Quentin Tarantino: Zwischen Blutorgien und cleveren Dialogen

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Bild: © Romolo Tavani - Fotolia.com
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Man liebt ihn oder man hasst ihn: Regie-Ikone Quentin Tarantino, der mit seinen Filmen immer wieder für regelrechte Blutorgien in den Kinos sorgt. Mit gerade einmal 50 Jahren hat der zweifache Oscar-Preisträger schon längst Kult-Status unter Filmfans erreicht.

So viel Kunstblut hat kaum ein anderer Oscar-Preisträger vergossen: In Quentin Tarantinos Filmen spritzt es literweise über die Leinwand, seine Stars sind rot besudelt. Doch Tarantinos Blutorgien wie „Pulp Fiction“, „Kill Bill“ und „Django Unchained“ sind keine Slasherfilme. Auch wenn die Kritiker ihm gerne exzessive Gewalt und Blutrünstigkeit vorwerfen. Der amerikanische Regisseur, Drehbuchschreiber und Produzent, der an diesem Mittwoch (27. März) 50 Jahre alt wurde, ist auch ein Meister der Worte.
 
Brillante Dialoge und lakonischer Witz sind sein Markenzeichen. Und er sagte einmal von sich selbst: „Ich stehe immer kurz davor, meine Arbeiten als Komödien zu bezeichnen.“ Als Autorenfilmer macht er in Hollywood kaum Kompromisse. Er führt Regie, schreibt das Drehbuch, ist selbst häufig Produzent und mischt als Schauspieler in kleinen Rollen mit.
 
Für seine Drehbücher zu „Pulp Fiction“ und „Django Unchained“ gab es zwei Oscar-Trophäen und dazu das Lob seiner Stars. „Quentin, du weißt, dass meine Schulden dir gegenüber und meine Dankbarkeit nicht in Worten zu fassen sind“, stammelte Christoph Waltz im Januar mit dem Golden Globe für seine Nebenrolle als Kopfgeldjäger in dem Sklavenwestern „Django Unchained“ in der Hand. Backstage bei den Oscars, nach Empfang seiner zweiten Trophäe (die erste gab es 2010 für Tarantinos „Inglourious Basterds“), legte Waltz noch drauf: „Quentin schreibt Poesie, und ich mag Poesie.“

Tarantino ist ein Schreibgenie ohne Schulabschluss: Die junge Mutter zog den kleinen Quentin Jerome alleine in Los Angeles auf. Dort ging der Filmjunkie in Ghetto-Kinos, wo Kung-Fu-Streifen und Clint-Eastwood-Western liefen. Alles Weitere lernte er durch Jobs in Videoläden und beim Schauspielunterricht. „Er hat so viel Informationen über Filme in seinem Kopf wie kein anderer“, bescheinigte ihm 2003 sein „Kill Bill“-Star Daryl Hannah. „Es ist unwirklich, einfach krank!“
 
Mit seiner Filmleidenschaft landete er in einem Regie-Workshop in Sundance, wo Robert Redford das jährliche Festival für Independent- Filme ausrichtet. Mit seinem gefeierten Sundance-Debüt „Reservoir Dogs – Wilde Hunde“, einem gnadenlosen Gangster-Kammerspiel, feierte Tarantino 1992 seinen ersten Kinoerfolg. Zwei Jahre mussten sich die Fans des Kultregisseurs gedulden, dann wurden sie mit „Pulp Fiction“ entschädigt.
 
Die Blutorgie um Ganovenehre, Mord und Totschlag – mit Hollywoodgrößen wie Bruce Willis als Berufsboxer und John Travolta als Profikiller – wurde in Cannes zum Siegerfilm gekürt. Drei Jahre später lieferte Tarantino das Gangster-Epos „Jackie Brown“. Weitere sechs Jahre vergingen bis „Kill Bill“, doch dafür servierte Tarantino den Rachefeldzug einer mörderischen Braut (Uma Thurman) gleich im Doppelpack, als „Kill Bill Vol. 1 und 2“.
 
Mit seinem guten Freund, dem mexikanischen Regisseur Robert Rodriguez, inszenierte er 2007 das Action-Horror-Double „Grindhouse“, dann knöpfte er sich die Nazis vor. In „Inglourious Basterds“ lockt er Adolf Hitler und Joseph Goebbels zur Premiere eines Propagandafilms in einem Pariser Lichtspielhaus in eine Falle. Die NS-Größen sterben im Inferno aus brennendem Zelluloid und Maschinenpistolen-Salven. Damit habe er sich einen lange gehegten Traum erfüllt, sagte Tarantino 2009 bei der Premiere in Cannes: „Die Macht des Kinos besiegt das Dritte Reich.“
 
Neben Brad Pitt ist Christoph Waltz als faszinierend fieser SS-Oberst Hans Landa der eigentliche Star. Die Dreharbeiten mit vielen deutschen Schauspielern fanden überwiegend im Studio Babelsberg statt.
 
Mit dem Sklaven-Western „Django Unchained“ rechnete Tarantino mit der düsteren Vergangenheit der USA ab. Seine Hommage an das Genre des Spaghetti-Westerns spielt vor dem Hintergrund der Sklaverei, „damit man die Brutalität wirklich sieht, mit der Amerikaner ihre schwarzen Sklaven behandelt haben“, sagte er bei der Deutschlandpremiere in Berlin. Gedreht wurde an Originalschauplätzen im Süden der USA.
 
Mit dem Oscar für das beste Drehbuch in der Hand trat Tarantino etwas unbeholfen, mit zerzausten Haaren hinter der Bühne vor die Journalisten: Er sei stolz darauf, ein internationaler Filmemacher zu sein. „Ich mache Filme für den Planet Erde“, betonte der Künstler, auf den das Label „Hollywood-Star“ so gar nicht passt.Archiv
[Barbara Munker/fm]

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1 Kommentare im Forum

  1. AW: Quentin Tarantino: Zwischen Blutorgien und cleveren Dialogen Hab gestern Django gesehen, endlich fließt mal Blut wenn er eingeschossen wird, allerdings "leicht" übertrieben. Klasse Vorstellung von Waltz im übrigen. Der Film ist ne Empfehlung wert.
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