„Zu guter letzt“: Tragikomödie um den perfekten Nachruf

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Bild: © Romolo Tavani - Fotolia.com
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Ab Donnerstag stellt die Tragikomödie „Zu guter letzt“ die Frage nach dem perfekten Nachruf, den man wohl besser zu Lebzeiten anfertigen lassen sollte, um seine Person im Nachhinein gemäß der eigenen Wahrnehmung glänzen zu lassen. Doch was passiert, wenn die Leute keine positiven Erinnerungen an einen haben?

Je älter man wird, desto stärker befasst man sich auch mit dem Tod. Er ist unausweichlich und macht keine Unterschiede, egal, was man im Leben alles erreicht hat. Harriet (Shirley MacLaine) ist mit ihren 81 Jahren gerade an diesem Punkt des Lebens angelangt. Sie hat alles erreicht, ist wohlhabend, hat sich stets durchgesetzt und ist vermutlich die einzige Person auf dieser Welt, die ihre Hecke perfekt schneiden kann, ihre Frisur perfekt styled, ihr Essen perfekt zubereitet und genau das tut, was sie von sich erwartet. Und das, obwohl sie mehrere Bedienstete hat, die das für sie erledigen könnten. Jedoch machen diese Fehler und sie ist ein Kontrollfreak. Harriet ist eine Perfektionistin, die von sich selber glaubt, immer recht zu haben und stets das richtige zu tun. Und damit vergrault sie sämtliche Menschen ihrer Umgebung.
 
Dieser Situation gewahr, will sie sich mit einer Überdosis Tabletten und ihrem Lieblingswein ein unperfektes Ende ersparen. Alles muss durchgeplant sein, selbst der Tod. Sie wird gerettet und schickt sich kurz nach der Krankenhaus-Entlassung an, einen zweiten Versuch zu starten.

Ein ungeplanter Zufall bzw. ein Missgeschick will es, dass ihr Blick über die Todesanzeigen gleitet und sie den Plan fasst, noch vor ihrem Ableben einen Nachruf verfassen zu lassen, der ihr gefällt und der ihr aufregendes, von Erfolgen gezeichnetes Leben akkurat widerspiegelt. Dafür heuert sie von der New York Gazette, einer Tageszeitung, die sie lange Zeit mit Marketing-Geldern unterstützte, die junge Schreiberin Anne (Amanda Seyfried) an, die genau jenen Nachruf bis zum nächsten Montag verfassen soll.
 
Logischerweise ist Harriet enttäuscht über den ersten Entwurf, während Anne keinen einzigen Angehörigen, Vertrauten, Kollegen finden konnte, der auch nur annähernd etwas gutes über die anstrengende Dame berichten konnte. Da Harriet schon immer strukturiert nach Lösungen für alle möglichen Probleme suchen musste, entschließt sie sich, eine Veränderung durchzumachen, zu jemanden, der alle vier Punkte eines guten Nachrufs erfüllt: Eine sie liebende Familie, eine Respektsperson vor den Arbeitskollegen, jemand, der ein anderes Menschenleben positiv beeinflusst hat sowie jemand, der eine „Wildcard“ besitzt, also ein besonderes Markenzeichen, Interesse oder eine außergewöhnliche Fähigkeit. Was wie eine Image-Kampagne beginnt, gipfelt in einem generationenübergreifenden Roadtripp, während dem drei allein gelassene Individuen gemeinsam das Leben wiederentdecken.
 
Es ist kein Geheimnis, dass Regisseur Mark Pellingtons („Arlington Road“, „The Mothman Prophecies“, „Henry Poole“) mit seinem „The Last Word“ (was durchaus zweideutig zu lesen ist), wie der Film im englischen Original heißt, in eine bekannte Kerbe schlägt. Es gibt schon so einige wunderbare Filme, die Charaktere zeigen, die in der Nähe zum Tod das Leben viel intensiver erfahren und viel stärker wertschätzen, als in den unzähligen Jahren zuvor. Man denke nur an „A Single Man“, in dem der von Colin Firth gespielte Charakter noch einen letzten, grandiosen Tag erleben möchte, bevor er Selbstmord begeht. Oder an „Ein Mann Names Ove“, wo der unverbesserliche Perfektionist, seinem Leben kein Ende versetzen kann, weil die Welt dort draußen ständig alles falsch macht.
 
Trotz der Fülle wirklich guter Filme dieser Art, macht es doch immer wieder Spaß, das potenziell verpasste Leben, vor Augen geführt zu bekommen, sodass der Zuschauer zumindest für die Dauer des jeweiligen Filmes aus der Lethargie seines Alltags gerissen wird. Dies trifft auch auf „Zu guter letzt“ zu, der mit einem brillant miteinander funktionierenden Duo auftrumpft und Shirley MacLaine als (fast) unverbesserliche Macherin zeigt, die Amanda Seyfrieds Rolle an die Grenzen (ihres Verstandes) treibt und dennoch vom Publikum ins Herz geschlossen wird.
 

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Und obwohl es sich um so ein „Mutter-Tochter“-Ding dreht bzw. um eine Ersatzfamilie, werden auch Männer ihren Spaß an dieser tragisch, romantischen Komödie haben, zumal es kaum Schmalz zu vermelden gibt. Stattdessen gibt es sogar einen großartigen Indi-Soundtrack zu entdecken sowie die Erkenntnis, dass sich auch sozial „inkompatible“ Personen wie Harriet zu dem entwickeln mussten, was sie heute sind. Und dieser Weg ist das interessante an jedem Individuum.
 
Ob Anne ihr Projekt zur Zufriedenheit ihrer störrischen Chefin vervollkommnen kann, wie sich die Beziehung mit dem „Risikokind“ Brenda (AnnJewel Lee Dixon) entwickelt und was aus Harriets Selbstmordabsichten wird, das erfahren Sie ab diesem Donnerstag, wenn „Zu guter letzt“ in den Kinos anläuft.Kinokritiken im Überblick
[ft]

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  • Inhalte_Kino_Artikelbild: © Romolo Tavani - Fotolia.com

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