Zum Jubiläum: „Tatort“-Ermittler im „Taxi nach Leipzig“

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Bild: Destina - Fotolia.com
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Ein besonderes Jubiläum begeht die Krimi-Reihe „Tatort“: Im 1000. Fall geht es für die Ermittler Borowski und Lindholm wie zur Premiere im „Taxi nach Leipzig“, doch wird der Trip zum Kampf um Leben und Tod.

Auf Seminaren der Polizeiakademien lässt sich viel lernen. Deeskalationstechniken zum Beispiel – also sprachliche Möglichkeiten der Entschärfung, wenn etwa ein aggressiver Mensch seine Umgebung bedroht. Ohne einander zu kennen, besuchen die Hauptkommissare Borowski (Axel Milberg) aus Kiel und Lindholm (Maria Furtwängler) aus Hannover so eine Schulung im niedersächsischen Braunschweig. Der introvertierte Borowski gewinnt dabei keinen sehr guten Eindruck von der forsch auftretenden Kollegin, die ihm die letzte Brötchenhälfte vom Büffet wegschnappt. Doch kurz darauf bekommen die beiden Polizisten nur allzu heftig Gelegenheit, einander tief in die Seele zu blicken. Und voller Todesangst die erlernten Techniken anzuwenden.
 
Denn Lindholm und Borowski steigen in ein „Taxi nach Leipzig“ (13. November, 20.15 Uhr, ARD). Zu einem Fahrer, der vor ihren Augen einem Mann das Genick bricht und beide warnt, bei Fehlverhalten auch sie umzubringen. Die 1000. „Tatort“-Episode heißt genauso wie der aller erste Krimi vom 29. November 1970, als der Hamburger Kommissar Trimmel (Walter Richter) gemeinsam mit dem Ost-Berliner Stasi-Mann Lincke (Erwin Klietsch) unter Regie von Peter Schulze-Rohr an der Transitautobahn ermittelte. Der Titel des wie damals wieder in NDR-Auftrag produzierten Films ist eine Verbeugung vor den Pionieren der Kultreihe, die als letztes TV-Format regelmäßig rund zehn Millionen Zuschauer zu einem festen Sendetermin versammelt und seit einigen Jahren gerade bei jungen Leuten gut ankommt – so hat der „Tatort“ 900 000 Fans bei Facebook und 180 000 Follower bei Twitter.

Zum Jubiläum gelang einmal mehr ein packendes Thriller- und Psychodrama, ein ungewöhnliches Kammerspiel dazu. Es spiegelt nicht mehr den Kalten Krieg, der unser Land teilte, sondern die Kämpfe deutscher Soldaten anderswo. Für Buch und Regie zeichnet Alexander Adolph verantwortlich, der als Autor des „Tatort“-Krimis „Im freien Fall“ (1997) den Grimme-Preis erhielt und 2014 mit Furtwänglers Fall „Der sanfte Tod“ Furore machte. Der Münchner Fernsehmacher sorgt für die erste Zusammenarbeit der beiden sehr beliebten, charakterlich so unterschiedlichen Kommissare. Und er führt innere Monologe ein – man hört, was Geiselnehmer und Opfer denken und fühlen. Als Extra-Schmankerln gibt es kurze Wiedersehen mit Mitwirkenden von einst. So sind Günter Lamprecht und Hans Peter Hallwachs dabei, ebenso Karin Anselm, die ab 1981 als Hanne Wiegand ermittelte. Friedhelm Werremeier, Autor des ersten „Tatort“, markiert einen wortlosen Kneipengast.
 
Besonders ist jedoch vor allem, dass fast der ganze Film in einem Auto spielt (das für die Dreharbeiten an drei Seiten aufgesägt wurde). Eine Grundkonstellation, wie sie Großmeister Hitchcock gemeint haben könnte, als er vor Jahrzehnten von einem „Krimi in einer Telefonzelle“ träumte. Und die bereits Hollywood-Regisseure wie Martin Scorsese im Kino-Hit „Taxi Driver“ (1976) und Michael Mann erfolgreich in „Collateral“ (2004) inspiriert hat.
 
Bei Autor Adolph herrscht tiefschwarze Nacht an den Straßen nach Sachsen. Regen peitscht, Lichter flirren. Wölfe heulen im Wald. Im Inneren des Wagens entspinnt sich ein brutaler, schauspielerisch fein entwickelter Machtkampf, der die Kommissare an ihre menschlichen Grenzen führt. Ihr Fahrer (Florian Bartholomäi), das bekommen beide dank ihrer Fragetechnik bald heraus, ist ein hoch verstörter einstiger KSK-Elitesoldat nach seinem Einsatz in Afghanistan. Dort hat der junge Mann wegen eines falschen Befehls eines Vorgesetzten harmlose Zivilisten getötet. Als er mitbekommt, dass der Vorgesetzte seine eigene große Liebe Nicki (Luise Heyer) in Leipzig heiraten will, rastet der Psychopath aus und rast in die Stadt. Er lässt sich dabei eben nicht von zwei vor Angst schwitzenden Polizisten aufhalten. Deren Deeskalationsversuche verwandelt der diesbezüglich exzellent geschulte Soldat in ein sadistisches Spiel.

[Ulrike Cordes/buhl]

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17 Kommentare im Forum

  1. waren 90 vergeudete Minuten die 2 sind Kommisare mit jahrelanger Erfahrung und können dem Psycho nicht mal entkommen. Und zu blöd ne scheibe einzuschlagen..
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