„Tatort“-Schauspieler Martin Lüttge gestorben

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Bild: Destina - Fotolia.com
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Seine Karriere pendelte zwischen Theater-Bühne und TV-Bildschirm: Sowohl als Faust als auch als „Tatort“-Kommissar Bernd Flemming überzeugte Martin Lüttge die Zuschauer. Am letzten Mittwoch verstarb der Schauspieler in seiner norddeutschen Heimat.

Bekannt wurde er im Fernsehen, doch sein Herz hing mehr am Theater. Der Schauspieler Martin Lüttge stand als TV-Partner von Hardy Krüger jr. in der ZDF-Serie „Forsthaus Falkenau“ vor der Kamera; bereits Anfang neunziger Jahre eroberte er als „Tatort“-Kommissar Bernd Flemming die Gunst der Fernsehzuschauer. Der eher bodenständige, leicht verschrobene Kommissar als Nachfolger des legendären Ermittlers Horst Schimanski (Götz George) wurde von Kritikern hochgelobt. Trotzdem verabschiedete sich Lüttge damals nach nur 15 Folgen, um sich wieder mehr dem Theater zu widmen.

„Ich mag die Abwechslung in unserem Beruf“, sagte er zu seinem 70. Geburtstag. Als Gegengewicht zur Fernsehunterhaltung schätze er die niveauvollen Theatersachen. Unter anderem lebte und wirkte er als Regisseur, Autor und Schauspieler viele Jahre auf dem Theaterhof Priessenthal in Mehring bei Burghausen, den er in den siebziger Jahren mitgegründet hatte und mit dem er durch die Republik tourte.
 
Zuletzt lebte Lüttge mit seiner letzten Partnerin Marlen Breitinger in seiner norddeutschen Heimat, wo er am vergangenen Mittwoch im Alter von 73 Jahren starb. Seine beiden erwachsenen Töchter stammen aus der Ehe mit der Schauspielerin Gila von Weitershausen. Seine Hamburger Agentur Reuter teilte am Montag mit, sein Tod sei ein großer Verlust. „Martin Lüttge war einer der ganz großen Mimen.“ Der Bayerische Rundfunk hatte zuerst über den Tod Lüttges berichtet.
 
Lüttge wuchs in einem Dorf bei Bad Bramstedt in Holstein auf und ging in seiner Geburtsstadt Hamburg zur Schule. Als naturverbundener junger Mann absolvierte er eine Ausbildung in der Landwirtschaft. Dort profitierte zunächst ein tierisches Publikum von seinem Talent. „Ich habe den Kühen immer etwas vorgespielt“, sagte er vor einigen Jahren. „Irgendwann sagte man mir, ich sollte daraus doch was machen.“
 
Den Tipp setzte Lüttge in die Tat um und wechselte Anfang der
sechziger Jahre auf die Schauspielschule nach München. Dort wurde der Regisseur Fritz Umgelter auf ihn aufmerksam, der ihm 1964 in „Bratkartoffel inbegriffen“ das Fernsehdebüt verschaffte.
 
In der Folge schlüpfte Lüttge als vielseitiger Charakterdarsteller in zahlreiche Theater-, Fernseh- und Filmrollen und bekam mehrere Auszeichnungen. 1966 fiel er an den Münchner Kammerspielen als Allroundtalent auf. Er blieb vier Jahre, wechselte dann ans Schauspielhaus Düsseldorf und von dort ans Württembergische Staatstheater. In Stuttgart feierte Lüttge als Faust in der Inszenierung von Claus Peymann große Erfolge.
 
Mit dem Wunsch, sich als Schauspieler zu emanzipieren und künstlerisch unabhängig und politisch zu sein, gründete Lüttge 1978 mit anderen Künstlern eine Freie Theatergruppe. Das Leben im Mehringer Theaterhof Priessenthal war über viele Jahre wichtiger Bestandteil seiner Arbeit. Unter anderem mit der Theaterproduktion „Gebrüder Grimm“ trat er in der Rolle des Jacob Grimm in Gastspielen in Finnland, Bulgarien, Polen und Estland auf.
 
Zuletzt stand er nach Angaben seiner Hamburger Agentur unter anderem für das „Forsthaus Falkenau“ vor der Kamera und tourte mit seiner Falkenau-Kollegin Julia Grimpe mit dem Stück „Das Interview“ durch die Lande. In den vergangenen Jahren war es ruhig geworden um Lüttge. [Sabine Dobel, Birgit Ellinger und Paul Winterer/buhl]

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