Wenn der Sohn IS-Terrorist wird – TV-Drama im Ersten

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Bild: Destina - Fotolia.com
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Dschihad statt Sangria? Die Schenks sind entsetzt: Statt mit einem Kumpel im Spanienurlaub zu weilen, soll ihr Sohn sich den IS-Terroristen in Syrien angeschlossen haben. Vater und Bruder machen sich auf die Suche. Doch damit fangen die Probleme erst an.

„Lebst du?“, schreibt Stefan Schenk seinem Sohn eine Nachricht. „Bist du wirklich beim IS, Jakob?“ Es wirkt ein bisschen naiv, wie der Familienvater den Verschollenen aufzustöbern versucht.
 
Plötzlich stand nach dem Gebet am Abendbrottisch das LKA in der Wohnung: Jakob habe sich der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) angeschlossen. Beamte durchsuchten sein Zimmer. Da dachte die Familie noch, der junge Mann sei mit einem Freund im Spanienurlaub.

Jetzt versucht der Vater, Jakob zu erreichen. Irgendwo in Syrien. Auf anderthalb Stunden komprimiert zeigt das Erste am Mittwoch (20.15 Uhr) ein Familiendrama mit dem fast zynisch klingenden Titel „Macht Euch keine Sorgen“ – wie es Jakob irgendwann in einer E-Mail schreibt.
 
Vater Schenk und sein ältester Sohn David fassen den aberwitzig scheinenden und am Ende doch erfolgreichen Plan, Jakob an der jordanisch-syrischen Grenze zu treffen und nach Deutschland zu holen. Doch zuhause angekommen, beginnen die Probleme eigentlich erst.
 
Die Ermittler wollen wissen, ob Jakob als Schläfer heimgeschickt wurde, welche Gefahr in Deutschland von ihm ausgeht. Jede Suche im Internet ist verdächtig. Auch die Nachbarn sind misstrauisch. Im Sportverein geht eine Mitspielerin auf die Barrikaden wegen tödlicher Anschläge. Die kleine Schwester malt in der Schule ein Selbstporträt. Mit Burka.
 
Innerhalb der Familie brodelt es auch: Gerade bei den Eltern schwankt die Gefühlslage. Hätten die überzeugten Christen ihrem Sohn den Wechsel zum Islam verbieten sollen? Haben sie ihrem Kind zu viel vertraut? „Da prallt Wut und Unverständnis auf Verantwortungsgefühl und Liebe, so wie es wahrscheinlich in jeder intakten Familie wäre“, sagt Kathi Liers. Mit Jana Simon hat sie das Drehbuch geschrieben. Die beiden haben viel recherchiert, sich an echten Fällen orientiert.
 
Wichtig ist ihnen zu zeigen, dass eine derartige Geschichte jedem passieren könne. „Auch in Wirklichkeit stammen die IS-Rückkehrer aus verschiedenen familiären und sozialen Hintergründen“, sagt Simon laut Presseheft. „Niemand ist davor gefeit.“ Liers meint: „Es ist keine Geschichte über „die anderen“, sondern „über uns“. Und wir hoffen, sie ist dadurch umso alarmierender und berührender.“
 
Mit dem Film wollen sie eine Debatte anstoßen, wie die Gesellschaft mit Radikalisierung und Rückkehr umgehen soll. „Diese Themen werden uns ja auch in den nächsten Jahren weiter begleiten“, sagt Simon. Immerhin seien fast 1000 Deutsche nach Syrien und in den Irak gereist, um sich dem IS oder anderen Terrororganisationen anzuschließen. Und etwa ein Drittel sei nun wieder in Deutschland.
 
Durch die nur knapp 90 Minuten erscheint manches sehr klischeehaft dargestellt, wie das Burka-Bild der Schwester, oder zu simpel, wie die Rückkehr Jakobs. Geholfen hätte bei einem solch komplexen Thema vermutlich auch, auf die eine oder andere Facette zu verzichten.
 
Im Fokus des Films steht die Vater-Sohn-Beziehung zwischen Stefan (Jörg Schüttauf) und Jakob (Leonard Carow). Einerseits liebt der Vater sein Kind, andererseits wird auch er misstrauisch, spioniert seinem Sohn hinterher, will Computer und Handy kontrollieren.
 
Nach und nach renkt sich das Verhältnis ein, Jakobs Leben gerät auf geregelte Bahnen, er bekommt einen Uniplatz, hat eine Freundin. Doch in einer wieder einmal schlaflosen Nacht bemerkt Stefan, dass sein Kind ihn angelogen hat. In einem Punkt. Mindestens.

[Marco Krefting]

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