Wer hat den Vogel umgebracht? Die Komödie „Der Pfau“ im ZDF

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Der Pfau
Foto: ZDF / Frank Dicks

Deutsche Investmentbanker müssen zum Teambuilding in Schottland antreten. Die Stimmung ist gereizt. Als ob das nicht reichen würde, greift ein Pfau alles an, was blau ist. Plötzlich ist der Vogel tot.

Viele Filme drehen sich um die Frage: Wer war’s, war hat das Opfer ermordet? Das ist auch in der Krimikomödie „Der Pfau“ aus dem Jahr 2023 der Kern der Geschichte. Nur, dass es ein armer kleiner Pfauenvogel ist, der das Zeitliche segnet. Dazu gesellt sich ein Grüppchen menschlicher Pfaue: deutsche Investmentbanker, die kaum mehr laufen können vor Arroganz und Eitelkeit. „Der Pfau“ läuft am Donnerstag (12. Juni) um 20.15 Uhr im ZDF. 

Dabei soll die Gruppe bei einem Team-Building-Treffen im schottischen Hochland doch eigentlich zueinanderfinden. Stattdessen geht es immer wieder um die eigenen Pfründe und das Fortkommen in der Company. Tom Schilling ist genauso dabei wie David Kross. Lavinia Wilson glänzt als Teamführerin, Jürgen Vogel zeigt sich mit erstaunlicher Frisur, Annette Frier bekocht den eher unsympathischen Haufen.

Regisseur Lutz Heineking Jr. hat sich für sein Kinodebüt vor zwei Jahren den gleichnamigen Roman-Bestseller von Isabel Bogdan vorgenommen. Entstanden ist eine bunt überdrehte Versuchsanordnung, in der auf teils heitere, teils durchaus nachdenkliche Art mit Märchen-, Komödien- und auch Krimi-Elementen jongliert wird.

Kaum haben die Team-Building-Kandidaten den Bus verlassen, blicken sie missmutig auf ihre empfangslosen Mobiltelefone; anstatt sich des imposanten Panoramas rund ums pittoreske Herrenhaus von Lord Hamish und Lady Fiona McIntosh (Philip Jackson und Victoria Carling) zu erfreuen. 

Und dann ist da noch der Pfau, der alles angreift, was blau ist. Das geht nicht gut los und auch nicht gut weiter. Da nützen auch all die teils unerträglichen Business-Floskeln nichts („Es wäre nice, wenn…“, „Damit wir alle aus demselben Gesangsbuch singen“), mit denen die Gruppenleiterin für etwas gemeinschaftlichen Spirit zu suchen trachtet.

Als dann nebst dem Pfau auch noch eine Gans verlustig geht, droht die Stimmung auf dem Herrensitz aller Ansehnlichkeit und allen Teambuilding-Maßnahmen (Hüttenbau im Wald!) zum Trotz endgültig zu kippen.

In seinen stärkeren Momenten erinnert „Der Pfau“ ein wenig an einen der besten deutschen Filme der letzten 25 Jahre: „Zeit der Kannibalen“ (2014), Berlinale-Beitrag mit Devid Striesow und Katharina Schüttler. Damals waren es Unternehmensberater, die sich in einem kammerspielartigen Setting tummeln durften. Auch damals konnte, wer wollte, Kapitalismuskritik erkennen – oder sich einfach nur freuen über die vielen sehr lustigen Momente. Solche schenkt uns der «Pfau» nur in kleinen Dosen. 

Die gelingenden Momente aber bleiben haften; etwa wenn Schilling mal wieder pfauenartig durchs Bild stolziert: „Niveau sieht nur von unten aus wie Arroganz.“ Dafür verliert man als Zuschauer in zunehmendem Maße den Faden, fragt sich, worum es denn nun eigentlich gerade geht.

Mitdenken nicht unbedingt gefragt

Allzu viel den Kopf zerbrechen angesichts der skurril-seltsamen Story sollte man sich aber vielleicht auch gar nicht. Selbst Tom Schilling, seines Zeichens Co-Hauptdarsteller, hat in einem Interview zu Kinostart 2023 gesagt: „Ich glaube, ich habe ganz viele Sachen in der Geschichte nicht gecheckt.“

Also zurücklehnen und genießen: Etwa die famose Szene, in der Schillings leicht angetüterte Figur am Klavier den Gianna Nannini-Klassiker „Bello e impossibile“ aufs Schauerlich-Schönste zum Besten gibt. Und die anderen Szenen, in denen die beteiligten deutschen Schauspieler vom Schlage eines David Kross mal zeigen, was sie draufhaben.

Vor allem sehenswert: Ein endlich mal wieder gegen den Strich (liebenswerter Proll) besetzter Jürgen Vogel. Der hier eine Haarpracht zur Schau trägt, die man dem Mittfünfziger wirklich nicht mehr zugetraut hätte.

Von Matthias von Viereck, dpa / Redaktion DF: mw

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