„Final Destination 6“: So gut ist der neue Teil der Horror-Reihe

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Iris in Final Destination 6
Foto: 2025 Warner Bros. Entertainment Inc. All Rights Reserved.

Mit „Final Destination 6: Bloodlines“ gelingt der Horror-Reihe ein packendes Comeback, das einen immer wieder auf falsche Fährten führt.

„Final Destination 6“ beginnt mit einer effektiven Übung in Sachen Höhenangst. Ein klappriger Fahrstuhl, der in die Lüfte rast. Wind pfeift durch alle Ritzen. Das Glas splittert schon dort oben in der Panorama-Bar, wo die Wohlhabenden tanzen, trinken und feiern. Und dann der Unfall, der Einsturz: Menschen verbrennen, werden zerquetscht und fallen vom Himmel, ehe sie blutig auf dem Boden zerplatzen. Seit jeher gehört es zur Prämisse der „Final Destination“-Reihe, dass am Anfang eines jeden Films eine große Katastrophe über Nichtsahnende hereinbricht. Das heißt: über alle, die nicht von der einen Person vor dem Unglück bewahrt wurden, die bereits eine finstere Vorahnung vor dem geistigen Auge sehen konnte.

Alles beim Alten also? Nur bedingt! „Final Destination 6“, der mit dem Untertitel „Bloodlines“ in die Kinos kommt, weiß recht früh, mit der altvertrauten Formel zu spielen und er hört lange Zeit nicht damit auf, das Publikum immer wieder geschickt an der Nase herumzuführen, ohne die Identität der Reihe zu verraten oder grundlegend damit zu brechen. Es sind eher die kleinen Verschiebungen und Variationen, die für frischen Wind in der Welt von „Final Destination“ sorgen. Die berühmten Vorahnungen springen plötzlich auf andere Personen über. Plötzlich wird daraus ein Film über ein Generationentrauma. Ein etwas abgegriffenes Trendthema, sicherlich, das hier aber auf anregende Weise in einen größeren Kontext eingebettet wird.

Katastrophe über den Dächern der Stadt Foto: 2025 Warner Bros. Entertainment Inc. All Rights Reserved.

Was erzählt „Final Destination“ heute?

„Final Destination 6“ erzählt von Versuchen der Abschottung und der Aussöhnung mit den Gefahren des öffentlichen Lebens und der Begegnung mit anderen Menschen. Es fällt schwer, den Horrorfilm nicht als Kunstwerk zu lesen, das unmittelbar mit den Erfahrungen und Diskursen der vergangenen Pandemie-Jahre in Dialog tritt. Insofern ist umso beeindruckender, dass die Reihe auch nach Jahren immer noch interessant mit der Gegenwart in Dialog zu treten weiß. Oder zumindest: dass sie einmal mehr ihre Zeitlosigkeit bestätigt.

Darüber hinaus sind die Todesfälle und Kettenreaktionen, die nach dem Leben der Figuren trachten, so blutig und spannend wie eh und je gelungen. Referenzen an frühere Teile werden als Köder ausgelegt, ehe die Szenen doch ganz anders und unerwartet aufgelöst werden. Die Katastrophen, die im Laufe des Films zuschlagen, sind kreativer und ausgetüftelter, als das in den schludrigen letzten Einträgen der Reihe der Fall war. Die längere Pause hat der Reihe gut getan, um neue Kraft zu sammeln!

Wunderbar fieses Horror-Entertainment

Zwar lässt sich auch dieses Mal nicht die Enttäuschung aus dem Weg räumen, dass die „Final Destination“-Filme im Grunde Einwegfilme bleiben, die beim zweiten Sehen weitgehend verpuffen, wenn man einmal weiß, worauf die einzelnen Unfallszenarien hinsteuern. Doch zumindest bei der ersten Begegnung weiß „Bloodlines“ höchst amüsante und garstige Horror-Unterhaltung auf die Leinwand zu bringen.

Der Suspense-Faktor einiger Sequenzen ist enorm! Gerade, weil er teilweise mit so simplen Mitteln wie einer Glasscherbe in einem Getränk beim Grillfest spielt. Oder einem Piercing, das sich unglücklich verheddert. Und mit dem Horror des Körperschmucks wird in diesem Film wiederholt gespielt! Der Phantomschmerz schnellt dabei permanent in die Höhe. Mal im Kopfkino, mal mit äußerst expliziter Drastik in der Darstellung. Wenngleich sich in dieser Hinsicht auch das bislang größte Manko der im Jahr 2000 gestarteten Reihe abzeichnet. Man konnte dieses Manko schon in den letzten Teilen beobachten. Hier tritt es noch überzeichneter in den Vordergrund.

Neue schmerzhafte Unfälle Foto: 2025 Warner Bros. Entertainment Inc. All Rights Reserved.

„Final Destination 6“ hat ein CGI-Problem

Je spektakulärer die Todesszenen der Reihe wurden, desto deutlicher haben sie auf durchwachsene Tricktechnik gesetzt. In diesem Fall kann man durchaus über deren offensichtliche Künstlichkeit schimpfen! Denn sie rauben der Konfrontation mit dem Schmerz und dem Sterben, zu dem die Reihe einlädt, die ganze wuchtige Körperlichkeit, die in den ersten Teilen von „Final Destination“ noch intensiver zu wirken wusste. Inzwischen regiert dort allzu oft die reine Materialschlacht in digital kreierten Bildwelten.

Der vergleichsweise simple, aber zeitlos erschütternde Schockeffekt platzender Adern in den Augen etwa, während eine Figur von einer Wäscheleine gewürgt wird, ist inzwischen überbordenden Schauwerten, entgleisenden CGI-Zügen, animierten Krankenhaus-Katastrophen und zermatschten Köpfen aus dem Rechner gewichen. Bloß gut, dass „Final Destination 6“ zumindest im Erfindungsreichtum und der sorgfältigen Konstruktion derartiger Szenarien wenig Qualität einbüßt. „Final Destination“ hat ähnlich ikonischen Filmreihen wie „Saw“ und „Scream“ einiges voraus: Trotz kleiner Schönheitsmakel wirkt dieser Neustart der Reihe nämlich erstaunlich lebendig, gewitzt und energiegeladen. Mehr davon!

„Final Destination 6“ läuft ab dem 15. Mai 2025 in den deutschen Kinos und ist vorab in Previews zu sehen.

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