Familie.
Spielbergs Vater, Arnold Spielberg, war 2020 im Alter von 103 Jahren gestorben. Seine 2017 verstorbene Mutter, Leah Adler, wurde 97 Jahre alt. „Du musst immer tun, was dein Herz dir sagt“, rät Mutter Mitzi in „Die Fabelmans“ dem verunsicherten Teenager. Das hat Spielberg in seiner langen Karriere offenbar befolgt. Doch nie zuvor hat er den Zuschauern einen so offenherzigen Blick in sein Leben gewährt – und zugleich eine Hommage an das Wunder der bewegten Bilder geschaffen.
Text: Barbara Munker – dpa/ Redaktion: JN
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