Strafanzeige: MTV will Frist verstreichen lassen

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Bild: Destina - Fotolia.com
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München – Der Streit über die geplante Comic-Serie „Popetown“ des Fernsehsenders MTV verschärft sich weiter.

Bayerns CSU-Fraktionschef Joachim Herrmann stellte am Dienstag Strafanzeige gegen die MTV-Verantwortlichen bei der Berliner Staatsanwaltschaft.

Grund ist eine Zeitschriftenwerbung, in der vor Ostern unter dem Titel „Lachen statt rumhängen“ ein vom Kreuz herabgestiegener Jesus Christus vor dem Fernseher abgebildet war. Ein Sprecher des Erzbistums München und Freising begrüßte die Strafanzeige, da sie die vom Erzbischöflichen Ordinariat München eingeleiteten rechtlichen Schritte gegen den Sender unterstütze.
 
Herrmann kritisierte in München, mit der Zeitschriftenanzeige werde der christliche Glaube beschimpft. Die Werbung zeuge von mangelndem Respekt gegenüber religiösen Überzeugungen.
 
In „Popetown“ sind nach MTV-Angaben „ein durchgeknallter Papst und ein krimineller Kardinal“ unter anderem in Todesfälle und die „Versklavung von Kindern“ verwickelt. Herrmann betonte, Kritik am Papst könne kein Tabu sein. Ein Witz über das Oberhaupt der katholischen Kirche sei jedoch „etwas völlig anderes, als sich über den gekreuzigten Jesus Christus lustig zu machen“.
 
Herrmann will nun „sorgfältig beobachten“, wie die Staatsanwaltschaft auf seine Anzeige reagiert. Wenn es keine rechtlichen Konsequenzen aus der Zeitschriftenwerbung gebe, dann werde damit der „gesetzgeberische Handlungsbedarf“ deutlich. So müsse geklärt werden, wie der Straftatbestand der Störung des öffentlichen Friedens künftig definiert werde.
 
Das bayerische Kabinett beriet am Dienstag bereits über einen besseren Schutz religiöser Symbole und Überzeugungen. Ministerpräsident Edmund Stoiber beauftragte Justizministerin Beate Merk (beide CSU), mit Kirchen und Glaubensgemeinschaften über eine Neugestaltung von Paragraf 166 des Strafgesetzbuchs zu beraten und eine Gesetzesinitiative auf den Weg zu bringen. Stoiber kündigte an, der Gesetzentwurf werde in der CSU-Fraktion, im Kabinett und in der CSU insgesamt bis zur Sommerpause diskutiert und anschließend im Bundesrat eingebracht.

Der Sprecher des Erzbistums, Winfried Röhmel, befürwortet die Initiative der Staatsregierung. Der Münchner Kardinal Friedrich Wetter habe jüngst eine neue Sensibilität gegenüber Glaubensinhalten und -symbolen gefordert. „Dem entspricht das Vorgehen der Staatsregierung“, sagte Röhmel.
 
Das Erzbischöfliche Ordinariat hatte dem Sender eine Frist bis Mittwoch gesetzt, um schriftlich den Verzicht auf eine Ausstrahlung zu erklären. Sollte MTV nicht einlenken, sei eine Anrufung der Gerichte unvermeidlich. Röhmel schloss eine weitere Verlängerung der Frist aus, die ursprünglich schon vor einer Woche auslaufen sollte. Der Sender habe genug Zeit zum Nachdenken gehabt.
 
MTV will im Streit um die Ausstrahlung der Serie bisher nicht einlenken. Der Sender werde erst nach Ablauf der Frist am Mittwoch um 18.00 Uhr Stellung nehmen, kündigte ein Sprecher an. [sch]

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