„Life of Pi“ – Eine abenteuerliche Reise mit genialen 3D-Effekte

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Bild: © Romolo Tavani - Fotolia.com
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Ein junger Inder, der 227 Tage mit einem ausgewachsenen bengalischen Tiger auf einem Rettungsboot überlebt – was lange als unverfilmbar galt, hat Regie-Meister Ang Lee nun gemeistert und mit „Life of Pi: Schiffbruch mit Tiger“ ein bildgewaltiges Abenteuer abgeliefert, dessen Effekte bereits mit „Avatar“ verglichen werden.

Yann Martels märchenhafter Bestsellerroman „Schiffbruch mit Tiger“ galt lange als unverfilmbar. So wundersam und absurd ist die Welt des kanadischen Autors, der mit seiner fantastischen Überlebensgeschichte um einen jungen Mann und einen Tiger 2002 den renommierten Booker-Preis holte. Regisseure wie M. Night Shyamalan („The Happening“) und Jean-Pierre Jeunet („Die fabelhafte Welt der Amélie“) versuchten sich an dem Stoff und gaben schnell wieder auf. Doch „Brokeback Mountain“-Regisseur Ang Lee hat das Unmögliche jetzt geschafft: Mit genialen 3D-Effekten und magischer Erzählweise entführt der gebürtige Taiwaner und Oscarpreisträger in eine visuell einzigartige Welt.
 
„Life of Pi: Schiffbruch mit Tiger“ ist eine wunderbar schräge Geschichte. Das fängt schon mit dem Namen der Hauptfigur an, Piscine Molitor Patel, nach einem Schwimmbad in Paris benannt. Der Sohn eines indischen Zoobesitzers macht daraus Pi, um dem Spott seiner Mitschüler zu entgehen. Sein Gegenspieler ist Richard Parker, eigentlich ein ganz normaler Name – nur nicht für einen ausgewachsenen bengalischen Tiger. Pi und Parker sitzen buchstäblich im selben Boot. 227 Tage treiben sie als Schiffbrüchige gemeinsam über den Pazifik.
 
In seinem Martial-Arts-Epos „Tiger & Dragon“ (2000) verzichtete Ang Lee noch weitgehend auf digitale Tricks. Damals ließ er Schwertkämpfer an unsichtbaren Seilen durch die Luft und übers Wasser gleiten. Für „Life of Pi“ trommelte er nun jedoch tausende Effekte-Experten zusammen. Das Ergebnis ist ein dreidimensionales Feuerwerk für die Sinne: Man sitzt mitten drin, wenn ein Schwarm glitzernder Fische an den Köpfen vorbeischießt. Oder ein riesiger Wal aus einem Meer von Leuchtplankton steigt. Oder wenn sich die Nackenhaare von Richard Parker sträuben und die mächtigen Muskeln unter dem Fell zittern. Der Tiger aus dem Computer ist von einem echten Tier nicht zu unterscheiden.

Lee schwärmte kürzlich bei der Berliner Akademie der Künste von der 3D-Technik als „Wunderland“. Er glaube aber auch an die „Macht von Geschichten, sowohl in 2D wie in 3D“, sagte der Meisterregisseur. Mit den bahnbrechenden Effekten von „Avatar“ wird „Life of Pi“ schon verglichen, doch Lees Film hat viel mehr zu bieten. Denn die technischen Raffinessen sind nur das Beiwerk für eine magische, spirituelle Reise, die Lee mit seiner gewohnten Originalität inszeniert. Es ist eine berührende Parabel über Glaube, Mitgefühl, Freundschaft und Überlebenskampf.
 
Sie beginnt für den kleinen Pi im geliebten Zoo des Vaters in Indien. Doch der will seiner Familie in Kanada eine bessere Zukunft bieten. Auf der Überfahrt mit der gesamten Arche Noah an Bord sinkt das Schiff in einem schweren Sturm, mit ihm Pi’s Eltern und sein Bruder. Mit einer Handvoll Tieren, darunter ein verletztes Zebra, ein seekranker Orang-Utan, eine gefräßige Hyäne und leider auch ein Tiger, kann sich der Junge in ein kleines Boot retten.

Nach kurzer Zeit sind es nur noch Pi und Parker, die jeden Tag ums Überleben kämpfen. Dass der Junge überlebt, weiß der Zuschauer schon früh. Denn in Flashbacks erzählt ein erwachsener Pi seine Geschichte einem neugierigen Schriftsteller, der die Wahrheit herausfinden möchte.
 
Gérard Depardieu ist für viele das bekannteste Gesicht auf der Leinwand, auch wenn der französische Star nur eine kleine Rolle als ungehobelter Schiffskoch hat. Der Inder Irrfan Khan („Slumdog Millionär“) spielt den erwachsenen Pi. Doch die wichtigste Rolle hat ein Neuling, der mit 17 Jahren entdeckt worden war: Der indische Student Suraj Sharma setzte sich beim Vorsprechen für die Hauptrolle gegen 3000 Kandidaten durch.
 
Lee räumte im November in Berlin ein, dass er mit der 3D-Technik ein für ihn spannendes Neuland betreten habe. „Ich hatte immer wieder große Angst. Die Dreharbeiten waren ein riesiger Lernprozess für mich“, gestand der Regisseur. Die Sorge war umsonst. „Life of Pi“ hätte man kaum besser inszenieren können. Das haben auch schon die Juroren der Golden-Globe-Awards – dem wichtigsten Vorboten auf die Oscars – anerkannt: „Life of Pi“ ist für drei Trophäen als bester Film, für die beste Regie und obendrein für die Musik nominiert.Kinokritiken im Überblick
[Barbara Munker/fm]

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  • Inhalte_Kino_Artikelbild: © Romolo Tavani - Fotolia.com

1 Kommentare im Forum

  1. AW: "Life of Pi" - Eine abenteuerliche Reise mit genialen 3D-Effekte Ein wunderschöner 3D Bilderrausch.
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