Immer noch im Rampenlicht – Kirk Douglas wird 102 Jahre alt

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Bild: © Romolo Tavani - Fotolia.com
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1999 gab das American Film Institute eine Liste der 50 größten Leinwand-Legenden aus Hollywoods goldener Ära heraus. Nur drei sind heute noch am Leben: Sophia Loren (84), Sidney Poitier (91) – und Kirk Douglas. Der „Spartacus“-Held wird jetzt 102 Jahre alt.

Wenige Wochen vor seinem 102. Geburtstag sonnt sich Kirk Douglas im Blitzlichtgewitter der Fotografen. Im grauen Anzug, mit hellrosa Hemd und Sonnenbrille sitzt die Leinwandlegende im Rollstuhl auf dem Hollywood Boulevard, ganz nah an der Stelle, wo er 1960 mit einem Stern auf dem „Walk of Fame“ verewigt wurde. Der strahlende „Spartacus“-Held, jetzt mit schlohweißen Haaren, schaut als Ehrengast zu, als Sohn Michael Douglas (74) seine eigene Sternenplakette auf der berühmten Flaniermeile enthüllt.

„Es bedeutet mir so viel, Dad, dass du heute dabei bist“, sagte Michael Douglas Anfang November zu Tränen gerührt. Er sei so stolz darauf, sein Sohn zu sein, sagte er an den Vater gewandt. Mit der Auszeichnung feierte der zweifache Oscar-Preisträger damals seine 50 Jahre währende Karriere im Showbusiness. Diejenige seines Vaters begann bereits in den 1940er Jahren. An diesem Sonntag (9. Dezember) wird Kirk Douglas, eine der letzten Legenden Hollywoods, 102 Jahre alt.
 
Der Familien-Patriarch hat das Tempo längst gedrosselt, öffentliche Auftritte wie zuletzt auf dem „Walk of Fame“ sind selten geworden. Doch offensichtlich genießt er immer noch das Rampenlicht. So kam er im vorigen Januar bei der Golden-Globe-Gala im Rollstuhl auf die Bühne, um den Preis für das beste Drehbuch anzukündigen. 
 
Die Folgen eines schweren Schlaganfalls im Jahr 1996 sind dem Jubilar noch anzumerken. Douglas musste danach das Sprechen wieder mühsam lernen. In seinem achten Buch – „Ein Fall von Glück – Mein neues Leben nach dem Schlaganfall“ (My Stroke of Luck) – beschrieb er 2002 die schwierige Genesung. 2017 brachte er sein zwölftes Werk heraus, basierend auf Liebesbriefen, die er seiner Frau Anne geschrieben hatte.
 
Beim Schreiben nimmt Douglas kein Blatt vor den Mund. In einem Blog bei der „Huffington Post“ warnte der liberale Star mit dem markanten Grübchen im Kinn im Herbst 2016 vor den Folgen eines Wahlsieges von Donald Trump. In seinem Eintrag zitierte er aus einer Wahlkampfrede des Republikaners, die sich gegen Einwanderer richtete.
 
„Dies sind nicht die amerikanischen Werte, für deren Schutz wir im Zweiten Weltkrieg gekämpft haben“, wetterte Douglas. Er selbst sei 16 Jahre alt gewesen, als 1933 ein Mann in Deutschland an die Macht kam, den zuerst niemand ernst genommen habe, führte der Sohn jüdisch-russischer Einwanderer weiter aus.
 
Seine Karriere musste sich Douglas anfangs hart erkämpfen. Als Issur Danielovitch Demsky geboren, wuchs er mit sechs Schwestern im Armenviertel der Industriestadt Amsterdam im US-Bundesstaat New York auf. Mit Jobs als Hausmeister und Ringer auf Jahrmärkten finanzierte er sein Studium, um möglichst schnell auf die Schauspielschule zu kommen.
 
Nach dem Krieg hatte er Glück. Seine frühere Klassenkameradin Lauren Bacall, die Douglas schon kleinere Rollen am Broadway verschafft hatte, empfahl ihn bei den Studiobossen in Hollywood. Als Alkoholiker-Ehemann von Barbara Stanwyck debütierte er 1946 in dem Film „Die seltsame Liebe der Martha Ivers“ so überzeugend, dass schnell weitere Hauptrollen folgten, etwa in „Glasmenagerie“ und „Reporter des Satans“.
 
Insgesamt spielte Douglas in mehr als 80 Filmen mit, oft unter großen Regisseuren wie Billy Wilder, Howard Hawks, Otto Preminger und Elia Kazan. Allein mit seinem Leinwandfreund Burt Lancaster stand er sieben Mal vor der Kamera – angefangen beim Gangsterdrama „14 Jahre Sing Sing“ bis hin zu der Gaunerkomödie „Archie & Harry – Sie können’s nicht lassen“.
 
In seinen Filmen hatte Douglas eine Vorliebe für Bösewichte, Draufgänger und schwierige Helden. Drei Mal wurde er für den Oscar nominiert: für die Rolle des rücksichtslos-ehrgeizigen Boxers in „Zwischen Frauen und Seilen“, für den machtbesessenen Filmproduzenten in „Stadt der Illusionen“ und für sein eindrucksvolles Künstlerporträt „Vincent van Gogh – Ein Leben in Leidenschaft“. Belohnt wurde er schließlich 1996 mit einem Ehren-Oscar für sein Lebenswerk.
 
Wie viele seiner Helden hat auch Douglas sich nie dem Druck von oben gebeugt. Mit der Gründung einer Produktionsfirma wurde er sein eigener Herr. Er gab ihr den Namen seiner aus der Ukraine stammenden Mutter Bryna. Für die Großproduktion „Spartacus“ unter der Regie von Stanley Kubrick verpflichtete Douglas Dalton Trumbo als Drehbuchschreiber, obwohl dieser auf der schwarzen Liste der geächteten kommunistischen Künstler stand. Er selbst trumpfte in dem teuren Historienepos als der legendäre Sklavenanführer auf.
 
Mit seinem zweifach Oscar-gekrönten Sohn Michael („Wall Street“, „Einer flog über das Kuckucksnest“) stand Douglas zum ersten Mal 2003 gemeinsam vor der Kamera – in der autobiografisch angehauchten Komödie „Es bleibt in der Familie“. Auch Ex-Frau Diana Douglas (1923-2015) spielte mit. Das Paar trennte sich, als die Söhne Michael und Joel noch klein waren. Mit seiner zweiten Frau Anne (99), einer in Hannover geborenen Produzentin, ist er seit 1954 verheiratet. Der jüngste ihrer beiden gemeinsamen Söhne, Schauspieler und Komiker Eric Douglas, war 2004 im Alter von 46 Jahren an einer Überdosis Alkohol und Tabletten gestorben.

[Barbara Munker]

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