Umbau bei der ARD: Gottschalk blickt dem Publikum ins Auge

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Bild: Destina - Fotolia.com
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Zu „Wetten, dass…?“-Zeiten galt Entertainer Thomas Gottschalk als sicherer Quotengarant. Bei seiner ARD-Vorabendshow „Gottschalk Live!“ muss er um jeden Zuschauer ringen. Ein neues Konzept soll nun die Wende bringen: ein neues Studio und Livepublikum sollen es richten.

Jeder weiß bescheid, doch kaum jemand sieht sie sich an. Nahezu halb Deutschland redet derzeit über die Zukunftsaussichten von „Gottschalk Live!“ – mit düsteren Prognosen. Doch aufgeben will Moderator Thomas Gottschalk sein neues Projekt nicht.
 
Der Umbau des Studios in Berlin-Mitte soll nun die Fahrt auf der Quotenachterbahn stoppen und dem Format mehr Zuschauer und damit eine stabile Sehbeteiligung verschaffen. Künftig kann Gottschalk seinem Publikum direkt ins Auge sehen, denn das Studio wartet nun mit 100 Sitzplätzen für Zuschauer auf. Trotz dem „Live“ im Name, hatte die Show bisher darauf verzichtet. Ist es womöglich der Umbau vor dem Abbau?
 
„Es hat ja nun eine Menge Diskussionen gegeben. Viele haben sich Gedanken gemacht: Was wird aus dieser Sendung?“, begann Gottschalk seine Show am Montagabend. „Ist „Gottschalk Live“ bereits am Ende? Oder hat es noch gar nicht richtig angefangen? Also: die Lage ist wie folgt: Wir gehen nicht, aber wir bauen um. Sie werden also heute nicht zum Zeugen einer Zwangsräumung.“, verkündet der Moderator.
 
„Ich ziehe auch nicht ins Frühstücksfernsehen um, sondern vor ihren Augen wechselt sozusagen die Karawane die Richtung und macht sich auf den Weg aus der ‚Todeszone‘ in Richtung blühende Landschaften.“

Eine Woche sei die Show jetzt „Baustelle“. „Nächsten Montag gibt’s ein neues Studio, ein neues Konzept. Aber keinen neuen Moderator. Soweit wollten wir nicht gehen. Werden Sie also Zeuge, ob ein Titan den Quotentod stirbt oder ob das Schiller-Wort aus „Wilhelm Tell“ sich bewahrheitet: Neues Leben wächst aus den Ruinen.“ Das alte Mobiliar sei weg, aber das neue noch nicht da.
 
„Ein schönes Sinnbild für den Neubeginn. Und wie Sie bemerkt haben, habe ich auch mein Publikum zurück. Es ist doch schöner, gebe ich zu, wenn man seinem Publikum ins Auge blickt. Ich wollte demütig sein, hab gesagt, wegen einer halben Stunde lohnt es sich doch nicht, aber ihr seid da und das ist schön“, sagte der Entertainer zu den Leuten vor ihm.
 
Nach seinem Ausstieg bei der ZDF-Show „Wetten, dass..?“ Ende 2011 war Gottschalk nicht den einfachen Weg gegangen: Er entschied sich für den ARD-Vorabend und eben nicht dafür, beim ZDF zu bleiben und dort einige Galas und größere Shows zu präsentieren. „Die Stunde vor acht gilt ja als Todeszone, in die sich ohnehin keiner traut. Da stehe ich jetzt als Desperado. Einer gegen alle!“, beschrieb Gottschalk in einem Interview zuvor die schwierige Aufgabe.

Auf einer Pressekonferenz vor dem Auftakt hatte er seine neue Show als „‚Wohlfühl-Halbe-Stunde vor der ‚Tagesschau'“ charakterisiert: „Die Sendung ist nach hinten gezogenes Frühstücksfernsehen und eine vorgezogene Late-Night.“ Und genau so ist es wohl – die Sendung scheint deplatziert. Selbst Gottschalks „Wetten, dass..?“-Nachfolger Markus Lanz analysierte in der „Bild am Sonntag“ vom Wochenende: „…es ist einfach so, dass Uhrzeit und Format nicht zusammenpassen.“
 
Eine kleine Vorabendsendung mit Deutschlands größtem TV-Unterhalter (zumindest nach früheren Quoten) – das war als Programmrevolution geplant. Wunschtraum der Verantwortlichen war wohl, dass Gottschalk ein Quotenwunder vollbringt. Und dass der Showmaster auf dem ungewohnten Platz es allen Kritikern zeigt.
 
Doch alle Experten und selbsternannten Fachleute, die jahrelang schrieben, Gottschalk führe keine guten Interviews, sei meist schlecht vorbereitet und könne sich kaum konzentrieren, fühlen sich eher bestätigt. Es kam schon zu einigen Patzern in der Show. Falsche Jahreszahlen und Namen (zum Beispiel „Annette“ Engelke statt „Anke“), Gesprächsmomente zum Fremdschämen, in denen er Gästen nicht richtig zuhörte oder ihnen ins Wort fiel.
 
Seit Anfang März hat Gottschalk jetzt den erfahrenen Journalisten und Medienberater Markus Peichl als Redaktionsleiter an seiner Seite. Der Österreicher zeigte sich vorab siegesgewiss, dass die Show zu retten sei. „Spiegel Online“ sagte er: „Bis zur Sommerpause sitzt das Konzept. Ab Herbst wird sich das auf die Quoten auswirken.“
 
„Gottschalk Live“ läuft montags bis donnerstags um 19.20 Uhr. Die Sendung startete am 23. Januar mit 4,34 Millionen Zuschauern. Mittlerweile kommt sie aber kaum noch über 1,5 Millionen Zuschauer. Manche Ausgabe rutschte sogar unter die Millionengrenze. [Gregor Tholl/fm]

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