Jim Jarmusch gewinnt die 82. Filmfestspiele von Venedig

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Still aus Father Mother Sister Brother von Jim Jarmusch
Foto: Yorick Le Saux Vague Notion)

Kultregisseur Jim Jarmusch (72) wurde für seinen neuen Film „Father Mother Sister Brother“ mit dem Goldenen Löwen ausgezeichnet. Die Preise im Überblick.

„Oh Shit“, waren die ersten Worte von Jim Jarmusch, als dieser seinen Preis entgegennahm. 2019 hatte der amerikanische Idenpendent-Regisseur mit seiner Zombiekomödie „The Dead Don’t Die“ die Filmfestspiele von Cannes eröffnet. Nun kehrt Jarmusch („Coffee and Cigarettes“) zurück und feierte in Venedig die Premiere seines neuen Films „Father Mother Sister Brother“. Die Jury um den Vorsitzenden Alexander Payne ehrte ihn dafür am Samstagabend mit dem Hauptpreis des Festivals, dem Goldenen Löwen.

„Father Mother Sister Brother“ ist eine Anthologie in drei Teilen. Jarmusch erkundet darin die Beziehung zwischen Erwachsenen und ihren Eltern. In der ersten Episode besuchen zwei Geschwister ihren Vater auf dem Land, in der zweiten treffen zwei Schwestern ihre Mutter in Dublin. Und im letzten Teil begegnen sich Zwillinge in der alten Pariser Wohnung ihrer Kindheit. Die Eltern sind inzwischen verstorben, nun schwelgen die beiden noch einmal in Erinnerungen.

Jim Jarmusch triumphiert mit „Father Mother Sister Brother“

Jarmusch betrachtet neben der Trauer und Melancholie im dritten Akt vor allem die skurrilen und komischen Seiten dieser Begegnungen zwischen den Generationen. Er fängt Momente ein, in denen sich Menschen nichts zu sagen haben. Oder sie treten in Fettnäpfchen, weil Eltern und ihre Sprösslinge plötzlich bemerken, dass sie einander doch nicht so gut kennen, wie sie vielleicht dachten. Das Ensemble vereint dabei Stars wie Cate Blanchett, Charlotte Rampling und Adam Driver vor der Kamera. Der Weltkino Filmverleih wird „Father Mother Sister Brother“ am 26. Februar 2026 auch regulär in die deutschen Kinos bringen.

Ein anderer Film, der vielen als heißer Anwärter auf den Goldenen Löwen galt, erhielt derweil „nur“ den Silbernen Löwen und damit den Großen Preis der Jury. „The Voice of Hind Rajab“ rekonstruiert den verzweifelten Rettungseinsatz und die Suche nach einem Mädchen, das bei dem Krieg im Gazastreifen in einem beschossenen Auto festsitzt. Der Film setzt dabei unter anderem auf reale Tonaufnahmen, die in die Handlung eingeflochten werden. Bei der Weltpremiere erhielt „The Voice of Hind Rajab“ in dieser Woche 23 Minuten Beifall.

Szene aus „The Voice of Hind Rajab“

Der beste Regisseur der Filmfestspiele

Jubeln darf am Samstag Benny Safdie, der in Venedig als bester Regisseur ausgezeichnet wurde. Safdie führte die Regie bei dem Kampfsportdrama „The Smashing Machine“. Darin spielt Dwayne „The Rock“ Johnson den Mixed-Martial-Arts-Kämpfer Mark Kerr und wie dieser mit seiner Drogensucht, seinen Niederlagen und seiner gebrochenen Männlichkeit ringt. An seiner Seite spielt Emily Blunt dessen Ehefrau. Beide werden zum Teil bereits als potentielle Oscar-Kandidaten gehandelt.

Unter den Darstellerinnen und Darstellern erhielt Toni Servillo den Coppa Volpi für seine Leistung in Paolo Sorrentinos „La Grazia“. Servillo spielt darin einen fiktiven italienischen Präsidenten, der seines Amtes überdrüssig geworden ist und seiner Ehefrau nachtrauert. Der Film hatte das Festival in Venedig in diesem Jahr eröffnet. DIGITAL FERNSEHEN berichtete ausführlich darüber. Der Preis für die beste Schauspielerin ging derweil an Xin Zhilei für „The Sun Rinses On Us All“ über ein ehemaliges Paar, das sich seiner Vergangenheit stellen muss.

Toni Servillo in „La Grazia“ Foto: Andrea Pirrello

Luna Wedler wird als junge Schauspielerin geehrt

Für eine Überraschung sorgte die Schweizerin Luna Wedler, die aktuell in den deutschen Kinos in der Bestsellerverfilmung „22 Bahnen“ zu sehen ist. Sie wurde mit dem Marcello Mastroianni Award als beste Nachwuchsschauspielerin geehrt. Wedler spielt in einer der Episoden von „Silent Friend“ mit, der sich in den letzten Tagen des Festivals als später Kritikerliebling entpuppte.

Der Film der ungarischen Regisseurin Ildikó Enyedi erzählt drei Geschichten auf unterschiedlichen Zeitebenen, die alle rund um einen großen Baum in Marburg angesiedelt sind. „Silent Friend“ erkundet dabei nicht nur Zwischenmenschliches, sondern auch die Beziehung zwischen Mensch und Natur und neue Möglichkeiten, mit dieser zu kommunizieren und sie zu begreifen.

Wedler spielt hier eine junge Studentin, die Anfang des 20. Jahrhunderts versucht, sich in der sexistischen, männerdominierten Naturwissenschaft zu behaupten. Eine Übersicht über alle weiteren verliehenen Preise findet man auf der Website des Festivals.

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