„Wölfe“ wecken innere Dämonen der „Polizeiruf“-Kommissare

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Bild: Destina - Fotolia.com
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Der Fall einer von einer Bestie getöteten Frau stellt die Gefühlswelt des „Polizeiruf“-Duos Auer und von Meuffels auf die Probe, ohne dabei die Verbrecherjagd und die Spannung aus den Augen zu verlieren.

Vor kaum einem Tier gruseln sich Menschen so sehr wie vor dem Wolf. Auf leisen Pfoten schleicht er durch die Dunkelheit und bringt seine Opfer mit scharfen Zähnen zur Strecke. Ein Mythos, den Christian Petzold in seinem Film „Wölfe“ aus der ARD-Krimireihe „Polizeiruf 110“ aufgreift. Eine tote Frau wird entdeckt, ihr Gesicht von Bisswunden grausam entstellt. Der Verdacht fällt auf ihren Liebhaber Mehmet Özhan, der neben Hunden auch einen Wolf hält. Bald geht es um mehr als Kriminallogik. Während Hanns von Meuffels und seine Kollegin Constanze Hermann ermitteln, taucht eine grausame Kreatur wie aus uralten Märchen auf und konfrontiert die beiden mit ihren eigenen Ängsten und Sehnsüchten – zu sehen am Sonntag um 20.15 Uhr im Ersten.
 
„Wölfe“ ist ein hochspannender Krimi mit Elementen wie aus einem Horrorfilm, die Urängste wecken – nichts für empfindsame Gemüter. Eine einsame Frau im Dunkeln, plötzlich taucht ein Wolf im Gebüsch auf. Seine Gestalt ist riesig, die Augen glühen wie rote Kohlen. Doch da verliert sie die Besinnung und weiß später nicht mehr, ob sie die Horrorfigur wirklich gesehen hat, oder ob es ihr eigener Dämon war. Eine Ausgeburt des Rausches, mit dem sie wieder mal ihr Vorhaben gebrochen hat, keinen Alkohol mehr zu trinken.

Barbara Auer spielt diese Frau, die als Kommissarin Constanze Hermann immer so reserviert auftritt. Und doch muss sie heftige innere Kämpfe ausfechten. Auch von Meuffels (Matthias Brandt) gibt einen seltenen Einblick in seine Gefühlswelt. Petzold erzählt von zwei Menschen, die zutiefst einsam sind und sich nach Zweisamkeit sehnen. Gleichzeitig sind beide so vorsichtig und verletzlich, dass sie sich nur zaghaft aneinander herantasten.
 
Ein Schritt vor, zwei zurück. Lust und Leidenschaft scheinen möglich, doch bloß nicht zu schnell! Bislang erstreckt sich ihre Vorstellung von Nähe auf gemeinsame Filmabende vor dem Fernseher, Musik hören, Autofahrten durch die Nacht. Ein bisschen reden und vor allem schweigen mit dem Gefühl, den anderen nahe zu wissen und sich ihm in Gedanken verbunden zu fühlen.
 
Petzold versteht es meisterhaft, diese Nähe zu zeigen, klar, subtil und reduziert aufs Wesentliche. „Das sind Momente des größten Glücks: Mit Menschen Filme schauen oder Musik hören, mit denen man das kann“, sagt der Regisseur im Interview der Deutschen Presse-Agentur. Deshalb sind es auch die intimsten Momente, wenn von Meuffels und seine Kollegin über ihre Filmerlebnisse reden und dabei Gemeinsamkeiten entdecken. „Das gemeinsame Erzählen, das ist eigentlich ein Kuss: Mit dieser Frau, mit diesem Mann kann ich stundenlang Filme sehen, Musik hören, spazierengehen und auch nichts sagen.“
 
Die eigentliche Kriminalgeschichte – der Mord an der Frau – könnte leicht zur Nebensache geraten. Doch Petzold schafft es, die Spannung zu halten. Die Mordermittlungen sind eng mit den Befindlichkeiten der Hauptfiguren verwoben, das eine ergibt sich aus dem anderen. Dass der Film ohne Hilfskonstruktionen und krimi-übliche Plattitüden auskommt, macht ihn so sehenswert – und macht Lust auf Petzolds dritte „Polizeiruf“-Folge mit Matthias Brandt und Barbara Auer, an der der Berliner Regisseur gerade arbeitet und die in gut einem Jahr gedreht werden soll. Ob von Meuffels und Hermann dann ein Paar werden? Man darf gespannt sein.

[Cordula Dieckmann/buhl]

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