„Das krumme Haus“: Ein Krimi nach Agatha Christie

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Bild: © Romolo Tavani - Fotolia.com
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Mit einem Jahr Verspätung kommt „Das krumme Haus“ in die deutschen Kinos. Die Vorlage ist prominent: Es ist die Verfilmung eines Agatha-Christie-Krimis.

Ein toter Wirtschaftsmagnat, ein riesiges Herrenhaus aus dem 19. Jahrhundert und viele verdächtige Familienangehörige: Das sind die Zutaten für den Agatha-Christie-Krimi „Das krumme Haus“. Es ist die Verfilmung des gleichnamigen Romans aus dem Jahr 1949 – und in den deutschen Kinos besonders spät zu sehen. Denn in Großbritannien wurde „Crooked House“ schon im Dezember 2017, nur einen Monat nach dem Kinostart, im Fernsehen ausgestrahlt und ist inzwischen längst auf DVD erhältlich.

Nach dem Tod von Wirtschaftsmagnat Aristide Leonides engagiert seine Enkelin Sophia den Privatdetektiv Charles Hayward – bevor sich Scotland Yard einschaltet und womöglich dunkle Familiengeheimnisse aufdeckt. Sophia ist überzeugt, dass ihr Großvater von einem Familienmitglied getötet wurde. Hayward übernimmt den Fall nur widerwillig, denn vor Jahren waren Stefanie und er ein Paar. Auf dem imposanten Leonides-Anwesen befragt er die Angehörigen, die in dem riesigen Herrenhaus alle unter einem Dach leben.
 
Viele verdächtigen Leonides‘ junge, zweite Ehefrau Brenda (Christina Hendricks), den Wirtschaftsmagnaten getötet zu haben. Angeblich hatte sie eine Affäre. Oder war es sein Sohn Philip, der den Familienbetrieb übernehmen musste, obwohl er lieber als Autor Karriere machen wollte? Ein von ihm geschriebenes Theaterstück für seine Frau, die gescheiterte Schauspielerin Magda (Gillian Anderson), wollte das Familienoberhaupt zu Lebzeiten nicht einmal lesen.
 
Bei seinen Befragungen stellt Hayward fest, dass auch die jüngste Enkelin Josephine ihren Opa nicht leiden konnte, weil er ihr verboten hatte, Ballett-Unterricht zu nehmen. Lady Edith De Haviland (Glenn Close), Schwester von Leonides verstorbener erster Frau, ist Josephine besonders ans Herz gewachsen. Auch sie hatte für den alten Mann nicht viel übrig. Lady Edith geht ständig mit Gewehren und Gift gegen Maulwürfe vor – etwa auch gegen Menschen?
 
Die Briten nennen dieses Filmgenre zum Miträtseln „Whodunit“ („Wer hat’s getan?“). Wie viele Agatha-Christie-Verfilmungen hat auch „Das krumme Haus“ zahlreiche mysteriöse, verdächtige Charaktere und eine angenehm nostalgische Optik. Leider mangelt es dabei aber an dem Kinogefühl früherer Christie-Verfilmungen: In Kenneth Branaghs stargespicktem „Mord im Orient-Express“, der im vergangenen Jahr in die Kinos kam, glänzten unter anderem Johnny Depp, Penelope Cruz und Judi Dench. In den Poirot-Krimis der 70er und 80er lieferte sich Peter Ustinov vor traumhafter Kulisse herrliche Dialoge mit David Niven, Angela Lansbury und Bette Davis oder der damals noch jungen Mia Farrow.
 
Da kann der Film von Gilles Paquet-Brenner nicht mithalten. Glenn Close, die zuletzt eher in wenig beachteten Nebenrollen zu sehen war, ist als Lady Edith köstlich, genau wie Gillian Anderson („Akte X“) als frustrierte Magda. Doch abgesehen von einem großen Abendessen mit giftigen Dialogen, das zu den Höhepunkten des Films gehört, knistert es zu wenig. „Dies ist ein Treibhaus für unterdrückte Leidenschaft“, sagt Lady Edith zu Hayward. Das Publikum spürt davon allerdings kaum etwas.
 
Die 50er-Jahre-Optik – der Film spielt etwa zehn Jahre später als die Romanvorlage – hat durchaus ihren Charme. Die klar erkennbaren Studioaufnahmen und die Außenaufnahmen am Minley Manor südwestlich von London wirken im Vergleich zur opulenten Optik früherer Verfilmungen jedoch eher wie eine routinierte Fernsehproduktion. Als Sonntagabend-Krimi auf dem Sofa funktioniert „Das krumme Haus“ auch durchaus – noch mehr natürlich, wenn man die Romanvorlage nicht kennt und knapp zwei Stunden miträtseln kann, wer Großvater Leonides auf dem Gewissen hat. Das ist kein großes Kino, aber immerhin nette Krimi-Unterhaltung. [Philip Dethlefs]

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