„X Factor“: Leiser Sieger – wenig Interesse [Hintergrund]

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Bild: Destina - Fotolia.com
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David Pfeffer hat das Finale von „X Factor“ gewonnen und dabei seine ganz eigene Marke kreiert. Gefühlsbetonung, Zurückhaltung und ein leichtes Zittern werden auf ewig den „Pfeffer-Style“ prägen – ganz im Sinne der Castingshow – die Quoten waren jedoch mäßig.

Zwei Worte wurden beim „X Factor“-Finale vom Dienstagabend dauernd und selbstverständlich wiederholt: „Pfeffer-Style“. Zwei Worte, kreiert, um das Markenzeichen David Pfeffers, den Gewinner der zweiten Staffel der Castingshow, zu beschreiben. Oder wie Jury-Mitglied Till Brönner es ausdrückte: „Der Typ ist einfach pures Gefühl.“ Mit 60,5 Prozent der Stimmen verwies der 29-jährige Polizist aus Duisburg Raffaela Wais (22) und das Duett Nica & Joe auf die Plätze – das alles schaffte er mit Zurückhaltung und Schüchternheit, ohne ein großes Fass aufzumachen.
 
Für den Kölner Privatsender war der Finalverlauf nach Quoten jedoch enttäuschend: 1,80 Millionen Zuschauer (Marktanteil 6,9 Prozent), so ermittelte es die GfK-Fernsehforschung in Nürnberg, saßen am Dienstagabend vor den Bildschirmen – glatte 1,10 Millionen weniger als beim Finale 2010. Bekommt der „X Factor“ schon die neue Konkurrenz „The Voice of Germany“ von Sat.1 und ProSieben zu spüren? Moderator Jochen Schropp verkündete jedoch schon am Dienstag, dass es auch eine dritte Staffel geben werde – trotz der mäßigen Quoten, die auch schon in den Ausgaben zuvor verzeichnet wurden. „Wir hätten uns mehr erwartet“, sagte eine Vox-Sprecherin vor dem Finale.

Am Dienstagabend, als die Show live ausgestrahlt wurde, herrschte jedoch Harmonie: Sie wurde bei „X Factor“ in Abgrenzung zur Casting-Konkurrenz besonders betont und auch im Finale hochgehalten: Jury-Mitglied Das Bo grölt ein langgezogenes „Finale!“ – das Studiopublikum grölt einträchtig zurück: „Woohoo“. Nach ein wenig Schulterklopfen für die eigene Leistung und die so hervorragend ausgesuchten Kandidaten ging es für die Jury vorerst das letzte Mal an die Arbeit. Das Bo, Rap-Rüpel der Juroren, wurde fast ein bisschen wehmütig: „Das ist die erste Festanstellung in meinem Leben.“
 
Schon im Vorfeld war klar, dass es am Dienstagabend nicht zu Zickenkrieg oder Hahnenkampf kommen würde. Wesentlich weniger klar war dagegen der Ausgang des Finales: Das hoch gehandelte Duett Nica & Joe (24,31) aus Köln – ihr Beziehungsstatus blieb bis zum Ende der Staffel ungeklärt – galt mit ihrem Klassikpop nach Art „Paul Potts“ als favorisiert. Ihre als erstes gesungene neue Single wurde von Das Bo mit einem Disney-Film verglichen. Till Brönner dagegen sah die Sache anders: „Ihr habt die große Klischeekiste wieder aufgemacht.“ Ein Fingerzeig: Nach ihrem Duett mit dem lustlosen Michael Bublé wurden Nica & Joe als erste nach Hause geschickt.
 
BWL-Studentin Raffaela Wais war damit die einzige, die den Durchmarsch des „Pfeffer-Styles“ verhindern konnte. Die 22-Jährige Berlinerin – strenge Frisur, kühles Lächeln – war in den Wochen zuvor immer wieder Wackelkandidatin gewesen und deshalb als Außenseiterin in die Show gegangen. Gegen ihre mittelmäßigen Auftritte halfen heute aber auch keine feinsinnigen Reime von ihrem Mentor Das Bo: „Achtung, es wird heiß: Raffaela Wais“ oder „Team Bo, let’s go!“
 
Trotz aller Unterstützung: An dem Polizisten aus Duisburg führte am Ende kein Weg vorbei. Der „Typ, der die traurigen Lieder singt“ blieb seiner Linie bis zum Ende treu: Bei seiner Tränendüsen-Single „I’m here“ zitterte er leicht. „Es passt alles zusammen“, analysierte Jury-Präsidentin Sarah Connor. Und Till Brönner musste zugeben: „Wenn du auf die Bühne kommst, da brechen bei mir alle Dämme.“ – überraschenderweise verdrückte Pfeffer dieses Mal aber keine einzige Träne. Dafür kam der 29-Jährige nach Bekanntgabe seines Sieges aus dem Stottern nicht mehr raus: „Es ist unglaublich“ aber er brauche jetzt erst mal Zeit.
 
Hohe Erwartungen setzen die Verantwortlichen nun auf den „Pfeffer-Style“ und das kommende Album des Gewinners. Zumindest auf prominente Unterstützung von Natascha Ochsenknecht kann David Pfeffer zählen: „Welche Frau möchte nicht von ihm verhaftet werden?“, fragte sie auf der Aftershowparty. [Benno Schwinghammer/ar]

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