Marvel in der Krise: Wie geht es weiter mit den Superhelden?

0
313
The Fantastic Four Szenenbild
Die neuen "Fantastic Four" von Marvel Foto: © 2025 20th Century Studios / © and ™ 2025 MARVEL.

Kevin Feige, Oberhaupt der Marvel Studios, hat über die Entwicklung der Marvel-Filme gesprochen. Mit erstaunlich selbstkritischen Tönen!

Das MCU hatte zuletzt keinen leichten Stand. Nach dem Hype um „Avengers: Endgame“ wurde seit 2019 mit allerlei neuen Superheldelden jongliert. Viele neue Origin-Geschichten wurden erzählt. Dazu gehörte etwa der Ensemblefilm „Eternals„, für den die Oscar-prämierte Regisseurin Chloé Zhao („Nomadland“) verpflichtet wurde. Neue Filme und Serien sprossen zuhauf aus dem Boden, ernteten oft aber durchwachsene Reaktionen. Auch die Einspielergebnisse blieben wiederholt hinter den Erwartungen zurück. Zuletzt ereilte selbst einen Film wie „Thunderbolts*“ dieses Schicksal, der laut Branchenblatt „Variety“ nur 380 Millionen einspielte, obwohl die Kritiken zunächst vielversprechend ausfielen.

„Variety“ hat am Wochenende einen umfangreichen Bericht über Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft von Marvel veröffentlicht. Kevin Feige, der die Marvel Studios leitet, hat nämlich einer kleinen Gruppe von Journalisten ein Interview in Hollywood dazu gegeben. Feige blickt darin, wie man dem Bericht entnehmen kann, durchaus selbstkritisch auf die vergangenen Jahre zurück. So bemängelt der Marvel-Boss etwa das Setzen auf Quantität statt Qualität bei den jüngeren Marvel-Produktionen. „Wir haben zwischen 2007 und 2019 fünfzig Stunden an Geschichten produziert“, zitiert „Variety“ Feige. In den Jahren nach „Avengers: Endgame“ seien es über 100 Stunden in der Hälfte der Zeit gewesen. Dies sei zu viel.

Ist das Marvel-Universum zu unübersichtlich?

Feige spricht in diesem Zusammenhang auch die Hürden für das Publikum an, wie man dem Artikel weiter entnehmen kann. Seit das Marvel-Universum nicht nur im Kino, sondern auch auf Disney+ immer neue, miteinander verwobene Inhalte hervorbrachte, wurde die Welt der Superhelden deutlich unübersichtlicher. „Variety“ zitiert Kevin Feige dazu: „Wegen Disney+ haben wir uns letztendlich auch auf die Expansion konzentriert und ich glaube, diese Expansion hat die Leute dazu gebracht zu sagen: ‚Früher hat es Spaß gemacht, aber muss ich jetzt alles über all das wissen?'“

Auch zu dem Misserfolg von „Thunderbolts*“ zitiert „Variety“ den Marvel-Chef: „Ich denke, ‚Thunderbolts* war ein sehr, sehr guter Film. Aber niemand kannte den Titel und viele der Charaktere stammen aus einer Serie. Manche hatten immer noch das Gefühl von ‚Ich glaube, ich hätte diese oder andere Serien sehen müssen, um zu verstehen, wer das ist.‘ Wenn Sie den Film tatsächlich gesehen hätten, wäre das nicht der Fall, und wir machen den Film so, damit das nicht der Fall ist. Aber ich denke, wir müssen trotzdem sicherstellen, dass das Publikum das versteht.“

Ungewisse Zukunft für viele Figuren

„Variety“ berichtet daneben auch über die Zukunftspläne von Marvel, über die Kevin Feige sprach. So soll unter anderem der mit unzähligen Stars besetzte „Avengers: Secret Wars“ die aktuelle Multiverse-Saga abschließen und zugleich einen Reset für das Marvel-Universum herbeiführen. Zu dem Reset soll etwa ein neuer Cast für die „X-Men“-Filme gehören, erklärt „Variety“. Zudem sollen künftig höchstens drei Filme pro Jahr erscheinen. Marvel scheint hier also vergleichsweise wieder mehr auf Qualität statt auf Quantität setzen zu wollen.

Aktuell ist das MCU mit so vielen Figuren bevölkert, die quasi in der Luft hängen, dass unklar ist, für wen es im Kino und auf dem Bildschirm überhaupt eine Zukunft gibt. Insbesondere mit Blick auf die zahllosen Nebencharaktere jenseits der berühmten Helden wie Spider-Man oder Thor. In den Aussagen, die „Variety“ veröffentlichte, bleibt Feige sehr vage gegenüber diversen angesprochenen Figuren, etwa der von Charlize Theron gespielten Clea. Die Figur hatte im Abspann von „Doctor Strange in the Multiverse of Madness“ einen kurzen Cameo-Auftritt und wurde seitdem nie wieder gesehen.

Deutliche Worte findet Feige in dem Bericht derweil zu der Figur Miles Morales aus den animierten „Spider-Man“-Filmen von Sony. Er soll in absehbarer Zeit nicht im MCU auftauchen. Sony scheint hier zunächst seine eigene Trilogie mit der Figur vollenden zu wollen. Ob die Figur danach auch in einem Live-Action-Film auftauchen könnte, ist aktuell unklar.

Szenenbild aus "Doctor Strange 2" von Marvel
Szene aus „Doctor Strange in the Multiverse of Madness“ Foto: The Walt Disney Company Germany

Marvel will auf weniger und günstigere Filme setzen

Neben der reduzierten Anzahl der Filme scheint auch das Senken von Kosten weiterhin von großer Bedeutung zu sein. Seit 2023 sollen die Budgets gekürzt worden sein, kann man dem „Variety“-Artikel entnehmen. Laut Bericht soll Feige auch über ein Treffen zwischen Marvel-Vertretern und dem Team von „The Creator“ gesprochen haben, um zu erfahren, wie dieser Sci-Fi-Film für nur 80 Millionen Dollar produziert werden konnte. Bezüglich der Sparmentalität zitiert „Variety“ Feige: „Ich denke, jeder ist in dieser Stimmung, zumindest bei Disney. Ich denke, das muss besser werden. Wird künstliche Intelligenz das übernehmen? Ich weiß nicht.“

In dieser Woche steht für Marvel jedenfalls eine neue Bewährungsprobe an. Mit „The Fantastic Four“ wird ein weiterer Versuch unternommen, der titelgebenden Heldengruppe einen eigenen Film zu verpassen. Und glaubt man Kevin Feige, scheint man mit dem Film zumindest einen niedrigschwelligen Einstieg bieten zu wollen. „Variety“ zitiert Feige dazu: „Wir haben immer geplant, schon bevor das zum Gesprächsstoff wurde, sie in ihrer eigenen Welt einzuführen, in der sie die einzigen Helden sind.“ Es sei ein Film, der keine Hausaufgaben verlange und mit nichts Bisherigem verbunden sei.

0 Kommentare im Forum
Alle Kommentare 0 im Forum anzeigen

Kommentieren Sie den Artikel im Forum