Für das Recht auf Abtreibung: „Du bist nicht allein“ jetzt im Streaming

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Das Abortion Dream Team protestiert
Foto: Viaplay

Der Dokumentarfilm „Du bist nicht allein“ porträtiert Frauen, die in Polen für körperliche Selbstbestimmung und die Entkriminalisierung von Abtreibungen kämpfen.

Karolina Domagalska eröffnet ihren Film zunächst mit einem komplett schwarzen Bild. Da sind nur Stimmen zu hören, Telefonate. Menschen melden sich bei dem sogenannten „Abortion Dream Team“ (so lautet auch der Originaltitel des Films), um sich Rat zum Thema Schwangerschaftsabbruch einzuholen. Sie holen sich Hilfe im Verborgenen, vorbei an den öffentlichen Tabus und politisch verhängten Restriktionen, die Abtreibungen unter Strafe stellen und fast ausnahmslos verbieten.

„Polen hat eines der strengsten Abtreibungsgesetze weltweit“, heißt es kurz und knapp auf einer einleitenden Texttafel zu Beginn des Films. Mit den genaueren politischen Hintergründen beschäftigt sich aktuell auch ein anderer Dokumentarfilm in der Arte-Mediathek. Nach den anonymen Telefonaten folgt dann der Bruch: Es geht nach draußen auf die Straße, hinein in den Protest. Eine Demonstration gegen das Abtreibungsverbot. Und die konservativen Gegendemonstranten lassen nicht lang auf sich warten.

Foto: Viaplay

Darum geht’s in „Du bist nicht allein“

„Abortion Dream Team“ oder „Du bist nicht allein“, so der deutsche Titel, beleuchtet die Arbeit der Aktivistinnen Justyna, Natalia, Karolina und Kinga. Die vier Frauen mit unterschiedlichen beruflichen Hintergründen kümmern sich im Zuge der verschärften Gesetzeslage seit 2016 um Frauen in Not. Sie stehen ihnen mit Rat und Tat zur Seite, damit die Hilfesuchenden ihre Schwangerschaftsabbrüche sicher durchführen oder durchführen lassen können.

Das Abortion Dream Team (ADT) stellt unter anderem medizinische Anleitungen zur Verfügung, begleitet die Betroffenen durch deren Schmerz, informiert die Öffentlichkeit mit Social-Media-Kampagnen. Die Gruppe organisiert Protest gegen ein System, das Frauen unterdrückt, kriminalisiert oder das politische Gesetz über das bedrohte Leben der Mutter stellt, wie der Film anhand des Todesfalls einer 30-Jährigen beispielhaft illustriert.

Im März 2025 eröffnete das Abortion Dream Team (ADT) zudem eine eigene Beratungsstelle für betroffene Frauen in Warschau. Ebenfalls begleitet von heftigem Gegenprotest, wie die „Deutsche Welle“ berichtete. Im vergangenen Jahr soll das ADT 47.000 Frauen bei der Abtreibung unterstützt haben, entweder mit Informationen über die benötigten Medikamente oder durch die Organisation der Abtreibung im Ausland, kann man dem Bericht dazu entnehmen.

Szene aus Du bist nicht allein (Abortion Dream Team)
Foto: Viaplay

Dokumentation eines Widerstands

Die Regiearbeit von Karolina Domagalska verzichtet in diesem neu veröffentlichten Dokumentarfilm auf einordnende Voice-Over- und Interviewtexte. Ebenso wenig rekonstruiert „Du bist nicht allein“ den genauen Hergang der politischen Entwicklungen in Polen über die letzten Jahre. Stattdessen präsentiert sich der knapp 80 Minuten lange Film vor allem als Alltagsdokumentation. Er zeigt die vier Protagonistinnen bei der Arbeit, beim Organisieren und Demonstrieren.

Immer wieder werden Treffen und Telefonate mitgeschnitten, auch private Telefonate, in denen sich der politische Konflikt fortsetzt. Dazu werden wiederholt Textnachrichten und Netzkommentare im Bild eingeblendet: Lob, Dankesschreiben, Hilferufe, aber auch Hassnachrichten und Gewaltaufrufe gegen die Aktivistinnen. „Du bist nicht allein“ zeigt anhand mehrerer Situationen, auf welche Gegenwehr die Frauen stoßen, welche Strafen ihnen drohen. Der Film fängt ein, wie sie öffentlich als Mörderinnen verunglimpft werden und schließlich mit den Behörden in Konflikt geraten.

Hier kann man den Film streamen

Seit dem 2. Juni 2025 kann man „Du bist nicht allein“ bei Viaplay streamen. In Deutschland ist der skandinavische Streaming-Anbieter seit dem vergangenen Jahr als kostenpflichtiger Channel bei Amazon Prime Video verfügbar. Im Juni 2025 sind außerdem weitere Kinovorführungen von „Du bist nicht allein“ in Berlin im Rahmen des Dokumentale-Festivals geplant.

Den Trailer zum Film kann man hier sehen:

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5 Kommentare im Forum
  1. Leider wird Abtreibung immer mehr als Frauenrecht dargestellt. Dabei wird verschwiegen das die überwiegende Mehrheit der Frauen die eine Abtreibung durchgeführt hat psychisch darunter leidet, in vielen Fällen sogar schwer. Ganz unerwähnt bleiben körperlichen Komplikationen die gar nicht so selten sind. Bei Abtreibungspillen werden Frauen oft hilflos allein gelassen. Leider werden auch viele Frauen von ihren Eltern, von ihrem Umfeld und sehr oft von den Partnern zu diesem Schritt gezwungen. All das spricht dagegen von einem Frauenrecht zu sprechen, den es stellt sich die berechtigte Frage, ob es für betroffene Frauen tatsächlich die beste Entscheidung ist. Die beste Entscheidung ist, Frauen in ungewollten und/oder schwierigen Schwangerschaften nicht allein zu lassen, sie gut offen und vor allem ehrlich zu beraten und mit ihnen nach bestmöglichen Lösungen für sich selber und das ungeborene Kind zu suchen. Frauen Hilfe gegen Druck aus der eigenen Partnerschaft und Familie zu geben, dort kommt der Druck her, nicht wie oft kommuniziert wird von Lebensschützern. Frauen brauchen Verständnis und solche Hilfe, die Ihnen wirklich weiterhilft und das ist nicht die Abtreibung.
  2. Irgendwie ist der Zeitgeist des modernen Westens schizophren - es wird sich für alle möglichen & vorstellbaren (und unvorstellbaren) Minderheiten stark gemacht, aber wenn man für das Recht auf Tötung von Leben ist, gehört man natürlich zu der aufgeklärten, moralisch guten Seite. Wenn es um Selbstbestimmung und Moral geht, sollte man vielleicht mal an anderer Stelle ansetzen, was die Verhinderung von ungeborenem Leben angeht. Die Grundprinzipien lernt man ja schon in den ersten Schuljahren. PS: sehr guter Kommentar von @Mike74
  3. Ungewollter Schwangerschaften erst gar nicht entstehen lassen. Wäre die beste aller Möglichkeiten.
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