Kritik: So gut ist „Star Wars Episode VII“

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Bild: © Romolo Tavani - Fotolia.com
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Wenn in wenigen Stunden „Star Wars Episode VII“ in den Kinos anläuft, geht für viele Fans ein Traum in Erfüllung. Dabei stellen sie sich vor allem eine Frage: Kann „Das Erwachen der Macht“ mit den alten Filmen mithalten? Ja, er kann.

Der Hype war gewaltig, die Erwartungen geradezu galaktisch: Würde es gelingen, die legendäre „Star Wars“–Trilogie von George Lucas über dreißig Jahre nach den ersten drei Filmen glaubwürdig und schlüssig weiterzuerzählen?
 
Die Antwort fällt eindeutig positiv aus: „Star Wars: Das Erwachen der Macht“ überzeugt auf der ganzen Linie als stark erzählte, optisch brillant umgesetzte und kongenial besetzte Fortsetzung des Weltraumabenteuers aus den späten 1970er Jahren. Ein Blockbuster wie aus einer anderen Galaxie, da sind die Rekorde vorprogrammiert.
 
Die Macht war eindeutig mit den Machern um Regisseur J.J. Abrams („Mission: Impossible“), der das Glück hatte, auf bewährte Sympathieträger wie Harrison Ford als Han Solo oder Carrie Fisher (Prinzessin Leia) zurückgreifen zu können. Aber natürlich muss im ewigen Kampf gegen das böse Imperium, das jetzt „Erste Ordnung“ heißt, eine neue Generation ran.

Die 23-jährige britische Newcomerin Daisy Ridley verkörpert sehr überzeugend die Einzelgängerin Rey, die auf dem Wüstenplaneten Jakku als Schrottsammlerin arbeitet. Als sie den fahnenflüchtigen Stormtrooper-Soldaten Finn (John Boyega) und den Piloten Poe Dameron (Oscar Isaac) trifft, finden sich die drei Rebellen bald im erbitterten Kampf gegen den finsteren Kylo Ren (Adam Driver) und den mächtigen Anführer Snoke (Andy Serkis) wieder, die der dunklen Seite der Macht verfallen sind. Und weit und breit ist erstmal kein Luke Skywalker zu sehen.
 
Die alte und neue Generation ergänzen sich in diesem siebten „Star Wars“-Abenteuer gut: Der gestandene Haudegen Harrison Ford (73) darf wieder mit seinem behaarten Riesenkumpel Chewbacca auf Lichtgeschwindigkeit beschleunigen und über die Frisur seiner großen Liebe Leia lästern. Der Humor jedenfalls kommt auch diesmal nicht zu kurz, das junge Pärchen Rey und Finn feixt und lästert ebenfalls gerne.
 

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Natürlich dürfen die kauzigen Droiden nicht fehlen. Die putzigen Computer-Veteranen R2-D2 und der goldene Blechbursche C-3PO sind nicht verschrottet worden, kommen aber erst im Finale ins Spiel. Stattdessen wuselt jetzt ein neuer, kugelrunder Droide namens BB-8 über Sanddünen und durch Wälder, und es menschelt fast noch stärker als früher. Wenn dieser Bursche fiept und sein Köpfchen senkt, bleibt kein Auge trocken.
 
Ohne ihren Droiden geht auch bei der neuen Heldin Rey fast gar nichts. Sie hat die Macht und ist eine Gute, das spürt man schnell, und natürlich wird es höchste Zeit für eine weibliche Jedi-Ritterin im immer noch stark männlich dominierten „Star Wars“-Universum. An dieser bildhübschen Weltraum-Amazone hätte der selige Yedi-Meister Yoda sicher Gefallen gefunden. Man kann sich schon auf weitere Folgen mit Daisy Ridley freuen.
 
Es ist schon erstaunlich – nach über dreißig Jahren bleibt der neue Film dem Geist der Serie treu. Der Humor ist da, genauso wie die gewohnten Kostüme, die pathetisch scheppernde Filmmusik von John Williams und die markanten Sprüche. Es war zudem ein kluger Schachzug, den bewährten „Star Wars“-Drehbuchautor Lawrence Kasdan (66) erneut zu engagieren. Sein Skript führt die Handlungsfäden klug weiter, hält etliche Überraschungen parat, und wartet mit einem genialen offenen Ende auf, das schon Lust auf die nächsten Folgen macht. Die sollen 2017 und 2019 in die Kinos kommen.
 
Optisch ist der neue Film natürlich Lichtjahre von den Vorgängern entfernt. Die Raumschiffe und Jagdbomber fliegen uns in 3D-Optik um die Ohren. Allein die Eröffnungssequenz, wo ein gigantischer Raumfrachter das gesamte Sternensystem in Dunkelheit zu tauchen scheint, ist großartig. Aber die Schauwerte sind nie Selbstzweck, sondern dienen der Story, die ohne Schnickschnack in 135 Minuten kompakt und kurzweilig erzählt wird.
 
Für die Oscar-Verleihung allerdings sollte sich das runderneuerte Team von „Star Wars“ keine übertriebenen Hoffnungen machen. Nur der allererste Film von 1977 fand die Gnade der Juroren und wurde mit sechs Oscars ausgezeichnet, allerdings allesamt in den Nebenkategorien. Für die ehrwürdigen Mitglieder der Akademie scheint das „Star-Wars“-Universum in einer anderen Galaxie zu liegen. Kinozuschauer und Fans werden den neuen Film trotzdem feiern.Kinokritiken im Überblick
[Johannes von der Gathen/fs]

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