„Neues aus der Welt“: Western mit Tom Hanks und Helena Zengel ab heute auf Netflix

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„Neues aus der Welt“ ist ein stiller Film, ohne laute Schießereien und viele Worte. Der Western mit Tom Hanks und Helena Zengel startet heute bei Netflix.

Die zehnjährige Johanna oder Cicada, wie sie von den Kiowa-Indianern genannt wurde, spricht nur im Stammesdialekt und in Zeichensprache, dazu ein paar Brocken Deutsch, Englisch versteht sie nicht. Die Berliner Schülerin Helena Zengel spielt dieses verwaiste Mädchen in den Weiten von Texas von 1870, wortkarg, aber mit unglaublicher Ausdrucksstärke.

Die packende Nebenrolle an der Seite des zweifachen Oscar-Preisträgers Tom Hanks brachte der ZwölfJährigen in Hollywood schon Nominierungen für einen Golden Globe und die Preise des US-Schauspielerverbands ein. Hanks spielt die Hauptrolle des Captains Jefferson Kyle Kidd, ein Veteran des amerikanischen Bürgerkrieges, der nun als Nachrichtenbote durch Texas reist und den Menschen aus Zeitungen vorliest.

Auf einer Fahrt mit seinem Kutschenwagen trifft der Witwer auf das verstörte Mädchen, nun zum zweiten Mal verwaist. Sechs Jahre zuvor hatten Indianer ihre deutsche Einwandererfamilie getötet und das Kind aufgezogen, nun wurde ihre Stammesfamilie Opfer von Soldaten. In einem entlegenen Teil von Texas hat sie Verwandte, Kidd will sie dorthin bringen. „Sie soll lachen dürfen und träumen, sie braucht neue Erinnerungen“, erklärt der Captain.

Hanks begeistert von Helena Zengel und ihrer „unglaublichen Ausdruckskraft“

Der britische Regisseur Paul Greengrass ist für Action-Thriller wie „Das Bourne Ultimatum“ und „Captain Phillips“ (mit Hanks) bekannt. Nun zieht er mit epischen Bildern von weiten Landschaften in seinen Bann. Das Drehbuch stammt von dem Australier Luke Davies, der schon in „Lion – Der lange Weg nach Hause“ ein Kinderschicksal feinfühlig erzählte.

Das Drama mag im Wilden Westen spielen, doch „Neues aus der Welt“ fühlt sich zeitgemäß an. Nach dem Bürgerkrieg (1861-1865) zwischen den Unionsstaaten im Norden und den Konföderierten des Südens ist das Land gespalten, von Rassismus und Misstrauen geprägt. Captain Kidd überbringt Nachrichten von neuen Technologien, wie Eisenbahnen, und erzählt von Krankheiten und der Aussicht auf Heilmittel.

In dem deutschen Drama „Systemsprenger“ (2019) konnte Zengel in der Rolle eines schwer erziehbaren Mädchens schreien und toben. In ihrem englischsprachigen Filmdebüt muss sie fast wortlos mit Mimik agieren. Hanks zeigte sich von dem jungen Co-Star und ihrer „unglaublichen Ausdruckskraft“ begeistert.

In Zengels Blitzkarriere gibt es nur einen Wermutstropfen. Wegen der Corona-Pandemie fällt der weltweite Kinostart aus, der Film wechselte zum Streaming. Ab heute ist er bei Netflix zu sehen. „Es ist echt schade, weil es ist mein allererstes Mal in Hollywood und dann gleich so ein großer Film. Und dann kommt der nicht in die Kinos“, sagte Zengel im dpa-Interview.

[Barbara Munker]

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