Studie: IPTV hat langfristig keine Chance

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Trotz solcher Nachrichten wie dem Start weiterer HD-Sender über das Telekom-IPTV-Angebot, haben es Internetfernseh-Plattformen in Deutschland schwer. Das ist zumindest das Ergebnis einer Studie, die den deutschen IPTV-Markt unter die Lupe genommen hat.

IPTV-Anbieter fassen nur schwer Fuß im deutschen TV-Markt. Das ist das Ergebnis einer Studie des Medien-Marktforschungsunternehmens Screen Digest. Danach nutzen etwa eine Million deutsche Haushalte T-Home Entertain IPTV. Die Zahl der Abos scheint allerdings zurückzugehen. Im zweiten Quartal 2010 haben sich 37 Prozent weniger Haushalte einen Neuanschluss zugelegt als im Vorjahr. Obwohl die Zahlen positiver als im Zeitraum von 2006 bis 2008 ausfallen, schaffte es die Deutsche Telekom laut Screen Digest bisher nicht, die bei der Markteinführung im Jahr 2006 anvisierte Anzahl von Neukunden zu gewinnen.
 
„Die Branche hat sich schwer verrechnet. Der Verbraucher zahlte die für IPTV festgelegten Preise nur ungern. Daher nahmen weitaus weniger Haushalte als zu Beginn erwartet die Dienstleistung in Anspruch,“ so das ernüchternde Fazit von Richard Broughton, Senior Analyst des Screen Digest TV-Teams. Deutsche Haushalte stünden Bezahl-TV-Paketen, im Vergleich zu anderen Haushalten in Westeuropa, eher skeptisch gegenüber.
 
In Deutschland koste das Fernsehen über Satellit oder Kabelfernsehen (CATV) häufig weitaus weniger, als woanders. „Dass die Deutschen schwer davon zu überzeugen sind, auf einmal mehr zu zahlen, hat die Telekom erst spät erkannt. T-Home Entertain hat lange gebraucht, um zu wachsen“ so Broughton. Erst als die Preise 2008 und 2009 fielen, sei die Nachfrage gestiegen.

Trotz der eher verhaltenen Zahlen beabsichtigt der Mobilfunkanbieter Vodafone den deutschen IPTV-Markt, der bisher von der deutschen Telekom dominiert wird, mit seiner Set-Top-Box für Hybrid-IPTV aufzurollen. Vodafones neue IP-Satellite Hybrid-Box soll noch in diesem Jahr auf den Markt kommen. Gewinne will das Unternehmen aus der durch Vodafones IPTV-Plattform ermöglichten Video-On-Demand (VOD) Funktion und der Neukundengewinnung für Internetdienstleistungen erzielen. Die Marktforscher beurteilen aber die Chancen von IPTV schlecht: „IPTV wird in seiner aktuellen Form kein Kassenschlager und es ist davon auszugehen, dass es ein Nischenprodukt für den anspruchsvollen Verbraucher bleibt.“ Auch wenn Deutschland anhand der Anzahl der Haushalte ein attraktiver Markt wäre, sei davon auszugehen, dass IPTV den Durchbruch zum Massenprodukt nicht schaffen wird.
 
Auch in der Gesamtübersicht für Westeuropa im zweiten Quartal 2010 hat das Wachstum von IPTV laut Screen Digest den größten Tiefschlag innerhalb der letzten zwei Jahre erlitten. Anbieter in gesättigten Märkten und mit mehr Wettbewerbern hat es ebenfalls schwer getroffen. Verbraucher sind aufgrund des Politik-Sparkurses und der ungewissen Wirtschaftslage in ihrer Kauflaune zurückhaltend. Europa werde bald als größter IPTV-Markt weltweit vom Asien-Pazifik-Raum eingeholt. Dabei gilt China als größter Wachstumstreiber. [mw]

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65 Kommentare im Forum

  1. AW: Studie: IPTV hat langfristig keine Chance "In Deutschland koste das Fernsehen über Satellit oder Kabelfernsehen (CATV) häufig weitaus weniger, als woanders." Ist das Triple play?
  2. AW: Studie: IPTV hat langfristig keine Chance Na dann komm ich mal mit nem Gegenbeispiel: Bei Unitymedia kostet schon ein analoger Kabelanschluss 17,90 Euro monatlich und enthält rund 33 Sender. Entertain von der Telekom kostet 45 Euro. Wenn man nun davon die 30 Euro abzieht, die auch alle Mitbewerber für einen DSL-16-MBit-Zugang verlangen, bekommt man also für 15 Euro 70 digitale Sender bei Entertain, statt nur 33 analoge Sender bei Unitymedia für drei Euro mehr!
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