Wie Peter Jackson die Stadt Wellington zur Pilgerstätte machte

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Bild: © Romolo Tavani - Fotolia.com
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Neuseelands Hauptstadt Wellington ist seit dem Erfolg der „Herr Der Ringe“-Trilogie eine Pilgerstätte für Film-Produzenten geworden. Regisseur Peter Jackson, dessen neuer Film „Der Hobbit – eine unerwartete Reise“ noch dieses Jahr startet und ebenfalls dort gedreht wurde, hat der Stadt und dem Land zu neuer Berühmtheit verholfen – die sich mit Hollywood messen kann.

Ein kleines Land mit 4,4 Millionen Einwohnern, am Ende der Welt: Neuseeland drängt sich nicht gerade als Standort einer der weltweit erfolgreichsten Filmindustrien auf. Genau das hat Regisseur Peter Jackson in seiner Heimatstadt Wellington aber mit seinem Talent für Spezialeffekte fast im Alleingang geschafft. „Ein Weltwunder, eine Erfolgsstory ohne Parallelen“, schwärmt das US-Filminstitut neidlos über die Konkurrenz. Jackson (51) wurde 2010 für seine Verdienste zum Ritter geschlagen.
 
Am 28. November steht Wellington wieder im Rampenlicht: mit der Weltpremiere von „Der Hobbit – eine unerwartete Reise“. Jackson hat sich an die Vorgeschichte von „Herr der Ringe“ gemacht, das Buch, das Autor J.R.R. Tolkien 1937, fast 20 Jahre vor dem Ringe-Roman, geschrieben hat. Wieder entsteht eine Trilogie aus der Märchenwelt Mittelerde. Der Film läuft weltweit im Dezember an. Wieder dürften Filmfans kurz vor Weihnachten die Kassen klingeln lassen.
 
„Wellington ist im Herzen der innovativen Filmindustrie“, frohlockte Bürgermeisterin Celia Wade-Brown schon im September. Deshalb wird Wellington in der Premierenwoche in „Mitte von Mittelerde“ umbenannt. Die Stadt feiert, was das Zeug hält.

Kein Wunder: die Film- und Fernsehindustrie wächst seit Jahren, ihr Anteil an der Gesamtwirtschaftsleistung hat sich von 2005 bis 2011 praktisch verdoppelt, mit einem Bruttoerlös von 1,4 Milliarden Neuseeland-Dollar – knapp eine Milliarde Euro. Berücksichtigt man Zulieferer, dürfte das Filmgeschäft doppelt so viel einbringen und damit deutlich mehr als etwa die Weinindustrie, wie die Consultingfirma PwC 2008 schrieb.
 
Es begann eigentlich schon 1896, als der Franzose Gaston Melies in Neuseeland „The Vanishing Lady“ drehte. Das Stück gilt heute als erster Film mit Spezialeffekten. Fast 100 Jahre später, 1994, gewann Regisseurin Jane Campion mit „Das Piano“ die ersten drei Oscars für einen neuseeländischen Film. Jackson drehte zu der Zeit Horrorfilme, wie „Bad Taste“ und „Heavenly Creatures“, mit dem Kate Winslet als mordender Teenager 1994 ihre Karriere begann.
 
1993 legte Jackson zusammen mit Richard Taylor den Grundstein des kommenden Erfolgs: Er gründete Weta Digital, heute weltführend unter den Firmen für digitale Spezialeffekte. Das Unternehmen beschäftigt fast 1000 Leute. Die „Herr der Ringe“-Trilogie folgte 2001 bis 2003, und der Erfolg zog andere Produktionen an: „Der letzte Samurai“ etwa 2003, „Die Chroniken von Narnia“ 2005. Jackson brachte in dem Jahr auch ein Remake von „King Kong“ heraus. In Neuseeland entstanden 128 Filme zwischen 2000 und 2009 – 166 waren es in den 60 Jahren davor.
 
Die Produktionen schlugen so hohe Wellen, dass einer der Großen aus Hollywood aufmerksam wurde: „Titanic“-Regisseur James Cameron kam 2009 nach Wellington, um bei Weta Digital seinen 3D-Science Fiction „Avatar“ zu produzieren. „Hier ist eine globale Industrie entstanden, die es mit Los Angeles und London aufnehmen kann“, sagte er kürzlich in einem Interview. Cameron will künftig einen Teil des Jahres in Neuseeland verbringen. Auch Steven Spielberg kam mit seinem Projekt „Die Abenteuer von Tim und Struppi“ 2011 nicht an Jackson vorbei. Für den Film mit Computeranimationen engagierte er ihn als Produzenten.
 
Wellington hat mit „Avatar“ und „Die Rückkehr des Königs“ aus der „Herr der Ringe“-Trilogie zwei der vier erfolgreichsten Filme aller Zeiten hervorgebracht. Avatar spielte 1,6 Milliarden US-Dollar (1,3 Milliarden Euro) Gewinn ein, „Die Rückkehr des Königs“ knapp 480 Millionen. Wellington genießt den Ruhm, doch ging Einwohnern Jacksons Ansinnen, am Flughafen ein 28 Meter hohes Schild „Wellywood“ zu installieren, zu weit. Die 500 000-Einwohner-Stadt habe es doch gar nicht nötig, sich als Imitat von Hollywood zu vermarkten, meinten sie. [David Barber/Christiane Oelrich/hjv]

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