„Tatort“ München: „Einmal wirklich sterben“, zwei Familiendramen

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Bild: Destina - Fotolia.com
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Batic und Leitmayr tauschen die feuchtfröhliche Wiesn gegen gleich zwei blutige Familiendramen. Ein angeschossener Familienvater scheint dabei nicht nur Opfer, sondern auch Täter zu sein und die Verbindung zwischen zwei Fällen zu bilden.

Nach ihrem kriminalistischen Ausflug auf die Wiesn ermitteln die Münchner „Tatort“-Kommissare in ihrem neuen Fall in einem weniger feuchtfröhlichen Revier. In der Episode „Einmal wirklich sterben“ am Sonntag um 20.15 Uhr im Ersten bekommen Ivo Batic (Miroslav Nemec) und Franz Leitmayr (Udo Wachtveitl) es mit gleich zwei blutigen Familiendramen zu tun.
 
Beim alljährlichen Besuch bei der Mutter eines verstorbenen Kollegen, die trotz Ermahnungen mit Leidenschaft den Polizeifunk abhört, erfahren die Kommissare von der schrecklichen Tat: Eine Mutter liegt erschossen in ihrem Haus, ihr neuer Freund Daniel Ruppert ist lebensgefährlich verletzt, ihr getrennt lebender Ehemann und das gemeinsame Kind sind verschwunden.
 
Nur blutige Spuren von Kinderfüßen weisen darauf hin, dass der kleine Quirin Mutter und Ziehvater in ihrem eigenen Blut hat liegen sehen. Als der Junge völlig verstört vor einer Klinik wieder auftaucht, kann er nicht erzählen, was geschehen ist. Er spricht nicht. „Dissoziative Amnesie“, sagt eine Kinderpsychologin.

Natürlich fällt der Verdacht sofort auf den Ex, der ohnehin den perfekten Tatverdächtigen abgibt, weil er schon mal den Grill der Nachbarn auspinkelte und eine Taube erschoss, die sich auf seinem Auto erleichtert hatte.
 
Doch als sich im Krankenhaus herausstellt, dass der angeschossene Ruppert nicht nur die frische, sondern auch eine Jahre alte Schussverletzung hat, führen die Spuren zu einem weiteren Familiendrama. Der Mann saß nämlich viele Jahre im Knast, weil er seine damalige Frau und den gemeinsamen Sohn erschossen hatte, um ihnen die finanziellen Schwierigkeiten, in die er geraten war, zu ersparen. Das, was heute gemeinhin „erweiterter Suizid“ genannt wird, scheiterte aber in letzter Konsequenz und Ruppert landete nicht im Jenseits, sondern im Gefängnis.
 
Die Ermittler erfahren, dass auch seine kleine Tochter Ella das Familiendrama überlebte, weil er es nicht über’s Herz brachte, sie ebenfalls um die Ecke zu bringen. „Lauf, Schneeflöckchen, lauf.“ Das kann doch kein Zufall sein. Als Batic und Leitmayr erfahren, dass Ella heute Emma heißt, Anfang 20 ist und als Tierpflegerin im Tierpark Hellabrunn arbeitet, erhöht sich die Zahl der Verdächtigen.
 
Auch wenn die Kommissare sich alle Mühe geben, den Fall aufzuklären, sind es Rückblenden, die letztendlich erzählen, was sich in der Nacht wirklich zugetragen hat, was Emma (Anna Drexler) mit dem Tod der neuen Frau an der Seite ihres Vaters zu tun hat und welche Rolle ihre geheimnisvolle Freundin Lissy (Andrea Wenzl) spielt.
 
„Mit Rückblenden zu arbeiten, ist doch was für Feiglinge“, sagt der Autor der spektakulären Fortsetzung des Kieler „Tatort“ „Borowski und der stille Gast“, Sascha Arango, der „Bild am Sonntag“ über seine Geschichte. Und so gibt es nach der spektakulären Folge aus Kiel am vergangenen Wochenende bei Leitmayr und Batic, einem der dienstältesten Ermittler-Duos in der Geschichte des ARD-Krimis, mal wieder ganz konventionelle Fernsehkost: ein absoluter Durchschnitts-„Tatort“.

[Britta Schultejans/am]

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3 Kommentare im Forum

  1. Ich sehe die Münchner Ermittler Ivo Batic und Franz Leitmayr ganz gern. Irgendwie nimmt mir diese News die Vorfreude wenn ich da schon lese.... Das sollten wir Zuseher doch selbst entscheiden.
  2. Nicht entmutigen lassen. Mancher Rezension konnte ich schon nicht folgen. Deshalb habe ich aufgehört - vorher - eine zu lesen. Den beiden fast Rentnern sehe ich aber auch ganz gern zu.
  3. Das Münchner Team gefällt mir sehr gut. Der Fall gestern weniger - etwas zu sehr konstruiert. Streckenweise schleppte sich die Handlung dahin, was man mit etwas wohlwollen als "ruhig" bezeichnen kann. Schlecht hingegen fand ich den Tatort auch wieder nicht. Irgendwie bin ich zwiegespalten.
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